Würzburger Kickers Trainer Hollerbach stapelt vor Duell mit Duisburg tief

Würzburg · Bernd Hollerbach ist das Gesicht des Erfolges von Zweitliga-Kandidat Würzburger Kickers. Doch der frühere Hamburger gibt sich vor der Relegation gegen den MSV Duisburg zurückhaltend.

 Bernd Hollerbach sieht sein Team als Außenseiter.

Bernd Hollerbach sieht sein Team als Außenseiter.

Foto: dpa, dka kno

"Mentalität schlägt Qualität" - das Erfolgsrezept von Bernd Hollerbach, Trainer des Drittligisten Würzburger Kickers, ist zwar simpel, aber überaus erfolgreich. Zwölf Spiele ohne Niederlage führten Hollerbach und seine Kickers auf Rang drei und in die Zweitliga-Relegation - der verdiente Lohn für das Überraschungsteam der 3. Liga.

Doch vor dem Hinspiel mit Zweitligist MSV Duisburg um den letzten zu vergebenden Platz im Unterhaus am Freitag (19.10 Uhr/Live-Ticker) bleibt Hollerbach bescheiden, gibt den Underdog. "Wir haben unser Ziel längst erreicht. Jetzt wollen wir genießen, gute Spiele machen, ein unangenehmer Gegner sein", sagt der 46-Jährige.

Dabei trennen Hollerbach nur noch zwei Spiele vom größten Erfolg seiner jungen Trainerkarriere: Dem direkten Durchmarsch von der Regional- in die 2. Liga. Ein Kunststück, das bislang nur RB Leizpig gelang, das aber wesentlich mehr Geld zur Verfügung hatte als Würzburg, dessen Etat zu den kleinsten der 3. Liga gehört.

Noch vor ein paar Monaten hätte niemand gedacht, dass die Kickers um den Aufstieg spielen würden, doch in der Rückrunde mauserte sich Hollerbachs Mannschaft mit der zweitbesten Defensive der Liga (25 Gegentore in 38 Partien) und dem im Winter geholten Torjäger Elia Soriano (acht Treffer) zum Überraschungsteam. Mit nur einer Niederlage 2016 und der besten Auswärtsbilanz kämpften sich die Kickers von Platz neun auf Rang drei. "Es ist wirklich Wahnsinn, was passiert ist. Vor ein paar Monaten waren wir noch Zwölfter", meint Hollerbach noch immer ungläubig.

Dabei ist es vor allem sein Verdienst. Der Ex-Profi, der acht Jahre im Trikot des Hamburger SV auflief, hat aus den Kickers eine Team geformt, eine "Einheit", die "braucht keinen Trainer - weil die Jungs sich einig sind", wie er in der Sport Bild erzählt. Sein Erfolgsgeheimnis ist eine Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern: Während Würzburg für die Jungen eine Chance ist, bietet Hollerbach den Erfahrenen die Möglichkeit, sich noch einmal zu beweisen.

Die Spieler wie Torwartroutinier Robert Wulnikowski wissen denn auch, was sie an ihm haben. "Er ist zweifelsfrei der allerwichtigste Mann. Man sieht auf dem Platz, dass alles geregelt ist. Jeder weiß haarklein, was zu tun ist", sagt der 38-Jährige im kicker. Im Gegensatz zu seiner Profizeit, in der der Defensivspezialist als "Holleraxt" bekannt war und in fast jeder Saison über zehn Gelbe Karten sah, sei Hollerbach als Trainer kein "harter Hund" mehr, meint Wulnikowski. "Das ist doch ein Klischee, das Leute gebrauchen, die aus der Ferne mit Oberflächlichkeit glänzen", sagt er.

Den Stempel des Tiefstaplers trägt Hollerbach aber zu Recht. "Wir haben vor der Saison nicht gedacht, dass wir nochmal zwei so tolle Spiele haben dürfen. Wir hauen nochmal alles raus", sagt er, aber Duisburg sei "klarer Favorit". Zumindest solange, bis Mentalität wieder einmal Qualität schlägt.

(sid)
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