58-Jähriger mit Siegchancen Langer beeindruckt die Konkurrenz: "Eine wirkliche Gefahr"

Augusta/Frankfurt · Bernhard Langer glänzte auf der dritten Runde des US Masters - und hat plötzlich Chancen auf seinen dritten Sieg in Augusta. Die Kollegen sind begeistert. Nur der Traum von Olympia wird sich für Langer nicht erfüllen.

Bernhard Langer hofft vor Schlussrunde auf den Sieg
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Langer hofft vor Schlussrunde auf den Sieg

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Foto: ap, DP MG

Die Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen, die Kollegen schüttelten ungläubig den Kopf - nur Bernhard Langer blieb nach seinem nächsten Masters-Märchen ganz cool. "Ein großer Wissensschatz", sagte der Altmeister aus Anhausen, sei der Grund für sein hervorragendes Ergebnis in der Kathedrale des Golfsports gewesen: "Ich habe hier nun fast 200 Runden gespielt. Ich muss den Platz also verdammt gut kennen."

Langer sprach mit ruhiger Stimme, konzentriert auf das Wesentliche - eben so, wie er Minuten zuvor in Augusta/Georgia mal wieder verblüfft hatte. Dank einer herausragenden dritten Runde katapultierte sich der 58-Jährige dabei mit 70 Schlägen in den engsten Favoritenkreis. Gerade einmal zwei Schläge liegt Langer vor dem finalen Showdown als Dritter hinter dem 36 Jahre jüngeren Titelverteidiger und Spitzenreiter Jordan Spieth (USA).

"Ich habe in den vergangenen Tagen wirklich viele hervorragende Schläge gemacht", sagte Langer, der in Augusta bereits 1985 und 1993 triumphiert hatte. "Und ich habe unter Beweis gestellt, dass ich bei vielen Turnieren mithalten kann, wenn ich mein bestes Golf spiele."

Anders als bei den deutlich jüngeren Kollegen ist genau das eben nicht mehr gekennzeichnet durch lange Abschläge. Vielmehr besticht Langer wie zu besten Zeiten durch sein unglaubliches Kurzspiel. Ganz egal, ob der Deutsche den Ball dabei aus dem Bunker oder zwischen Bäumen spielen muss - man hat meistens das Gefühl, dass es schon irgendwie gutgehen wird.

"Das ist schon wirklich beeindruckend, was Bernhard dort draußen macht", sagte der Weltranglistenerste Jason Day, der am Samstag gemeinsam mit Langer den anspruchsvollen Kurs absolviert hatte. Und Spieth ergänzte voller Hochachtung: "Es ist wirklich unglaublich. Er ist eine wirklich Gefahr."

Für den Texaner, der drei Monate nach Langers zweitem Masters-Erfolg geboren worden war, ist das Alter daher vollkommen irrelevant. "Er weiß ganz genau, wo man den Ball wie nah hinspielen muss. Bernhard ist ein Wettkämpfer, der absolut in der Lage ist, das Turnier wieder zu gewinnen", sagte Spieth über Langer.

Ältester Major-Sieger war 48 Jahre alt

Der spielt mittlerweile eigentlich auf der Champions Tour, also gegen Konkurrenten, die mindestens 50 Jahre alt sind. Nur im Frühjahr jedes Jahres misst sich Langer immer wieder mit den Jung-Stars - und zeigt regelmäßig, warum er das Masters bereits neunmal in den Top 10 beendet hat. "Wir spielen kein Tennis oder Fußball, bei dem es auf Kraft oder Geschwindigkeit ankommt", sagte er: "Beim Golf geht es darum, deine Stärken und Techniken zu kennen, und sie sinnvoll einzusetzen."

Bislang hat es noch kein Golfer in Langers Alter geschafft, eines der vier Major-Turniere zu gewinnen. Der Älteste war bislang Julius Boros, der mit 48 Jahren die PGA Championship für sich entschied (1968) - ob es Langer ändern kann? "Ich weiß es nicht", sagte er: "Früher oder später wird einer in diesem Alter ein Major gewinnen. Für mich ist wichtig, auf diesem Platz mehr gute als schlechte Entscheidungen zu treffen."

Nur der Traum von seinem ersten Start bei Olympischen Spielen wird sich aller Voraussicht nach nicht mehr erfüllen. Und dass er im August in Rio de Janeiro nicht um Olympia-Gold mitspielen kann, wurmt den Routinier gewaltig: "Ich würde furchtbar gerne dabei sein, aber es geht nicht". Schuld daran sind die Qualifikationskriterien des Golf-Weltverbandes IGF.

Ausschlaggebend für eine Olympia-Teilnahme auf dem Golfplatz in Rios Stadtteil Barra da Tijuca ist ausschließlich die Position in der Weltrangliste. Und da ist Langer trotz seiner überagenden Leistungen chancenlos. Denn für die Turniersiege und Top-Platzierungen, die er fast im Wochenrhythmus auf der US-Senioren-Tour sammelt, gibt es keine Weltranglistenpunkte. "Die haben den Modus so wie er ist. Der kann sicher in der Zukunft noch geändert werden. Aber für dieses Jahr ist es eben so."

Derzeit wird Langer im Ranking auf Position 1080 geführt - viel zu wenig, um in Rio abschlagen zu dürfen. Auch ein Top-Resultat bei seinem 33. Masters-Start würde ihm nicht weiterhelfen.

(areh/sid/dpa)
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