"Entsteht etwas ganz Großes" DHB vor goldener Handball-Zukunft

Der deutsche Handball blickt in eine verheißungsvolle Zukunft. Die Aussichten des DHB-Teams sind prächtig, zudem sorgen die unerwarteten Erfolge endlich wieder für neuen Nachwuchs in den Vereinen.

Handball-EM: Deutschland feiert Halbfinal-Einzug ausgelassen
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Deutsche Spieler nach Halbfinal-Einzug außer Rand und Band

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Bob Hanning wirkte fast ein bisschen gerührt. "Ich habe nach dem Halbfinal-Einzug einige Mails bekommen", erzählte der starke Mann im deutschen Handball mit leuchtenden Augen, "es kommen neue Kinder zu den Vereinen". Die Aussage Hannings ging im Trubel um die deutsche Mannschaft beinahe unter - und doch ist sie für die zuletzt darbende Sportart von zentraler Bedeutung.

Allmählich scheint die Saat aufzugehen, die der Deutsche Handballbund (DHB) schon vor Jahren gesät hat. Die Vision der Verbandsoberen vom Olympiasieg 2020 nimmt deutlich sichtbare Konturen an. Und ganz nebenbei sorgen die überraschenden Erfolge bei der EM in Polen für neue Impulse für die Jugendarbeit in den Klubs. "Das ist genau das, was unsere Sportart wieder mal gebraucht hat, auch um Nachwuchs zu akquirieren", sagte Christian Schwarzer bei t-online.de.

Wohl wahr: Die Zahlen im DHB waren vor dieser Saison alarmierend. Für die Spielzeit 2015/16 meldeten laut eines Berichts des Magazins Handball inside im Dachverband insgesamt 22.192 Mannschaften, damit verlor der Handball in nur einem Jahr über tausend Teams (2014: 23.209). Seit 2010, als noch 26.865 Mannschaften unter dem Dach des DHB organisiert waren, hat der DHB sogar über ein Sechstel der Teams verloren.

Somit kommt der Nationalmannschaft eine zentrale Bedeutung zu, das weiß auch Schwarzer. Der Weltmeister von 2007 sieht ungeachtet des Ausgangs des Medaillenkampfes bei der EM in Polen nach Jahren internationaler Erfolglosigkeit aber inzwischen wieder "etwas ganz Großes" entstehen. "Wir hatten eine kleine Durststrecke, aber jetzt kommen riesengroße Talente nach, die über die nächsten Jahre auch den großen Nationen Paroli bieten und sogar den Welt-Handball bestimmen können", so Schwarzer.

Junge, hungrige Spieler wie Torhüter Andreas Wolff (24) oder Abwehrkante Finn Lemke (23) drängen ins Rampenlicht und sorgen in Deutschland schon jetzt für einen neuen, lange nicht mehr da gewesenen Handball-Hype. "Die Erfolge der Nationalmannschaft sind der Motor unserer Sportart", sagte DHB-Vizepräsident Hanning. Laut Ex-Kreisläufer Schwarzer erntet der Verband "jetzt die Früchte, die wir vor einiger Zeit gesät haben".

Das Netz gratuliert Deutschland zum Halbfinal-Einzug
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Bob Hanning hört solche Worte gern. Der DHB-Sportchef werkelt seit Jahren an der goldenen Zukunft des deutschen Handballs. Spätestens in den 2020er Jahren soll Deutschland wieder zu den führenden Nationen gehören. Dafür gab es in den vergangenen Jahren einen nie dagewesen Umbruch. Der Trainer wurde ausgetauscht, der Präsidentenposten neu besetzt und auch die Strukturen im Verband und rund um die Nationalmannschaft erneuert.

"Wir sind auf einem guten Weg. Der Verband hat sich einmal kräftig durchgeschüttelt und ist jetzt in vielen Bereichen auf dem Weg der Professionalisierung", sagte Hanning dem SID. Gerade im Leistungssportbereich habe man einiges zum Abschluss gebracht und sei "sportfachlich auf einem sehr guten Weg. Trotzdem muss man für den sportlichen Erfolg auch Siegen lernen - und da sind wir erst am Anfang des Weges", sagte Hanning.

Ein wichtiger Faktor für den Aufschwung ist die stark verbesserte Jugendarbeit der Klubs in der Handball Bundesliga (HBL). Die Eliteförderung von DHB und HBL trägt Früchte. Junge deutsche Spieler drängen in die Teams und werden immer stärker auch in den ersten Mannschaften eingesetzt. "Man sieht, dass die Bundesligen mit ihren Nachwuchszentren und der Entwicklung von jungen Spielern jetzt maßgeblich zu den Erfolgen der deutschen Mannschaft beitragen", sagte Hanning.

Hinzu kommt die neue Eintracht auf Funktionärsebene. Die Eiszeit zwischen DHB und HBL ist vorbei, Zusammenarbeit wird plötzlich groß geschrieben. "Angst und Schrecken gibt es nicht mehr, keiner redet über den anderen, sondern wir reden miteinander", sagt Hanning: "Und das ist auch das ganz, ganz große Plus, das uns träumen lässt von den großen Erfolgen, die wir uns alle für unsere Sportart wünschen."

(sid)
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