Platz 24 in Augusta Chapeau, Bernhard Langer!

Augusta/Düsseldorf · Vor dem Finale des US Masters hatte Bernhard Langer noch Siegchancen. Am Ende landete er auf Rang 24 – und war dennoch zufrieden.

Bernhard Langer verspielt bei Triumph von Danny Willett früh seine Chancen
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Langer verspielt bei Willett-Triumph früh alle Chancen

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Foto: dpa, msc

Vor dem Finale des US Masters hatte Bernhard Langer noch Siegchancen. Am Ende landete er auf Rang 24 — und war dennoch zufrieden.

Es war so wie immer. Bernhard Langer nahm den Golfball, den er auf dem 18. und letzten Grün im Loch versenkt hatte, in die Hand. Er zog seine Kappe vom Kopf und grüßte die Fans, die ihm bei seiner Arbeit zugesehen hatten. Es hätte ein weiterer großer Tag in der erfolgreichen Karriere des Golfprofis sein können — doch die vierte Runde des 80. US Masters in Augusta gehörte nicht zu seinen besseren. Als Dritter war er ins Finale gestartet, nur zwei Schläge hinter Spitzenreiter Jordan Spieth (USA). Als abgerechnet wurde, trennten den Anhauser elf Schläge vom Sieger. Der hieß aber überraschend nicht Spieth. Danny Willet aus England hatte alle überrascht.

"Die ersten drei Tage waren wirklich sehr, sehr gut"

Enttäuscht war der 58-Jährige nach seinem Sturz auf Rang 24 im Feld der 89 Golfprofis dennoch nicht. "Die ersten drei Tage waren wirklich sehr, sehr gut. Ich habe auch heute nicht schlecht gespielt, aber die Putts gingen nicht rein. Das war der Unterschied", sagte der Mann, der Golf in Deutschland einem breiteren Publikum nähergebracht hatte. Als Langer im April 1985 den ersten seiner beiden Masters-Siege feierte, gab es hierzulande rund 72.000 Mitglieder in 214 Klubs. Dre Jahrzehnte später sind es 864 Vereine und 640.000 Mitglieder - auch dank Wegbereiter Langer.

Eigentlich spielt Langer, der mit seiner Frau Vikki und den vier Kindern ein Haus in seinem Geburtsort Anhausen in der Nähe von Augsburg und eines in Boca Raton im US-Bundesstaat Florida hat, bei der Champions Tour in den USA. Sie umfasst in diesem Jahr 28 Turniere. Die Teilnehmer müssen mindestens 50 Jahre alt sein. Seit 2007 ist Langer dabei. Er war seit 2008 mit Ausnahme von 2011 stets die Nummer eins der Geldrangliste, kassierte allein an Preisgeld zwischen 1,9 Millionen und 2,62 Millionen Euro pro Jahr. Am Wochenende ist er schon wieder am Start beim Turnier in Duluth im US-Bundesstaat Georgia.

Als Sieger des US Masters genießt Langer ein lebenslanges Startrecht beim ersten der vier wichtigsten Profi-Turniere eines Jahres. Und diesmal versetzte das deutsche Golf-Idol drei Tage lang seine viel jüngeren Rivalen in Erstaunen, machte seinem Spitznamen "Mr. Consistency" (Beständigkeit) alle Ehre. "Bernhard ist eine echte Gefahr", hatte Jordan Spieth nach der dritten Runde voller Bewunderung festgestellt. Der US-Profi wurde knapp drei Monate nach Langers zweitem Masters-Erfolg 1993 geboren.

Gute Leistungen bei der Champions Tour zählen nicht für die Weltrangliste - Masters-Runden schon. Die gibt es seit April 1986, und die erste Nummer eins hieß Bernhard Langer. Nach Augusta kam der Deutsche, der als Spieler und als Teamkapitän das prestigeträchtige Duell der besten europäischen und US-amerikanischen Profis um den Ryder-Cup gewann, als Nummer 1080. Als er abreiste, hatte er sich auf Rang 651 verbessert. Eine Chance, an den Olympischen Spielen teilzunehmen, hat er allerdings nicht. Dazu hätte er in Augusta gewinnen müssen. Die Kandidaten auf die wahrscheinlich zwei deutschen Tickets für Rio de Janeiro sind Martin Kaymer (Mettmann), der in Augusta Platz 49 belegte, Alex Cejka (München), Marcel Siem (Ratingen) und Maximilian Kieffer (Düsseldorf).

"Die Jungs achten auf ihre Form"

Der dritte Masters-Triumph war am Sonntag schnell kein Thema mehr. Langer büßte auf der ersten Bahn einen Schlag ein. Zwei Schläge waren es auf dem dritten Grün. Auch wenn er es diesmal nicht geschafft hat, ist Langer davon überzeugt, dass bald einer der Über-50-Jährigen eines der vier Major-Turniere gewinnen wird. "Die Jungs achten auf ihre Form, bleiben länger fit", betonte Langer.

Ein weiterer Grund liegt im Spiel selbst. "Wir betreiben kein Tennis, Fußball oder Basketball, wo viel von Tempo und Kraft abhängt. Beim Golf geht es darum, dass du mit dir klarkommst. Es geht um Technik. Und es geht darum, wie du dir deine Strategie zurechtlegst und wie du sie dann umsetzen kannst", betonte Langer.

Golf ist ein ehrlicher Sport. Es gibt keine Ausreden, weil jeder Spieler für seine Leistung allein verantwortlich ist und Fehler nicht auf Teamkollegen abwälzen kann. "Ich glaube immer noch, dass ich einiges in mir habe", sagte Langer.

In Augusta konnten sich Fans und Konkurrenten davon überzeugen.

(RP)
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