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"Es war nicht für die WM" Bin Hammams Aussagen nähren Zweifel an DFB-Theorie

Die Aussagen von Mohamed Bin Hammam im WM-Skandal dürften auch die deutschen Steuerfahnder aufhorchen lassen. Für den DFB geht es um die Steuernachzahlung in Höhe von fast 20 Millionen Euro.

Mohamed Bin Hammam.

Mohamed Bin Hammam.

Foto: dpa, Shamshahrin Shamsudin

Die lächelnd vorgetragenen Antworten von Mohamed Bin Hammam ließen zwar viele Fragen offen. Doch die Steuerfahnder in Frankfurt/Main sollten der Schlüsselfigur im "Sommermärchen-Skandal" ganz genau zugehört haben. "Nein, nein, ich schwöre zu Gott, es war nicht für die WM", sagte der 68-Jährige in der ZDF-Sportreportage über die dubiosen 6,7 Millionen Euro, die bei ihm in der Wüste Katars versandet waren. Stimmt das wirklich, hat der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein 20-Millionen-Euro-Problem.

Bislang hofft der Weltmeister-Verband nämlich noch darauf, die im Zuge der WM-Affäre verhängte Steuernachzahlung zurückzubekommen. Das Finanzamt Frankfurt hatte Ende Oktober 2017 entschieden, das jene 6,7 Millionen Euro aus dem Jahr 2005, die der DFB als Betriebsausgabe für eine nie stattgefundene WM-Gala verbucht hatte, steuerlich "unzutreffend" behandelt worden seien - und verhängte eine Strafzahlung in Höhe von 19,2 Millionen Euro.

Der DFB hält dagegen und ficht dieses Urteil an. Zwar wird zugegeben, dass das Geld falsch deklariert worden ist. In der Argumentation des Verbandes, die sich auf die Aussagen der früheren Verantwortlichen stützt, waren die 6,7 Millionen aber trotzdem eine Betriebsausgabe, weil damit 2002 der millionenschwere Organisationskosten-Zuschuss (rund 170 Millionen Euro) durch den Weltverband FIFA abgesichert worden sein soll.

Damals hatten WM-Organisationschef Franz Beckenbauer und dessen kurz darauf verstorbener Manager Robert Schwan das Geld über ein kompliziertes Konstrukt nach Katar zu Bin Hammam überwiesen, ehe der frühere adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus (2009 verstorben) dem "Kaiser" ein Darlehen über die volle Summe gewährte. Der DFB zahlte dieses 2005 verschleiert über die FIFA an den Franzosen zurück.

Beim Weltverband wird die WM-Zuschuss-Version bestritten. Auch der damalige FIFA-Präsident Joseph S. Blatter dementierte, dass der Weltverband jemals eine solche Zahlung gefordert habe. Bin Hammams Aussagen nähren nun weitere Zweifel. "Nicht für die WM", schließt quasi aus, dass die 6,7 Millionen in einer Steuererklärung als Betriebsausgabe für die Endrunde 2006 verbucht werden konnten.

Inwieweit die Aussagen des früheren FIFA-Exekutivkomitee-Mitglieds glaubhaft sind, ist eine andere Frage. Der 68-Jährige war bereits 2012 endgültig lebenslang gesperrt worden. Nicht nur im deutschen WM-Skandal gilt Bin Hammam als Schlüsselfigur im Korruptionsnetz. Dass der Katarer selbst vor den Behörden in Deutschland erscheint, ist so gut wie ausgeschlossen - hat er doch sein Land seit Jahren nicht mehr verlassen.

Deshalb stehen weiterhin mehrere Theorien über den eigentlichen Zweck der Wüsten-Überweisung im Raum. Die vom WM-Zuschuss, die vom Stimmenkauf bei der WM-Vergabe im Jahr 2000, die von Bestechungszahlungen im Zuge der FIFA-Präsidentschaftswahl 2002 und die von privaten Investitionen Beckenbauers ins TV-Geschäft, über die in der Süddeutschen Zeitung berichtet wird.

Bin Hammam sagte in der Sportreportage, dass er "natürlich" wisse, warum und wofür er das Geld damals bekommen habe - doch genauer beschreiben wollte er das nicht.

(sid)
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