Handball-EM Deutschland fehlen die Stars

Düsseldorf · Noch dreimal testet das Handball-Nationalteam den Ernstfall, ehe am 16. Januar in Breslau der EM-Auftakt gegen Spanien folgt. Auf seiner Homepage wirbt der Deutsche Handballbund (DHB) für die Spiele gegen Tunesien (5. Januar in Stuttgart) und gegen Island (9. Januar in Kassel, 10. Januar in Hannover) mit dem wohl populärsten aktuellen deutschen Nationalspieler. Allerdings fehlt Uwe Gensheimer, einer der weltbesten Linksaußen, nicht nur in den Tests.

Handball: Uwe Gensheimer im Porträt
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Das ist Uwe Gensheimer

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Foto: dpa/Sascha Klahn

Wegen eines Muskelfaserrisses in der Wade und einer Achillessehnenreizung musste der 27-jährige Kapitän Mitte Dezember passen.

Vor einer Woche beim 20:31 in Kiel brach sich Rechtsaußen Patrick Groetzki, Gensheimers Teamkollege beim Erstliga-Tabellenführer Rhein-Neckar, ein Wadenbein. Der Duisburger Patrick Wiencek, der sich in Kiel zu einem starken Abwehrmann und Kreisläufer entwickelt hat, zog sich schon früh in der Saison einen Kreuzbandriss zu. Der in Marienheide aufgewachsene Paul Drux (Berlin), bei der WM im Januar in Katar nahezu unbemerkt zu einem neuen Hoffnungsträger geworden (Bilder waren fast nur im Pay-TV zu sehen), beginnt nach seiner Schulteroperation (Juli) erst wieder mit dem Training.

"Deutschland ist die beste Nation, um solche Ausfälle zu kompensieren. Ich sehe keinen Grund, warum wir keinen guten Handball spielen können", stellte Bundestrainer Dagur Sigurdsson klar. Verletzungen gehören zum Leistungssport, das weiß auch der Isländer. "Wir haben genug Jungs in der Mannschaft, die genug Turniere in den Knochen haben. Die sind alle in der Bundesliga aktiv, sie sind Nationalspieler und können Handball spielen", betonte Teammanager Oliver Roggisch. Für Gensheimer und Groetzki holte Sigurdsson das Melsunger Duo Michael Allendorf und Johannes Sellin in seinen EM-Kader, der sich seit Montag bis heute in Berlin in sechs Trainingseinheiten vorbereitet, ehe am 2. Januar in Stuttgart die heiße Vorbereitungsphase beginnt.

Der Handball tut sich schwer, neue Stars zu präsentieren. Die Nationalmannschaft hat bei der WM endlich mal wieder überzeugt, doch kaum einer hat es mitbekommen. Die Spiele der Champions League werden bei Sky übertragen. Und die bei Sport 1 gezeigten Bundesliga-Begegnungen erzielen längst nicht die Resonanz, wie sie Auftritte einer erfolgreichen Nationalmannschaft haben. Dass Stefan Kretzschmar, der nach Olympia-Silber 2004 seine Karriere im Nationalteam beendete, noch immer als bekanntester deutscher Spieler gilt, spricht Bände.

Auf einen, der sein Potenzial für Schlagzeilen auch außerhalb des Spielfeldes längst abgerufen hat, verzichtete Sigurdsson freiwillig. Torwart Silvio Heinevetter, mit dem der Isländer in seiner Zeit als Coach des Bundesligisten Berlin lange Zeit zusammengearbeitet hat, steht nur auf Abruf bereit. Carsten Lichtlein (Gummersbach) und Andreas Wolff (Wetzlar), der zur neuen Saison zum THW Kiel wechselt, bilden das EM-Duo. Mit seiner emotionalen und oft unorthodoxen Art, mit der er seinen Job des "Tore-Verhindens" ausfüllt, war der 31-Jährige viele Jahre der perfekte Gegenpart zu dem eher unspektakulär spielenden Lichtlein.

Sigurdsson ist überzeugt, dass seine Mannschaft in Breslau in der Vorrunde gegen Spanien, Schweden (18. Januar) und Slowenien (20.) überzeugen wird. Bei der WM reichte es zu Platz sieben. "Wenn es gut läuft, dann ist vielleicht etwas möglich nach oben", betonte er.

Die EM in Polen wird von ARD und ZDF übertragen. Eine gute Gelegenheit, Werbung in eigener Sache zu machen.

(RP)
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