Alkohol und Schmähungen Die Rowdies erobern den Golfplatz

Frankfurt/Main · Quiet, please - oder etwa nicht? In den vergangenen Wochen mehren sich die Zwischenfälle mit alkoholisierten Fans auf den Golfplätzen. Die Spieler befürchten eine problematische Entwicklung, die PGA interessiert das aber (noch) nicht.

 In den vergangenen Wochen sind Golf-Fans vermehrt negativ aufgefallen.

In den vergangenen Wochen sind Golf-Fans vermehrt negativ aufgefallen.

Foto: afp, ch

Als der Name seiner Göttergattin fiel, schrillten bei Rory McIlroy endgültig die Alarmglocken. Schnurstracks lief Nordirlands Golfstar dem alkoholisierten Störenfried entgegen, brachte seinen Ärger über die geschmacklosen Rufe zum Ausdruck - und ließ den Schreihals kurzerhand entfernen. "Ich habe das Gefühl", sagte McIlroy später, "dass solche Vorfälle immer häufiger vorkommen."

Tatsächlich mehren sich die kritischen Worte der Ballvirtuosen, die für ihren perfekten Schlag höchste Konzentration benötigen. Mucksmäuschenstill sollte es bestenfalls sein. Gerade in den USA verstoßen allerdings immer häufiger Fans gegen die Etikette. Sie stören die Abläufe, bepöbeln die Spieler - und Schuld daran ist meistens der Alkohol.

"Ich verstehe ja, dass die Leute ihren Spaß haben wollen. Aber wenn es persönlich wird, muss man einfach reagieren", erklärte McIlroy, dessen Vorfall sich erst kürzlich bei den Arnold Palmer Invitationals ereignete. Ende Februar hatte bereits der Weltranglistenzweite Justin Thomas (USA) einen Quälgeist vom Kurs entfernen lassen.

McIlroy forderte deshalb, den Verkauf alkoholischer Getränke auf den Anlagen zu stoppen oder zumindest zu reduzieren. Bei den Verantwortlichen der PGA Tour stößt dieser Vorschlag allerdings (noch) auf taube Ohren, zu wichtig sind die Einnahmen der zahlenden Zuschauer. "Das ist nunmal der Preis, wenn man neue Fans gewinnen will. Das müssen unsere Spieler einfach akzeptieren", sagte Commissioner Jay Monahan. Die wenig ausgereifte Erklärung: "In jedem Sport gibt es Auswärtsspiele, wo die Leute nun mal gegen dich sind."

Im Golf ist dies allerdings anders, wirklich hitzige Auswärtsduelle gibt es nur alle zwei Jahre beim Ryder Cup zwischen den USA und Europa. Auch dort fließt der Alkohol, auch dort brüllen die Fans - größtenteils sind das allerdings anfeuernde Schlachtrufe und keine Schmähgesänge unterhalb der Gürtellinie.

Die sind im Alltag tatsächlich weniger auf der European Tour, sondern eher bei den Turnieren in den USA zu vernehmen. Zwar twitterte US-Boy James Hahn in dieser Woche am Rande der World Golf Championship, dass es "mein Fehler war, von den Fans nicht das Schlechteste erwartet zu haben." Tendenziell richten sich die Rufe der patriotischen US-Anhänger aber eher an Spieler wie McIlroy oder den Spanier Sergio Garcia, Golfer also, die in der Vergangenheit schon beim Ryder Cup für viel Emotionen gesorgt hatten.

Der findet in diesem Jahr in Paris statt (28. bis 30. September), Anfeindungen sind daher wohl weniger zu befürchten. Und sollte es doch dazu kommen, bleibt den Spielern eben nur der eine Ausweg: "Der Typ hat mir keine sonderlich freundlichen Sachen zugerufen", sagte Garcia über seine Erfahrung, "ich habe ihn deshalb der Polizei gemeldet und entfernen lassen."

(sid)
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