Handball-EM Gegen Schweden schon das erste Endspiel

Breslau/Düsseldorf · Ein Sieg muss am Montagabend gegen den Rekord-Europameister her, will das Handball-Nationalteam bei der EM in Polen die Zwischenrunde erreichen. Gut gekämpft, aber verloren – so lautet das Fazit nach dem 29:32 gegen Spanien.

Ein Sieg muss am Montagabend gegen den Rekord-Europameister her, will das Handball-Nationalteam bei der EM in Polen die Zwischenrunde erreichen. Gut gekämpft, aber verloren — so lautet das Fazit nach dem 29:32 gegen Spanien.

Die Rudelbildung auf dem Spielfeld bekam Steffen Weinhold nicht mit. Auch nicht die Rote Karte für Jorge Maqueda. Der spanische Rückraumspieler hatte ihm am Ende der ersten Halbzeit, als ein Freiwurf noch direkt ausgeführt werden musste, den Ball aus drei Metern ins Gesicht geworfen. Der Kapitän der deutschen Mannschaft sackte zusammen, erlitt - wie sich herausstellte — einen Zahnschaden und eine Gehirnerschütterung. "Er hat keine Kopfschmerzen, sieht keine Doppelbilder und hört gut", sagte Mannschaftsarzt Kurt Steuer. "Es geht mir wieder gut", erzählte Weinhold am Tag danach.

Ob absichtlich abgeschossen oder nicht — für den Kieler kein Thema. "Maqueda kam hinterher noch einmal zu mir, hat sich entschuldigt. Für mich ist das gegessen", sagte der Linkshänder. Die Szene war der unrühmliche Höhepunkt einer intensiv geführten Partie, nach der die Mannschaft von Bundestrainer Dagur Sigurdsson zwischen Genugtuung und Enttäuschung schwankte. Mit 29:32 (15:18) ging das Auftaktspiel bei der EM in Polen gegen einen der Mitfavoriten verloren.

Damit ist die Begegnung heute (20.30 Uhr/Live-Ticker) in Breslau gegen Schweden schon ein erstes Endspiel. Die Skandinavier gewannen gegen Slowenien mit 24:22, verspielten dabei aber fast ihre 16:9-Pausenführung. "Jetzt kommen die Spiele, die wir gewinnen müssen", betonte Teammanager Oliver Roggisch. Am Mittwoch (17.15 Uhr/Live-Ticker) geht es gegen Slowenien. Am Abend steht fest, wer als Gruppenvierter nach Hause fahren muss.

"Wir können stolz sein auf unseren Kampfgeist und wie wir gespielt haben", stellte Bundestrainer Sigurdsson fest. "Wir waren gegen einen der Topfavoriten nicht viel schlechter. Darauf können wir aufbauen", sagte Kiels Rückraumspieler Christian Dissinger, der gegen den starken spanischen Schlussmann Arpad Sterbik sechs Treffer erzielte. Auf Augenhöhe, am Ende aber doch der Verlierer - so lautete das bittere Fazit für die mit 24,9 Jahren im Schnitt jüngste der 16 Mannschaften bei der EM. 9:7 (12. Minute) führte die deutsche Auswahl, präsentierte dabei überraschenden und effektiven Angriffshandball — und lag elf Minuten später mit 11:18 zurück.

"Wenn wir die Bälle vorne wieder so wegschmeißen und die Schweden zu Gegenstößen einladen, wird es sehr schwer für uns", meinte Weinhold. Fünf Angriffe scheiterten in dieser Phase, weil der Ball nicht den Mitspieler erreichte. Dazu stand der spanische Abwehrblock sicher — und den Rest besorgte Sterbik. "Die vielen technischen Fehler haben uns weh getan", urteilte Sigurdsson.

Was zum Debakel zu werden drohte, wurde zur Aufholjagd. Die so souverän scheinenden Spanier zeigten Schwächen. Torhüter Andreas Wolff, beim 10:13 für Carsten Lichtlein eingewechselt, lief in der zweiten Halbzeit zu großer Form auf. Selbst frei vor ihm auftauchende Werfer brachten den Schlussmann aus Wetzlar nicht aus der Ruhe. Mit seinen Paraden hielt er die Hoffnung auf eine Überraschung am Leben. Die schien möglich, als Kreisläufer Erik Schmidt auf 25:26 verkürzte (47.). Doch Würfe von Christian Dissinger, Finn Lemke, Fabian Wiede, Steffen Weinhold und Niclas Pieczkowski blieben erfolglos. Beim 26:30 (55.) hatte der Favorit das Duell entschieden.

Auch gegen die Schweden wird es heute nicht reichen, nur 50 Minuten lang eine starke Leistung zu zeigen. "Solche Schwächephasen wird es immer geben. Wir müssen nur zusehen, dass wir sie minimieren", sagte Teammanager Roggisch.

Klingt simpel, ist es aber nicht.

(RP)
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