Solheim Cup in St. Leon-Rot Party auf dem Golfplatz

St. Leon-Rot · Beim Solheim Cup treffen die besten zwölf Golferinnen aus Europa und den USA aufeinander. Dabei stehen die Emotionen im Vordergrund.

Solheim Cup 2015: Europa führt nach erstem Tag
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Neben dem Klubhaus in St. Leon Rot ist ein riesiges weißes Zelt aufgebaut. An der Tür steht ein Schild: "Willkommen zum Oktoberfest". Aus dem Inneren dröhnt ein musikalischer Mischmasch bekannter Stimmungslieder irgendwo zwischen Skihütte und Ballermann. Nun ist es in diesen Tagen nicht sonderlich verwunderlich, dass auch über die bajuwarischen Landesgrenzen hinaus zünftig geschunkelt wird. Und so wird auch beim Solheim Cup, dem Kontinental-Vergleich der besten zwölf Golferinnen aus Europa und den USA, in der Kurpfalz kräftig gefeiert - mit Brezeln, Bier und Blasmusik vom Band soll das internationale Publikum für die Golfparty des Jahres angemessen eingestimmt werden.

Bei den Männern heißt der Vergleich zwischen Europa und den USA in der Sportart Ryder Cup. Während es auf der Tour eher förmlich zugeht, stehen an diesem Wochenende vor allem die Emotionen im Vordergrund. Der Solheim-Cup findet alle zwei Jahre statt, täglich sind rund 10.000 Zuschauer auf der Anlage unweit von Mannheim dabei. Die in Düsseldorf geborene Sandra Gal ist begeistert von einer "Stimmung wie im Fußballstadion". Neben Gal startet noch eine weitere Deutsche für Team Europa - Caroline Masson, die lange für den GC Hubbelrath aktiv war.

Solheim Cup 2015: Die größten Stars
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Viele Fans sind extra aus England, Schweden, Spanien und den USA angereist. Am Rande des Grüns darf gegrölt werden, Spielerinnen ballen die Faust nach einem erfolgreichen Schlag. Im offiziellen Sprachjargon geht es bei dem Format um "Stolz, Würde, Ehre" - ein paar Nummern kleiner ausgedrückt ist es einfach eine gute Möglichkeit, Golf einem breiteren Publikum zu präsentieren. Der Solheim Cup ist für die Spielerinnen ein wichtiges Marketinginstrument, ihr Geld verdienen sie allerdings auf der Tour.

Das Turnier wird in Deutschland im frei empfangbaren Fernsehen übertragen. SWR, Eins Plus und ARD zeigen insgesamt 19 Stunden Golf live - so viel wie noch nie zuvor. Das ist schon medial eine erstaunliche Plattform für eine Sportart, der bislang in diesen Gefilden eher in sehr überschaubarem Ausmaß Aufmerksamkeit geschenkt wurde. In den USA und Schweden zum Beispiel ist Frauen-Golf schon längst keine Randsportart mehr.

Der Deutsche Golfverband (DGV) ist jedenfalls überzeugt von dem Produkt und schwärmt von der Entwicklung. "Die Zahlen sprechen für sich", sagt DGV-Präsident Claus Kobold. "37 Prozent unserer Mitglieder sind weiblich - Tendenz steigend." Im DGV sind etwa 650.000 Mitglieder organisiert. Insgesamt hält sich das Wachstum im Golf allerdings in Grenzen. Die fetten Jahre sind lange vorbei. Dementsprechend intensiv bemüht sich auch der DGV um ein moderneres Image. "Es wird noch zu oft ein Bild nach außen transportiert, dass es Grundbedingung als Golfer ist, einen Sportwagen zu fahren und in einer Villa zu wohnen. Golf hat sich weiterentwickelt."

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Foto: afp, mb

Genau über diesen Grad der Entwicklung gibt es allerdings unterschiedliche Meinungen. Für viele könnte sich Golf noch mehr öffnen. "Es ist eine meine größten Hoffnungen, dass das Turnier hilft, das Image von Golf in Deutschland zu verbessern", sagt Sandra Gal. "Wir brauchen ein neueres, frischeres Image, eines, das voller Leidenschaft und Enthusiasmus ist."

Der Solheim Cup soll indes nur das Vorspiel für ein Mega-Spektakel hierzulande sein. Deutschland bewirbt sich um die Austragung des Ryder Cup 2022. Gestern sind die Chancen für einen positiven Entscheid deutlich gestiegen. Das Bundesfinanzministerium wird den Organisatoren des weltweit größten Golf-Events eine Steuererbefreiung gewähren. Bei einer Sitzung der Finanzbehörden der Länder und des Bundesfinanzministeriums in Essen sei der entsprechende Antrag Brandenburgs abgesegnet worden. Sollte die deutsche Ryder-Cup-Bewerbung den Zuschlag erhalten, müssten die Veranstalter der Ryder Cup Europe auf ihre Investitionen keine Steuer zahlen.

Deutschland hat sich für den Kontinentalvergleich der besten Golfer aus Europa und den USA mit dem Resort im brandenburgischen Bad Saarow beworben. Mitkonkurrenten sind Spanien, Italien und Österreich. Im November soll die Entscheidung darüber fallen, wer den Zuschlag bekommt. "Wenn wir die Steuerbefreiung nicht bekommen hätten, wäre eine Bewerbung sinnlos gewesen", sagt Marco Kaussler, Leiter der Bewerbung der RC Deutschland GmbH. Dass man in Frage stellen kann, warum Sportgroßereignisse wie die Fußball-WM 2006 oder mögliche Olympische Spiele in Hamburg derartige Steuerprivilegien bekommen, dafür hat Kaussler naturgemäß nur ein sehr eingeschränktes Verständnis. "Das ist ja immer auch eine Investition in die Zukunft. Man muss einmal die Strahlkraft des Ryder Cup sehen. Das ist ein globales Event mit einer dementsprechenden Wirkung."

"Auf Ryder-Cup-Niveau"

In St. Leon Roth beim Solheim Cup gibt es derartige Privilegien nicht. Das ist auch gar nicht nötig, weil es einen finanzstarken Unterstützer im Hintergrund gibt. Milliardär Dietmar Hopp, Gründer des Software-Konzerns SAP und Besitzer des Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim, hat maßgeblich dafür gesorgt, dass das Turnier, benannt nach dem Golfschläger-Fabrikanten Karsten Solheim, in Deutschland stattfindet. Beim DGV ist man darüber natürlich erfreut. "Das ist hier schon alles sehr auf Ryder-Cup-Niveau", sagt Präsident Kobold.

Sportlich betrachtet ist die spielerische Klasse deutlich tiefer anzusiedeln. Das liegt ganz simpel daran, dass die Weltspitze nicht aus Europa und den USA kommt. In der Rangliste stammen aktuell zwölf der 20 besten Akteurinnen aus dem asiatisch-pazifischen Raum. Branchenprimus seit nun 14 Wochen ist die Koreanerin Inbee Park, dahinter rangiert die Neuseeländerin Lydia Ko, gebürtig aus Seoul. Auf dem dritten Platz folgt die US-Amerikanerin Stacy Lewis. Vier weitere Koreanerinnen stehen in den Top-10, 37 sind es unter den besten 50. Sandra Gal wird auf Position 42 notiert, Landsfrau Masson steht 39 Plätze dahinter. Die Titelverteidigerinnen aus Europa haben nach dem ersten Tag die Führung übernommen und setzten sich mit 4:2 durch.

Allerdings konnten zwei Duelle wegen der einbrechenden Dunkelheit nicht zu Ende gespielt werden. So muss auch das Match von Gal und Masson gegen Gerina Piller/Brittany Lang heute Vormittag fortgesetzt werden. Europa benötigt als Titelverteidiger 14 der 28 Punkte, um zu triumphieren. Die USA müssen 14,5 Punkte für ihren neunten Erfolg holen.

(gic)
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