Neue Hoffnung im Abstiegskampf Youngster Choi verzaubert FC St. Pauli

Der FC St. Pauli atmet nach dem Befreiungsschlag gegen Fortuna Düsseldorf tief durch. Bei den Rheinländern herrscht dagegen Frust pur.

 Kyoung-Rok Choi erzielte zwei Treffer und bereitete ein weiteres Tor vor.

Kyoung-Rok Choi erzielte zwei Treffer und bereitete ein weiteres Tor vor.

Foto: dpa, dbo nic

Erster Heimsieg im Jahr 2015, neue Hoffnung im Abstiegskampf und ein "kleener" Nobody startet durch: Ewald Lienen konnte nach dem Befreiungsschlag des FC St. Pauli nicht einmal eine leichte Magenverstimmung die Laune verderben. Ein Kabinensnack aus Hühnchen und Reis setzte dem Trainer der Kiezkicker zu - doch das 61 Jahre alte Bundesliga-Urgestein strahlte nach dem 4:0 (3:0) gegen Fortuna Düsseldorf übers ganze Gesicht.

"Die Jungs können Fußball spielen. Jeder hat gesehen, was plötzlich möglich ist, wenn Selbstvertrauen da ist", sagte Lienen, der mit seinem Team erstmals seit einem halben Jahr die direkten Abstiegsplätze der 2. Bundesliga verließ. Die Hanseaten nutzten die Osterpatzer von 1860 München und der SpVgg Greuther Fürth in beeindruckender Manier aus und rückten bis auf einen Punkt ans rettende Ufer heran.

Dass sich das zuletzt triste Freudenhaus der Liga nach langer Durststrecke mal wieder in eine wilde Partyzone verwandelte, lag vor allem an einem 20 Jahre alten Greenhorn aus Südkorea. "Der Kleene ist da direkt hingelaufen, das ist kein Zufall", sagte Lienen liebevoll über Kyoung-Rok Choi, der bei seinem Liga-Debüt gegen völlig perplexe Düsseldorfer einen blendenden Torriecher bewies. Und den Hamburgern mit seinem Doppelpack (9., 16.) und einer Vorlage für Daniel Buballa (51.) neues Leben einhauchte. "Der Junge hat gespielt wie eine alter Hase", schwärmte Mittelfeldabräumer Julian Koch. Den dritten Treffer der Braun-Weißen erzielte der wochenlang verletzte Waldemar Sobota (40.).

Lienen eröffnen sich in den entscheidenden Wochen einer schwierigen Saison damit plötzlich personelle Alternativen, die den Konkurrenzkampf deutlich beleben. "Jetzt haben wir ein hohes Trainingsniveau und können uns richtig pushen", meinte der erfahrene Trainer, der allerdings vor verfrühter Euphorie warnte. Bereits am Freitag im Spiel beim Aufstiegsaspiranten Karlsruher SC erwartet St. Pauli ein wohl deutlich aggressiverer Gegner als die am Ostermontag völlig blutleeren Fortunen.

"Wenn man neun oder zehn Ausfälle auf dem Platz hat, holt man in der 2. Liga keinen Punkt", sagte der völlig frustrierte Düsseldorf-Coach Taskin Aksoy, nachdem sich sein Team wohl endgültig aus dem Aufstiegsrennen verabschiedet hatte. Sportdirektor Helmut Schulte, der nach einer wenig erfreulichen Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte nur noch den Kopf schüttelte, kann für eine weitere Saison im Bundesliga-Unterhaus planen. Als möglicher Kandidat für einen Neuaufbau wird der frühere Schalke-Trainer Jens Keller gehandelt.

(sid)
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