Angebliche Wettmanipulation "Sauerei" — 1860 attackiert den DFB

München (RPO). Fußball-Zweitligist 1860 München hat im Zuge des Wett- und Manipulationsskandals schwere Vorwürfe gegen den Deutschen Fußball-Bund (DFB) erhoben. Vizepräsident Franz Maget warf dem DFB Rufschädigung und Verletzung der Sorgfaltspflicht vor, Trainer Ewald Lienen sprach von einer "Sauerei" und Sportdirektor Miroslav Stevic meinte: "Wir werden ohne Fakten unter Verdacht gestellt."

 Zufrieden: Ewald Lienen, Trainer von 1860.

Zufrieden: Ewald Lienen, Trainer von 1860.

Foto: rpo, Falk Janning

Hintergrund der Vorwürfe ist die Mitteilung des DFB vom Montag, wonach die Zweitliga-Begegnung zwischen 1860 und Rot Weiss Ahlen vom 8. Februar, die Ahlen 1:0 für sich entschieden hatte, möglicherweise manipuliert worden sein könnte. Sowohl Ahlen als auch Sechzig hatten nach Bekanntwerden der Vorwürfe jeglichen Verdacht von sich gewiesen, die "Löwen" legten nun in verschiedenen Medien nach.

"Ich kann das Vorpreschen des DFB nicht verstehen. Man muss schon sehr gute Argumente haben, sonst ist man schnell in der Ebene des Rufmords", sagte Lienen und ergänzte aufgebracht: "Bis jetzt steckt da nicht ein Funken Wahrheit drin. Das ist eine Sauerei. So geht der Fußball kaputt." Er warf dem DFB eine "klare Verletzung der Sorgfaltspflicht" vor.

Ähnlich äußerte sich Maget. Der DFB habe seine Fürsorgepflicht gegenüber dem Mitglied 1860 verletzt, sagte der SPD-Politiker: "Das ist ungeheuerlich. Das ist rufschädigend, das lassen wir uns nicht gefallen." Die Vorwürfe seien "völlig substanzlos. Möglicherweise werden Vermögenswerte von uns zerstört, junge Leute kaputtgemacht." Der DFB müsse seiner Fürsorgepflicht endlich nachkommen, forderte Maget: "Er muss uns schützen."

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) kann die Kritik nicht nachvollziehen und verteidigte die Vorgehensweise des DFB. "Wir sind über die Vorgänge zeitgleich mit dem DFB informiert worden. Folglich hat es eine Abstimmung zwischen uns gegeben. In der Einschätzung der Sachlage besteht Einigkeit", sagte der für den Spielbetrieb zuständige DFL-Geschäftsführer Holger Hieronymus.

Ahlen bescheinigte dem DFB indes eine "äußerst unglückliche Vorgehensweise". Klubsprecherin Maren Gosda sagte auf SID-Anfrage: "Auch über den Zeitpunkt der Veröffentlichung kann man streiten. Rot Weiss Ahlen kann den Ärger der Sechziger durchaus nachvollziehen." Der Verein wünscht sich ein Treffen mit allen Profiklubs und dem DFB nach Ende der Saison, bei dem über die künftige Handhabung ähnlicher Fälle beraten werden könnte.

Lienen und Maget stellten sich unterdessen schützend vor die "Löwen"-Spieler, die nach Angaben der Sechzig-Verantwortlichen nun zu Unrecht unter dem Verdacht der Manipulation stünden. "Wir vertrauen unseren Jungs ohne Einschränkung zu hundert Prozent", sagte Maget. Stevic meinte: "Das Fass ist voll. Mir kommt es so vor, als ob wir für sämtliche Weltkatastrophen mitverantwortlich wären. Das ist Wahnsinn!"

Die "Löwen" sind vor auch verstimmt, weil sie nach wie vor nicht wissen, "was uns konkret vorgeworfen wird", wie Maget betonte. Mit Befremden nahmen sie zur Kenntnis, dass - entgegen anderslautender Meldungen - die Staatsanwaltschaft Bochum in dieser Sache angeblich noch gar nicht ermittelt. "Bisher kann ich noch nicht einmal bestätigen, dass die Unterlagen überhaupt bei uns eingegangen sind", zitierte die Bild-Zeitung Oberstaatsanwalt Gerrit Gabriel.

(SID/can)
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