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Millionenzahlung nach Gibraltar Neue Anschuldigungen setzen Beckenbauer unter Druck

Frankfurt/Main · Franz Beckenbauer ist im Zuge der WM-Vergabe 2010 in den Fokus der Öffentlichkeit geraten: als Empfänger einer Millionensumme für Beratertätigkeit. Eine fragwürdige Zahlung floss offenbar auf ein Konto des "Kaisers" auf Gibraltar.

WM 2006: Die Chronologie der DFB-Affäre
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Foto: dpa

Ein Konto im Steuerparadies Gibraltar bringt Franz Beckenbauer in Bedrängnis: Die Schweizer Behörden sind im Strafverfahren gegen den 71-Jährigen offenbar auf eine zumindest fragwürdige Zahlung gestoßen, die irgendwo auf dem Affenfelsen gelandet ist. Laut der "Bild"-Zeitung war Beckenbauer im Rahmen der WM-Vergabe 2010 an Südafrika als Berater für den Ausrichter tätig — und wurde auf damals "Fifa-typische" Weise entlohnt.

Der südafrikanische Fußballverband SAFA steckte im Anschluss an die Vergabe (15. Mai 2004) nämlich in finanziellen Nöten. Deshalb sei der Weltverband gebeten worden, als eine Art Kreditgeber das fällige Berater-Honorar an Beckenbauer und dessen Vertraute Andreas Abold und Fedor Radmann zu überweisen. Es gehe um mindestens 1,7 Millionen Euro.

Der damalige Fifa-Generalsekretär Urs Linsi, gegen den ebenfalls ermittelt wird, soll die Zahlung an die drei Deutschen autorisiert haben. Der damalige Fifa-Finanzchef Markus Kattner, der im Mai 2016 im Zuge eines anderen Skandals entlassen worden war, habe bei den Schweizer Behörden umfassend ausgesagt. Weder die Beckenbauer beratende Agentur MHM noch die Fifa kommentierten die Vorwürfe.

Der verworrene Finanzweg an sich ist nicht neu: Schon bei einer dubiosen Millionenzahlung in die Karibik, die im Zuge des großen Fifa-Skandals Mitte 2015 bekannt worden war, war die Fifa als Mittelsmann eingeschaltet worden. Verrechnet wurde das Geld dann einfach mit der Summe, die für die Ausrichtung der WM ohnehin von der Fifa nach Südafrika überwiesen wurde.

Später räumte die Fifa aber ein, dass die zehn Millionen Dollar, die wohl bei den Skandalfunktionären Jack Warner und Chuck Blazer ankamen, der Bestechung gedient haben. Der Verdacht: Die beiden damaligen Mitglieder des Exekutivkomitees und ein weiterer Exko-Angehöriger haben das Geld im Gegenzug für ihre Stimmen zugunsten von Südafrika erhalten. In eine ähnliche Richtung kann es bei Beckenbauer nicht gehen, da er bei der WM-Vergabe an Südafrika noch kein Exko-Mitglied war; erst 2007 rückte er in die Regierung des Weltfußballs auf.

Dass Beckenbauer, der damals noch für die Vergabe der WM 2006 an Deutschland gefeiert worden war, als Berater tätig war und dafür Geld genommen hat, ist grundsätzlich nicht verwerflich. Nur dass die Summe — anders als bei Abold und Radmann — auf ein Konto einer Firma in Gibraltar überwiesen wurde, rückt die einstige Lichtgestalt erneut in ein sehr schlechtes Licht.

Das Schweizer Verfahren gegen Beckenbauer läuft seit November 2015. Es geht um den "Verdacht des Betrugs, der ungetreuen Geschäftsbesorgung, der Geldwäscherei sowie der Veruntreuung". Zunächst war nur bekannt, dass Beckenbauers Rolle im deutschen WM-Skandal — er war damals WM-Organisationschef — von den Schweizern untersucht wird. Dem 71-Jährigen drohen strafrechtliche Konsequenzen, er selbst bestreitet alle Vorwürfe.

Auch in der WM-Affäre geht es im Kern um eine undurchsichtige Zahlung — um 6,7 Millionen Euro, die 2005 vom deutschen WM-Organisationskomitee über die Fifa mutmaßlich an den früheren adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen worden sind. Exakt diese Summe war drei Jahre zuvor offenkundig in Form von Vorleistungen von Beckenbauer und Louis-Dreyfus an den früheren Fifa-Skandalfunktionär Mohamed bin Hammam nach Katar geflossen.

(sid)
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