Auf dem Weg zum Breitensport Golfen im Urlaub wird immer beliebter

Düsseldorf · Rund 850.000 Menschen in Deutschland spielen im Urlaub Golf - Tendenz steigend. Reiseveranstalter reagieren mit speziellen Paketen. Um einen entspannten Urlaub zu haben, sollten Golfer ihre Reise genau planen.

Die Mitgliederzahlen der Golfvereine in Deutschland wachsen jährlich - und mit ihnen die Nachfrage nach Golfreisen ins Ausland. "Golf ist auf dem Weg zum Breitensport", erläutert Johannes Podszun von der Vereinigung clubfreier Golfspieler in Wiesbaden. Reiseveranstalter sind sich einig: Golftourismus ist zwar noch kein Massenmarkt, aber schon längst nicht mehr wegzudenken. Immer mehr Menschen reicht das sommerliche Spiel im Heimatclub nicht mehr aus, vor allem im Winter zieht es sie nach Südeuropa oder in die Türkei.

Laut einer Studie der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen gaben im Januar dieses Jahres rund 1,2 Prozent der Bevölkerung an, während der vergangenen drei Jahre im Urlaub häufig oder sehr häufig Golf gespielt zu haben, vor zehn Jahren waren es nur 0,8 Prozent.

"Fast die Hälfte unserer Mitglieder spielt auch im Ausland", bestätigt Podszun. "Gerade der Urlaub bietet sich hervorragend zum Ausprobieren an, weil die Golfer dort viel Zeit haben", berichtet Tourismusforscher Prof. Martin Lohmann vom Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa in Kiel.

"Stress vor Ort ersparen"

Vollkommen unbedacht sollten die ambitionierten Golfer aber nicht buchen. "Wer vor dem Urlaub ein paar Dinge beachtet, der kann sich Stress vor Ort ersparen", sagt Golfer Podszun. Vor allem Spieler, die noch nicht lange dabei sind, sollten beachten, dass - anders als in Deutschland - viele Plätze im Ausland erst bei einem Handicap von -28 anfangen. Wer also nicht auf dem Niveau eines durchschnittlich guten Hobbygolfers spielt, kann am Urlaubsort auf den normalen Plätzen Probleme bekommen.

"Anfängern reicht im Urlaub aber oftmals auch ein Platz samt Golfkurs aus, erfahrene Spieler suchen dagegen Abwechslung und wollen auf mehreren Plätzen spielen", sagt Maren Fellenberg vom Reiseveranstalter Thomas Cook. "Man sollte sich vorher klarmachen, was man möchte."

Nicht nur im Können unterscheiden sich Golfer immer mehr, sondern auch in ihren Ansprüchen und finanziellen Möglichkeiten. Zwar zahlen Golfer in Deutschland laut Podszun durchschnittlich rund 1400 Euro Mitgliedsgebühr pro Jahr an ihren Heimatclub, es gibt aber auch Clubs, die deutlich mehr oder deutlich weniger verlangen. "Das Angebot in Deutschland wird immer vielfältiger", berichtet Podszun. Und auch die Reiseveranstalter reagieren mit immer dickeren Golfkatalogen.

Im Fokus stehen dabei die klassischen Golfdestinationen Spanien und Portugal. "Für diejenigen, die nicht aufs Geld schauen, sind Dubai, Mauritius, Mexiko oder die Dominikanische Republik attraktive Golfreiseziele", sagt Maren Fellenberg von Thomas Cook. Ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis finde man unter anderem in Tunesien und in der Türkei. "Vor allem in der Region um Belek gibt es eine große Auswahl an Plätzen, und die Anlagen sind sehr gepflegt. Der Andrang von Golfreisenden ist dort momentan enorm", berichtet Johanna Schirm von TUI.

Gerade deshalb sei es sinnvoll, bereits beim Buchen in Deutschland die jeweiligen Startzeiten zu reservieren, rät Anna-Lena Weber vom Golfreiseveranstalter Fairway. "Sonst sind nur noch Randzeiten frei." Laut Johanna Schirm von Tui wollen die meisten Golfer vormittags abschlagen und nachmittags ihre freie Zeit genießen. Buche man Last-Minute, so Maren Fellenberg von Thomas Cook, sei es häufig schon zu spät für Platzreservierungen innerhalb der begehrten Zeiträume. "Aber wenn man sich darauf einstellt, nur früh morgens oder spät abends zu spielen, dann ist es in Ordnung."

Wichtig sei vielen Golfern die Lage des Platzes und die Entfernung zum Hotel, weiß Fellenberg von Thomas Cook. Auch darüber sollte man sich schon im Vorfeld informieren, genau wie über mögliche Shuttle-Busse. Denn danach richtet sich die Entscheidung, einen Transfer oder Mietwagen zu buchen. Einige Golfresorts bieten ihren Gästen einen kostenlosen Shuttle-Service zum Golfplatz an.

Pauschalpreis fürs Abschlagen

Ratsam ist es zudem, sich vorher die Startgelder anzuschauen. "In Deutschland kosten 18 Löcher durchschnittlich 53 Euro, das ist recht günstig im Vergleich zum Rest von Europa", erläutert Johannes Podszun von der Vereinigung clubfreier Golfspieler. Auf Mallorca sei man beispielsweise schnell bei 100 Euro. "Golfurlauber sollten damit rechnen und bereit sein, mehr zu zahlen", sagt er. Interessant gerade für junge Golfer sind Unlimited-Pakete, die inzwischen immer mehr Reiseveranstalter anbieten: "Wer die bucht, zahlt einen Pauschalpreis und kann dann unbegrenzt oft abschlagen", weiß Anna-Lena Weber von Fairway.

Wenn es um ihr Golfgepäck geht, dann ist vielen deutschen Golfern nichts zu teuer. "Die meisten Golfer nehmen ihr eigenes Gepäck mit", weiß Weber. Auch wenn das bedeute, dass sie im Flugzeug saftige Aufpreise zahlen müssen.

Golfer Podszun kann die Einstellung der Golfer verstehen. "Man ist gut beraten, mit den eigenen Schlägern zu spielen. Die meisten Golfer haben eine ganz besondere Beziehung zu ihrem Gepäck." Oft sei es eigens auf sie angepasst. "Mit fremden Schlägern verliert das Spiel gerade auf fremden Plätzen an Berechenbarkeit und somit an Charme." Für die Ausleihangebote, die es immer häufiger im Ausland gebe, sieht er keine Zukunft. "Ich glaube nicht, dass sie sich durchsetzen."

(dpa)
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