WM-Starter Nigeria im Porträt Rohr bringt Super Eagles wieder zum Fliegen

Abuja · Nach der verpatzten Qualifikation für den Afrika-Cup hat Gernot Rohr den Fußball in Nigeria wieder auf Vordermann gebracht. Die Super Eagles qualifizierten sich souverän als erstes afrikanisches Team für die Endrunde in Russland.

WM-Teams 2018: Diese Mannschaften haben sich qualifiziert
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Diese Mannschaften sind für die WM 2018 qualifiziert

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Gernot Rohr holte Nigeria aus der Schockstarre. Der Weltenbummler führte die Super Eagles souverän zur WM-Endrunde nach Russland. Als Rohr im August 2016 sein Amt antrat, hatte Nigeria kurz zuvor überraschend die Qualifikation für den Afrika-Cup 2017 verpasst - als Titelverteidiger. Doch Rohr brachte den Erfolg zurück und die fehlende Spielphilosophie auf den Platz.

Nach dem entscheidenden 1:0-Sieg in der WM-Quali gegen Sambia im Oktober 2017 ließen seine Spieler den 64 Jahre alten Trainer hochleben. Einen Monat später wurde der Vertrag des gebürtigen Mannheimers bis 2020 verlängert.

Dann wäre Rohr vier Jahre im Amt, eine absolute Seltenheit im nigerianischen Verband. "Er hat seinen Job sehr gut gemacht und muss nun nicht in Unsicherheit über seine Zukunft in die WM gehen", sagte Verbandspräsident Amaju Pinnick.

Super Eagles sind WM-Dauergast

Seit 1994 fehlten die Super Adler nur bei der Endrunde 2006 in Deutschland. Vor vier Jahren in Brasilien zog Nigeria das insgesamt dritte Mal ins Achtelfinale ein, scheiterte aber an Frankreich (0:2). In Russland nimmt der Olympiasieger von 1996 zum insgesamt sechsten Mal an einer WM-Endrunde teil - dank Rohr, der neben Bundestrainer Joachim Löw der zweite deutsche Cheftrainer bei der WM ist.

Für Rohr ist es bereits das vierte Engagement als Nationaltrainer in Afrika. Zuvor trainierte er bereits die Auswahlen von Gabun, des Niger und von Burkina Faso. In Nigeria musste der ausgewiesene Afrika-Experte erstmal neue Strukturen schaffen, dem jungen Team eine passende Spielphilosophie geben und als Vermittler zwischen Verband, Sportministerium und den im Ausland tätigen Stars auftreten.

Rohr bekam diese Mammutaufgabe in den Griff und belohnte sich selbst mit seiner ersten WM-Teilnahme. Selbst die wiederkehrende leidige Diskussion um die fälligen Spielerprämien für die WM-Qualifikation moderierte Rohr zu einer ungewöhnlich frühen Einigung. Noch 2014 gipfelte der Prämienstreit zwischen Verband und Spielern während des Turniers in einen Trainingsstreik.

Überhaupt verlor Rohr von 13 Spielen als nigerianischer Nationaltrainer erst zwei: Das bereits sportlich unbedeutende letzte Spiel der verkorksten Afrika-Cup-Qualifikation gegen Südafrika (0:2) und Ende März ein Länderspiel gegen Serbien (0:2). "Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir sollten demütig bleiben, aber es ist gut für das Selbstvertrauen", sagte Rohr ganz bescheiden nach dem 1:0-Sieg in Polen wenige Tage vor dem Serbien-Spiel.

Mitte November zeigten die Super Eagles, welches Potenzial in ihnen steckt. Im Test gegen Vizeweltmeister Argentinien drehten sie einen 0:2-Rückstand in einen 4:2-Sieg. Bei der WM wird es zum Abschluss der Gruppenphase ein Wiedersehen mit den Argentiniern geben, wie bereits bei den letzten drei Endrundenteilnahmen Nigerias.

Ein Garant dieser guten Ergebnisse ist der langjährige Chelsea-Star John Obi Mikel, den Rohr als "unangefochtenen Anführer" bezeichnet. Der 31 Jahre alte Kapitän war bereits in Brasilien in allen vier Spielen dabei und ist derzeit in China bei Tianjin Teda aktiv. Auch für Mikel ist die WM ein ganz besonderes Turnier. Der Mittelfeldantreiber ist mit einer Russin verheiratet und erhält vor Ort familiäre Unterstützung.

(sid)
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