Handball-Bundesliga Entscheidung im Titelkampf vertagt

Kiel/Düsseldorf · Handballmeister Kiel verspielt beim 23:23 gegen Rhein-Neckar eine 22:19-Führung. Beide Teams bleiben nach Minuspunkten gleichauf.

Remis im Spitzenspiel zwischen THW Kiel und Rhein-Neckar Löwen
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THW Kiel - Rhein-Neckar Löwen 23:23

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Den Wurf des Kieler Rückraumspielers Steffen Weinhold von der für ihn ungewohnten Position des Rechtsaußen konnte Niklas Landin abwehren. Doch der Abpraller landete in den Händen von Aron Palmarsson. Der Isländer ließ - fünf Sekunden vor dem Abpfiff - dem in der kommenden Saison im Kieler Trikot aktiven Dänen keine Chance, traf aber nur die Unterkante der Latte. Der Ball sprang ins Spielfeld zurück. Das 23:23-Remis war perfekt.

"Wir hatten es in der Hand. Doch am Ende sitzen wir hier alle recht unzufrieden mit einem Punkt", sagte Kiels Trainer Alfred Gislason. Zuvor hatten alle Akteure ihre Aufgaben sehr intensiv gelöst und demonstriert, dass Handballer wenig Scheu vor schmerzhaftem Körperkontakt haben dürfen. Handball wurde mehr gekämpft als gespielt. Ein Spektakel blieb aus, Spannung wurde aber reichlich geliefert.

21:17 (50.) und 22:19 (55.) führten die Gastgeber, die sich mit einem Sieg etwas Luft im Titelkampf verschafft hätten. Nun warten auf den Tabellenführer noch sechs, auf Verfolger Rhein-Neckar sieben Endspiele. In der vergangenen Saison fiel die Entscheidung nach einem Wettwerfen erst am letzten Spieltag. Die Kieler holten im Fernduell einen Sieben-Tore-Rückstand auf und sicherten sich dank der um zwei Treffer besseren Tordifferenz den 19. Titel. "Wir befinden uns wieder in der Zone, in der wir wissen, dass es um jedes Tor geht", sagte Palmarsson. Ungeachtet des Vorsprungs von 47 Toren ist man in Kiel vorsichtig. "Es ist nach wie vor alles offen", meinte Coach Gislason. Rhein-Neckar-Kapitän Uwe Gensheimer, mit acht Treffern (fünf Strafwürfe) der erfolgreichste Werfer der Partie, sagte bedrückt: "Das Schlimmste ist, dass wir es trotz des 23:23 leider nicht mehr in der Hand haben, deutscher Meister zu werden. Der Vorteil liegt nun bei Kiel, aber wir werden weiter alles versuchen. Es sind noch einige Spiele zu absolvieren."

Gensheimers Hoffnungen ruhen vor allem auf dem nächsten Gegner des Titelverteidigers. Morgen müssen die Kieler zu den heimstarken Magdeburgern, und auswärts hat die Mannschaft von Alfred Gislason schon drei Spiele verloren. "Das wird eine richtig harte Aufgabe", sagt Rückraum-Ass Marko Vujin.

Die Niederlage in Flensburg (22:26) war nicht wirklich eine Überraschung, die Aussetzer gegen Balingen (21:22) und Lemgo (21:27) angesichts des Kieler Kaders schon. Rhein-Neckar hatte das Hinspiel gegen den deutschen Meister mit 28:29 verloren und belastete sein Minuspunktekonto noch durch unerwartete Niederlagen in Erlangen (25:27) und beim Bergischen HC (23:24). Heute wartet auf das Team von Trainer Nicolai Jacobsen, der sich in seiner aktiven Zeit als Linksaußen des THW Kiel den Spitznamen "Zaubermaus" erworben hatte, das Heimspiel gegen Melsungen.

Die Hoffnungen der Gäste, auf der Torhüterposition einen Vorteil zu haben, erfüllten sich nicht. "Er hat leider sehr gut gestanden", lobte Landin seinen Landsmann Kim Sonne. Der 22-Jährige spielt eigentlich in der zweiten THW-Mannschaft, der in der dritten Liga der Abstieg droht. Nach den Ausfällen von Andreas Palicka (verletzt) und Johan Sjöstrand (krank) zeigte Sonne wie schon in den zwei Spielen zuvor eine tadellose Leistung.

(RP)
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