WM 2022 Trump wettert gegen Katar — deutsche Politiker fordern Neuvergabe

Frankfurt/Main · Die politische Krise am Persischen Golf belastet den Fußball. Deutsche Spitzenpolitiker fordern erneut die Neuvergabe der WM 2022 in Katar, die zumindest indirekt auch von Donald Trump infrage gestellt wird.

 Das Khalifa International Stadium.

Das Khalifa International Stadium.

Foto: rtr, SAL/PKP

Ein simpler Tweet von Donald Trump stellt Katars Gastgeberrolle für die Fußball-WM 2022 infrage. Die politischen Sanktionen mehrerer arabischer Staaten gegen das kleine Emirat könnten den "Anfang vom Ende des Terrorismus-Schreckens" bedeuten, schrieb der US-Präsident - und erhärtete damit die schweren Vorwürfe gegen den WM-Ausrichter. Katar wird beschuldigt, Terror-Organisationen wie den Islamischen Staat (IS) aktiv zu unterstützen.

Auch deshalb wurden in Deutschland gut drei Monate vor der Bundestagswahl die Rufe nach einer Neuvergabe des Turniers wieder lauter. "Die Vorwürfe wiegen zu schwer. Die Diskussion über die Austragung der WM in Katar muss ernsthaft geführt werden", sagte Unionsfraktionschef Volker Kauder der "Passauer Neuen Presse" und mahnte grundsätzlich: "Es ist kaum vorstellbar, dass in einem Land, aus dem der Terrorismus massiv unterstützt wird, ein WM-Turnier ausgetragen werden kann."

Die Vergabe im Jahr 2010, die von schweren Korruptionsvorwürfen begleitet worden war, sei "ohnehin problematisch genug" gewesen, sagte der CDU-Politiker: "Seit Langem gibt es zahlreiche Berichte, dass der islamistische Terrorismus auch aus Katar heraus unterstützt wird."

Zu Wochenbeginn hatte eine Allianz um Saudi-Arabien ihre diplomatischen Beziehungen und die Verkehrsverbindungen zu Katar abgebrochen. Trump schrieb sich das im Anschluss auf die Fahne. "So gut zu sehen, dass sich der Besuch in Saudi-Arabien (...) bereits auszahlt", twitterte der US-Präsident. Er konterkarierte damit eine nur Stunden zuvor vom Weißen Haus verbreitete Mitteilung, die USA würden eine neutrale Position einnehmen.

Roth nimmt DFB in die Pflicht

Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth nahm in der Zeitung "Die Welt" den Deutschen Fußball-Bund (DFB) in die Pflicht. Der Weltmeister müsse sich nun "nicht nur seiner sportlichen, sondern auch seiner politischen Verantwortung bewusst sein", sagte die Grünen-Politikerin: "Statt öffentlich über einen Boykott in fünf Jahren nachzudenken, der vor allem die Sportler bestrafen würde, sollte der DFB sich jetzt verantwortungsvoll für eine Verlegung des Austragungsortes einsetzen."

DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte sich als einer der wenigen einflussreichen Fußball-Funktionäre öffentlich geäußert und "politische Lösungen" angemahnt. Für Roth ist die "aktuelle Entwicklung nur ein weiterer trauriger Beleg dafür, dass Katar als Austragungsort für eine Fußball-WM denkbar ungeeignet ist". Katar sei Exporteur "der wahhabitischen Ideologie, die den Nährboden für islamistischen Terror weltweit bietet".

Für Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, spielt der Sport in der undurchsichtigen Krise am Persischen Golf aber eher eine Nebenrolle. "Auch wenn sie Einfluss auf den internationalen Sport hat, ist diese Krise vor allem zunächst eine außenpolitische Herausforderung für die involvierten Staaten - und wird hoffentlich mit den Instrumenten der Diplomatie gelöst", sagte Freitag den "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung".

Eine Lösung müsse zunächst zwischen den betroffenen Staaten diskutiert und erarbeitet werden, "vielleicht mit einem externen Vermittler", sagte Freitag: "Aber dass beispielsweise auch Saudi-Arabien, ein Land, dem ebenfalls Verbindungen zum internationalen Terrorismus nachgesagt werden, diesen Boykott unterstützt, erscheint mir zumindest fragwürdig und lässt die Frage offen, ob nicht möglicherweise andere Gründe eine entscheidende Rolle spielen."

(sid)
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