Fortuna Düsseldorf Rösler und die "Methode Frankfurt"

Düsseldorf · Seit der medialen Treibjagd des Aufstiegskonkurrenten Eintracht auf ihn ist Sascha Rösler, Fortunas vielleicht wichtigster Spieler, nur noch ein Schatten seiner selbst. Die Taktik der Hessen ist aufgegangen. Auch weil die Verantwortlichen der 2. Bundesliga wegschauten und nicht darauf eingingen.

Rösler provoziert Veh und fliegt
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Seinen Abgang in der 68. Minute begleitete ein schrilles Pfeifkonzert der Dresdner Fans. So wie schon seine Namensnennung über die Stadionlautsprecher vor Spielbeginn. So wie fast jede seiner Ballberührungen in fast jedem deutschen Zweitligastadion. Früher hätte das Sascha Rösler nichts ausgemacht, zumindest nach außen hin nicht. Da schien der ausgefuchste Fußballprofi sogar noch frische Energie zu ziehen aus der Wut seiner Gegner. Beim Sascha Rösler des Frühjahrs 2012 ist das nicht mehr so.

Fortunas bittere 1:2-Niederlage bei Dynamo Dresden, die die Chancen auf das Erreichen der Relegation gegen den Drittletzten der Ersten Liga verschlechterte, zeigte ganz klar, dass dem 34-Jährigen das Theater um seine Person nicht in der Wäsche hängengeblieben ist. Rösler, der doch so wichtig ist für das Düsseldorfer Spiel, für das Selbstbewusstsein seiner Mannschaft, agierte vorsichtig, zurückhaltend, harmlos, still. Eben ganz und gar nicht wie Rösler.

Natürlich ist Fortunas inzwischen fast schon dramatischer Absturz in der Rückrunde nicht allein Röslers Schuld. Maximilian Beister, der in der Hinrunde die Abwehrreihen der Zweiten Liga nach Belieben durcheinanderwirbelte, ist nur noch ein fader Aufguss seiner selbst. Andreas Lambertz rackert wie immer, nur gelingt dem Kapitän fast nichts mehr. Ken Ilsø rennt sich vorn fest und patzt in der Defensive. Zudem beginnt jetzt selbst Assani Lukimya, der Schrank in der Innenverteidigung, zu wackeln.

Dennoch: Fortuna lebte von Röslers mitreißendem Auftreten, wurde mehr als einmal von seinen Aktionen aufgerüttelt oder sogar erst aufgeweckt. Da schlägt es schwer ins Gewicht, wenn der erklärte Leader plötzlich nur noch ein Mitläufer ist. Der Routinier selbst möchte über den Hintergrund nicht mehr sprechen, doch das muss er auch gar nicht, liegt er doch klar auf der Hand: Die von Konkurrent Eintracht Frankfurt inszenierte Kampagne gegen ihn kurz vor dem direkten Duell im Februar hat dem Blondschopf ganz offensichtlich den Zahn gezogen. Eintracht-Trainer Armin Veh und Geschäftsführer Heribert Bruchhagen gelang es unter Mithilfe der Frankfurter Medien und kritikloser Sky-Kommentatoren, Rösler deutschlandweit als eine Art Teufel in Menschengestalt hinzustellen, Fortunas Mannschaft insgesamt als Schauspieler und Elfmeterschinder zu diskreditieren.

Fast schon genial war dabei der Trick, öffentlich immer wieder von einer "Methode Düsseldorf" zu fabulieren, nach der Fortuna gezielt auf Schiedsrichter-Beeinflussung ausginge. Tatsächlich jedoch war das der Start der letztlich erfolgreichen "Methode Frankfurt". Dadurch, dass niemand beim Deutschen Fußball-Bund oder der Deutschen Fußball Liga auf die mediale Treibjagd auf Rösler einging, setzten sich die kruden hessischen Thesen in den Hinterköpfen fest. Aus Fortunas Mannschaftskreisen ist zu hören, dass inzwischen schon Schiedsrichter vor den Spielen zu Rösler oder auch Beister gehen, mit einer konkreten Warnung auf den Lippen: "Heute machen Sie mit mir aber nicht so einen Zirkus."

Die Saat ging auf, die Nerven bei Rösler und Co. liegen sichtlich blank. Auf diese Thematik angesprochen, macht Trainer Norbert Meier erst einmal eine Pause. "Ich verstehe, dass Sie diese Frage stellen", antwortet er schließlich leise. "Aber jetzt möchte ich darüber nicht mehr sprechen. Dieser Zeitpunkt wurde verpasst, und jetzt würde es wie eine billige Ausrede klingen, wenn ich das Thema Frankfurt noch einmal aufs Tapet brächte." Vielleicht gelingt es ihm wenigstens intern, den "alten Rösler" wieder hervorzuholen. Fortunas sportliche Zukunft könnte davon abhängen.

(can/csi)
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