Handball-Nationalmannschaft Endspurt im Kampf um die EM-Plätze

Düsseldorf · Noch zweimal kann Handball-Bundestrainer Christian Prokop den Ernstfall testen. 20 Spieler präsentieren sich beim Lehrgang in Stuttgart, maximal 16 können beim Auftakt am 13. Januar gegen Montenegro dabei sein.

Das ist Christian Prokop
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Foto: dpa, frg nic

Der Fahrplan ähnelt dem vor zwei Jahren. Auch damals war Island der Gegner bei der Generalprobe für die Handball-EM. Dem 26:25 am 9. Januar in Kassel folgte einen Tag später das 24:27 in Hannover. Das Ende ist bekannt. Drei Wochen später staunte die Handballwelt über eine deutsche Mannschaft, deren Akteure sich in einen Rausch spielten, in einigen Begegnungen auch das nötige Glück hatten und den Finalort Krakau als Europameister verließen. Diesmal finden die letzten Härtetests heute in Stuttgart (18.15 Uhr) und am Sonntag in Neu-Ulm (14 Uhr) statt.

Wann und wo findet die EM statt?

Das Turnier in Kroatien beginnt am 12. Januar. Das Finale wird am 28. Januar in Zagreb ausgetragen.

Wer ist dabei?

16 Mannschaften haben sich qualifiziert. Die Vorrunde (12. bis 17. Januar) findet in Split (Schweden, Island, Kroatien, Serbien), in Porec (Weißrussland, Österreich, Frankreich, Norwegen), in Varazdin (Spanien, Tschechien, Dänemark, Ungarn) und in Zagreb (Deutschland, Montenegro/13., Mazedonien/15., WM-Dritter Slowenien/17.) statt.

Wie ist der Weg ins Finale?

Aus jeder Gruppe erreichen drei Mannschaften die Hauptrunde /18. bis 24. Januar). Die in der Vorrunde gegen die beiden anderen Teams erzielten Punkte werden mitgenommen. Gespielt wird in Zagreb (Gruppe A und B) und Varazdin (C und D). Das Halbfinale (26.) und der Kampf um Titel und Medaillen (28.) finden in Zagreb statt.

Wer überträgt die Spiele?

Vor einem Jahr ermöglichte ein Sponsor des DHB erst kurz vor WM-Beginn, dass immerhin Bilder im Internet zu sehen waren. Diesmal sind die öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten am Start. ARD und ZDF übertragen die Auftritte der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Als Experten sind Dominik Klein (ARD), Weltmeister 2007, und der 101-malige Nationalspieler Sven-Sören Christophersen dabei.

Alle Spiele ohne deutsche Beteiligung sind online zu sehen auf www.handball-deutschland.tv.

Wer gehört zu den Titelkandidaten?

Der Kreis ist groß. Weltmeister Frankreich, Olympiasieger Dänemark, der erstmals vom Bundesligacoach Nikolaj Jacobsen (Rhein-Neckar) betreut wird, Gastgeber Kroatien, der wieder vom Erfolgstrainer Lino Cervar (67) vorbereitet wird und endlich seinen ersten EM-Titel holen will, gehören ebenso dazu wie Titelverteidiger Deutschland. Aber auch der WM-Zweite Norwegen, Schweden und der EM-Zweite Spanien haben interessante Mannschaften. Und vielleicht steht am 28. Januar eine Mannschaft ganz oben bei der Siegerehrung, die - wie vor zwei Jahren die deutsche in Polen - kaum einer auf der Rechnung hatte.

Wer schafft es in den EM-Kader?

28 Spieler hatte Bundestrainer Christian Prokop in seinen vorläufigen Kader geholt, 20 kämpfen derzeit in Stuttgart um 16 Plätze. "Es ist noch keine Entscheidung gefallen", betont der Nachfolger des Isländers Dagur Sigurdsson, der nach der WM zum japanischen Verband wechselte. Vielleicht startet Prokop mit nur 15 Spielern in die EM. Während der Vorrunde, der Hauptrunde und ab dem Halbfinale kann er jeweils zwei Mann wechseln. Mit gerade einmal neun Tagen, an denen auch noch die Island-Spiele stattfinden, ist die Vorbereitungszeit auf ein derart anspruchsvolles Turnier extrem kurz.

Welche Positionen sind am härtesten umkämpft?

Im Tor sind Andreas Wolff und Silvio Heinevetter, sofern sie gesund bleiben, gesetzt. Auch auf den Außenpositionen stehen die Kandidaten fest: Uwe Gensheimer und Rune Dahmke links, Patrick Groetzli und Tobias Reichmann rechts. Ungewiss ist, ob Prokop jede Position doppelt besetzt, denn er hat viele qualifizierte Kandidaten für die drei Rückraumpositionen. Neun Profis empfehlen sich mit unterschiedlichsten Qualitäten, sei es im Angriff oder in der Abwehr. Prokop spricht von "nicht einfachen Entscheidungen". Die Spiele gegen Island geben ihm weitere Fingerzeige. "Im Training", sagt der 39-Jährige, "ist vieles schon sehr gut gelungen. Aber das war alles nur vor leeren Tribünen."

Wie wichtig sind die Island-Spiele?

Neben dem Ende des EM-Castings geht es - wie Kapitän Gensheimer unterstreicht - auch darum, sich ein gutes Gefühl zu holen. In Zagreb muss man möglichst ohne Minuspunkt weiterkommen. Das wird in den "Auswärtsspielen" in der Zagreber Arena (18.600 Plätze) gegen Montenegro, Mazedonien und Slowenien, deren Fans eine kurze Anreise haben, nicht leicht.

(RP)
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