Bericht von Amnesty International zu Arbeitsbedingungen Fifa will Lage in Katar verbessern

Der Weltverband Fifa will sich die erneute Kritik von Amnesty International an den Arbeitsbedingungen auf den WM-Baustellen in Katar zu Herzen nehmen und die geforderte Abhilfe schaffen.

In Katar herrschen immer noch unmenschliche Bedingungen auf den Baustellen für die WM 2022.

In Katar herrschen immer noch unmenschliche Bedingungen auf den Baustellen für die WM 2022.

Foto: ap

"Natürlich gibt es noch viele Probleme, aber wir sind auf dem richtigen Weg und entschlossen, die Lage weiter zu verbessern und noch stärker zum Schutz der Arbeitnehmerrechte bei den WM-Stadionprojekten beizutragen", sagte Federico Addiechi, der Leiter der zuständigen Fifa-Nachhaltigkeitsabteilung.

Zuvor hatte die Menschenrechtsorganisation die Fifa zum Handeln aufgefordert. "Arbeitsmigranten in Katar sind einer Reihe von Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, man kann in einigen Fällen auch von Zwangsarbeit sprechen", sagte Regina Spöttl, Katar-Expertin bei Amnesty International in Deutschland.

Amnesty verlangt von der Fifa, den Druck auf die katarische Regierung zu erhöhen. Ohnehin habe der Verband seit der Vergabe an Katar "nicht genug gegen die menschenunwürdigen Bedingungen auf den WM-Baustellen" getan. "Wenn die Fifa jetzt nicht handelt, ist sie mitverantwortlich dafür, dass die Fußball-WM 2022 auf dem Rücken Zehntausender ausgebeuteter Arbeitsmigranten ausgetragen wird", sagte Spöttl.

Die Fifa verweist dagegen auf ihre Bemühungen. "Wir sind uns der Risiken der Bauarbeiter in Katar vollauf bewusst und glauben, dass der Oberste Rat für Organisation und Nachhaltigkeit die richtigen Maßnahmen getroffen hat und diese die Situation der Arbeitsmigranten auf den Baustellen der Weltmeisterschaft bereits verbessert haben", sagte Addiechi: "Wir verfolgen die Entwicklung genau und sprechen Probleme bei unseren regelmäßigen Kontakten mit dem Obersten Rat an. Wir haben mit einigen wichtigen Interessengruppen zudem das bestmögliche Vorgehen besprochen."

Wie die Fifa geloben auch die Katarer selbst Besserung. "Wir haben keinen Zauberstab, mit dem wir alle Probleme sofort lösen können", sagte der Chef des Obersten Rats, Hassan Al-Thawadi: "Die Bereitschaft zu Reformen ist aber weiter klar und unumstößlich." Die Regierung ließ verlauten, dass sie als Folge der Amnesty-Anschuldigungen Ermittlungen einleiten werde.

Schon seit geraumer Zeit steht das sogenannte "Kafala-System" in Katar heftig in der Kritik. Immer wieder lösten in den vergangenen Monaten erschütternde Berichte über zahlreiche Todesfälle und menschenunwürdige Lebensbedingungen auf den Baustellen für das WM-Turnier weltweit Empörung aus. Katar hatte Änderungen versprochen, laut Amnesty habe die Regierung allerdings "wenig für eine Verbesserung der Arbeitssituation Tausender Arbeitsmigranten getan".

Für den neuen Amnesty-Bericht "Die häßliche Seite des schönen Spiels — Ausbeutung auf einer WM-2022-Baustelle in Katar" hat die Organisation 234 Bauarbeiter und Gärtner, die am Khalifa-Stadion und im Sport- und Leistungszentrum am Stadion arbeiten, interviewt. Sie berichteten davon, dass ihnen Pässe abgenommen und Löhne erst mit sieben Monaten Verspätung gezahlt wurden. Bei Beschwerden werde den Arbeitern damit gedroht, sie ohne Zahlungen des Landes zu verweisen. Laut Amnesty werde sich die Zahl der Arbeitsmigranten in den nächsten zwei Jahren auf 36.000 verzehnfachen, 90 Prozent kämen aus südasiatischen Ländern wie Bangladesch, Indien oder Nepal.

(sid)
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