Handball-Torwart pariert alles Wolff hätte auch die Titanic vor dem Sinken gerettet

Krakau · Er war der Mann des EM-Endspiels. Andreas Wolff brachte die Spanier mit seinen Paraden schier zur Verzweiflung. Bei Twitter wurde er mit Manuel Neuer verglichen – und rettete sogar ein bisschen die Welt.

"Wembley-Tor? Nicht mit Wolff!"
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Er war der Mann des EM-Endspiels. Andreas Wolff brachte die Spanier mit seinen Paraden schier zur Verzweiflung. Bei Twitter wurde er mit Manuel Neuer verglichen — und rettete sogar ein bisschen die Welt.

Andreas Wolff war außer Rand und Band. Mit einer Flasche polnischem Bier in der rechten und der goldenen Meisterschale in der linken Hand hüpfte der Torwart-Titan durch die Katakomben der Tauron Arena von Krakau und brüllte all seine Freude über den fantastischen EM-Coup der deutschen Handballer heraus.

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"Wer nicht hüpft, der ist kein Deutscher", rief Wolff, noch immer euphorisiert von seiner Wahnsinnsleistung im Finale gegen Spanien (24:17). Er genoss die Bierdusche seines Kollegen Ruhne Dahmke in vollen Zügen. "Glaube kann Berge versetzen. Und wir haben bei dieser EM einen ganzen Gebirgszug versetzt", sagte Wolff siegestrunken.

Vor allem dank Wolffs Paradenquote von wahnwitzigen 48 Prozent war das Endspiel am Sonntag kaum nervenaufreibender als der Gruselroman, den er in Polen zur Entspannung zwischen den Spielen gelesen hatte. Das "Tier" im Tor parierte mit rechts, links, der Schulter, der Fußspitze und sogar dem Unterleib - und ließ auch die spanischen Stars zum Abschluss eines grandiosen Turniers reihenweise verzweifeln. Bei Twitter machten sich die User Gedanken darüber, wen oder was Wolff noch so alles gehalten bzw. gerettet hätte (das englische Verb "save" steht für beides).

Bundestrainer Dagur Sigurdsson hatte es angesichts der unfassbaren Darbietung seines Keepers, der schon vor dem Finale zum besten Torhüter des Turniers gewählt worden war, kurzzeitig sogar die Sprache verschlagen. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Man spricht viel über den spanischen Torhüter Arpad Sterbik, der seit 10, 15 Jahren den Welthandball dominiert", meinte der Isländer: "Nun haben wir vielleicht unseren eigenen Sterbik."

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Wolff selbst wollte seinen riesigen Anteil am nicht für möglich gehaltenen Erfolg nicht überbewerten und reichte die Komplimente artig weiter: "Ich glaube nicht, dass ich jemals hinter so einer Abwehr gespielt habe. Das war eine der geilsten Leistungen in der Geschichte des Handballs."

Andreas Wolff, HSG Wetzlar, 24 Jahre alt, 1,98 m lang, 100 Kilo schwer, der Torhüter und absoluter Senkrechtstarter des Europameisters - das wäre vor Wochen noch undenkbar gewesen.

Im Dezember berief ihn Sigurdsson überraschend anstelle des etablierten Silvio Heinevetter. Wolff zahlte das Vertrauen Parade für Parade zurück, stieg schon nach dem zweiten EM-Spiel zur Nummer eins auf, und war im Finale fast überhaupt nicht mehr zu bezwingen.

"Schwierig wird es, wenn der Vollmond verschwindet und er sich wieder in einen Menschen zurückverwandeln muss", schrieb ein User bei Twitter. Ein anderer postete ein Bild von der sinkenden Titanic, gerettet von Wolff, dem Mann mit den übermenschlichen Kräften. Es waren nur zwei von tausenden Einträgen, die seit Wolffs denkwürdiger Vorstellung das Internet überschwemmen. Dem Handball scheint am Sonntagabend ein neuer Superstar geboren zu sein.

Wolff selbst blieb sich auch im Überschwang der Gefühle treu - und kündigte flugs neue Heldentaten mit der Nationalmannschaft an. "Wir haben mit dieser geilen Mannschaft das Potenzial, alles zu gewinnen, was uns im Weg steht", sagte der Schlussmann, ohne mit den Wimpern zu zucken. Ob überhaupt noch eine Steigerung möglich sei? "Wir holen uns noch den WM-Titel und den Olympiasieg. Da wäre also noch Potenzial vorhanden."

(sid)
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