Handball HSV Hamburg zittert weiter um Existenz

Sportlich erfolgreich, finanziell am Abgrund. Hamburgs Handballer kämpfen weiter um ihre Zukunft. Konkrete Aussagen gab es aber auch nach dem triumphalen 36:29-Heimsieg über die Füchse Berlin nicht.

Handball-Bundesliga: HSV Hamburg schlägt Füchse Berlin
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HSV schlägt Füchse

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Mitten in der Pressekonferenz ergriff Matthias Rudolph das Wort. Er habe eine Mannschaft gesehen, "die dank ihres Trainers schon in den vergangenen Spielen Handball-Heldenleistungen gebracht hat", sagte der Mehrheitsgesellschafter des finanziell schwer angeschlagenen Handball-Bundesligisten HSV Hamburg. "Eine Mannschaft, die für den Verein, die Stadt und ihre Fans diese Leistung gebracht hat. Dafür möchte ich Danke sagen."

Doch ob diese Aussage den Hanseaten, die zuvor beim 36:29 über die Füchse Berlin sportlich einmal mehr überzeugten, eine echte Zukunft eröffnet, ist nach wie vor offen. Hauptgeldgeber Andreas Rudolph, der Bruder des Mehrheitsgesellschafters, äußerte sich im Radiosender NDR 90,3 am Donnerstag mit den Worten: "Meiner Meinung nach sind sie nicht mehr zu retten." Konkreter wurde der Mäzen aber nicht.

Die Spieler, die seit zwei Monaten auf ihre Gehälter warten, hielten sich zurück. Auf die Frage, ob man ein Projekt wie den HSV Handball sterben lassen könne, antwortete Torwart Johannes Bitter zunächst mit Aussagen über die Angriffs- und Abwehrleistung seines Teams gegen die Berliner. Dann sagte er doch, dass das "Projekt sportlich erfolgreich und die Mannschaft sehr tragfähig sei". Vorwürfe wie von Melsungens Coach Michael Roth, dass der HSV nur wegen der schwierigen Finanzlage derzeit so erfolgreich Handball spielen würde, wies Bitter als "respektlos" zurück. In die gleiche Kerbe schlug auch Trainer Michael Biegler: "Mich stört, dass in den vergangenen Tagen gesagt wurde, die Mannschaft würde aufgrund der Situation ohne Druck spielen, denn dann würden alle individuell spielen. Wir spielen aber mit System."

In den folgenden drei Partien, sofern diese stattfinden, wird Biegler das Team nicht betreuen. Als Nationalcoach muss der 54-Jährige Polen auf die Heim-EM im Januar vorbereiten. Wer das Training übernimmt, ist offen. Fitzek will weiter seinen Job tun: die Organisation des Trainingsbetriebs, Gespräche mit den Gläubigern, die auf einen Millionenbetrag warten, und ein enger Kontakt zum Liga-Verband HBL. Bei dem hat der HSV, wie andere Clubs, im Nachlizenzierungsverfahren Zahlen eingereicht, die von Freitag an geprüft werden.

Auf welch wackeligen Beinen die Zukunft des deutschen Meisters von 2011 und Champions-League-Siegers von 2013 steht, zeigt Fitzeks Antwort auf die Frage, ob der HSV zum nächsten Heimspiel gegen den SC Magdeburg (20. Dezember) antreten werde: "Gute Frage, nächste Frage." Ex-Nationalspieler Stefan Kretzschmar hofft, dass es beim HSV weiter geht. Ein Aus "wäre für den Handball insgesamt eine Katastrophe."

(sid)
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