Nach Lizenzentzug für Pleite-Klub HSV Hamburg droht eine Klagewelle

Der Bundesliga-K.o. für den HSV Hamburg ist nach dem Lizenzentzug perfekt, den Hanseaten droht nun eine Klagewelle.

Fragen und Antworten zur Insolvenz des HSV Hamburg
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Foto: dpa

Während Insolvenzverwalter Gideon Böhm den gefallenen Topklub HSV Hamburg abwickelt, drohen die Konkurrenten und der Ligaverband mit einer Klagewelle: Nach dem Lizenzentzug für den Pleite-Klub von der Elbe steht die Handball-Bundesliga vor langwierigen juristischen Scharmützeln.

"Es ist erheblicher Schaden entstanden", sagte Liga-Chef Frank Bohmann dem SID. Der Verband werde "in jedem Fall eine rechtliche Prüfung vornehmen lassen" und damit ermitteln, ob sich vor Gericht ausstehende Forderungen eintreiben lassen. Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, bezifferte den finanziellen Nachteil für die gesamte Liga auf eine siebenstellige Summe.

Am Mittwoch hatte die Lizenzierungskommission der HBL dem Champions-League-Sieger von 2013 "aufgrund gravierender Verstöße gegen zwingend einzuhaltende Verpflichtungen" die Lizenz entzogen, die Hanseaten stehen damit als erster Absteiger fest. Laut Statuten dürfen sie die Saison noch zu Ende spielen, woran in der Szene allerdings niemand mehr glauben mag.

Die Abmeldung vom Spielbetrieb steht weiter bevor. "Heute ist nicht mit einer offiziellen Stellungnahme zu rechnen", sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters Böhm am Donnerstag auf Anfrage des sid, eine Entscheidung soll voraussichtlich Anfang kommender Woche mitgeteilt werden. Ab Sommer streben die Hamburger einen Neuanfang in der 3. Liga an.

Auch Dierk Schmäschke, Geschäftsführer der SG Flensburg-Handewitt, weiß noch nicht mehr. Für den 10. Februar ist das erste Heimspiel der Rückrunde gegen die Hamburger angesetzt. "Ich habe noch keine Absage vom HSV bekommen. Stand heute könnte das Spiel stattfinden", sagte Schmäschke dem sid: "Ich habe versucht, eine Antwort zu kriegen. Aber ich habe noch keine erhalten."

Sollte der HSV, der längst nur noch einen Rumpfkader beisammen hat, die verbleibenden 14 Spiele nicht absolvieren können, drohen Schadenersatzklagen an breiter Front. "Wir machen uns in alle Richtungen Gedanken", sagte Schmäschke, "das ist klar". Auch der nach den neuesten Entwicklungen zu unrecht abgestiegene GWD Minden prüft seine Optionen.

"Ich gehe davon aus, dass sich viele Beteiligte darüber klar werden, wie sie ihre rechtlichen Positionen vertreten werden", sagte Bohmann: "Das kann dazu führen, dass es zu Klagen vor Zivil- und Strafgerichten kommt." Der Liga-Boss schätzt darüberhinaus den "immateriellen Schaden", den die Marke Handball-Bundesliga durch die Pleite erlitten hat, als "nicht unerheblich" ein.

"Das ist ein Zustand, der sich über zwei Jahre hinzieht", sagte Schmäschke über das Drama in Hamburg, permanent habe der HSV für "Unruhe und Negativschlagzeilen" gesorgt. Und auch Hanning, der den Klub selbst als Trainer mit aufgebaut hatte, schätzt die leidige Geschichte getreu dem Motto "lieber ein Ende mit Schrecken, als Schrecken ohne Ende" ein.

Auch wenn der HSV im Inneren noch immer ein Stück weit sein Kind sei - "wenn ein Kind eine Straftat begeht, gehört es bestraft", sagte Hanning am Rande der EM in Polen: "Trotzdem ist es sehr, sehr schade."

(old/sid)
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