Auftakt der WM-Quali Löw erwartet "Rambazamba" in Norwegen

Oslo · Einen Start in die WM-Qualifikation in Oslo gab es für Deutschland schon einmal. Am Ende des Weges stand 1954 das Wunder von Bern. Weltmeistertrainer Joachim Löw beschäftigt sich aber nicht mit der Vergangenheit. Richtung Russland 2018 zählt nur ein Auftaktsieg.

DFB-Team bestreitet Abschlusstraining in Oslo
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Jetzt sind die Weltmeister wieder gefordert. Joachim Löw nahm die Stufe zum Pressepodium mit einem flotten Schritt, gönnte sich einen großen Schluck aus dem Wasserglas und machte seine Ziele unmissverständlich deutlich. "Wir sind nicht nach Norwegen gekommen, um die wunderbare Natur anzuschauen und zu genießen. Wir wollen das erste Spiel gewinnen", sagte er bei einer Pressekonferenz vor dem Auftaktspiel in der WM-Qualifikation am Sonntag (20.45 Uhr/Live-Ticker) im Ullevaal-Stadion von Olso.

Die Erinnerung an eine holprig gestartete EM-Qualifikation vor zwei Jahren sitzt noch tief beim Weltmeister-Trainer und seinen Spielern. Auf dem Weg zur angestrebten WM-Titelverteidigung 2018 in Russland soll gleich der erste Schritt problemlos gelingen. "Wir wissen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Nur, dass wir es wissen, bringt uns wenig. Wir müsse es auch zeigen", forderte Toni Kroos.

Der Profi von Real Madrid wird wie mehrere andere feste Größen um den neuen Kapitän Manuel Neuer, Sami Khedira, Mats Hummels und Thomas Müller wieder in der Startelf stehen. Die Probierphase vom 2:0 gegen Finnland am Mittwoch mit vielen Nachwuchskräften ist erstmal wieder beendet.

Nur der Gruppensieger qualifiziert sich direkt

Die bewährten Kräfte sollen den ersten Schritt nach Russland machen. Denn: "Dieses Mal möchte ich nicht wieder so eine durchwachsene Qualifikation haben, wie es in der letzten Periode war", sagte Löw. Erschwerend hinzu kommt: Nur der Gruppensieger qualifiziert sich direkt für die WM.

Richtung Oslo hatte der Kapitän der Sondermaschine LH 342 einen direkten Anflug und eine verfrühte Ankunft in der norwegischen Hauptstadt per Bordmikrofon verkündet. Löw wird es in der ersten Sitzreihe als Signal verstehen. Umwege oder Hindernisse soll es auf dem neuen WM-Weg nicht geben. "Wir dürfen uns keinen Fehlstart wie 2014 erlauben", sagte der DFB-Chefcoach.

Vor zwei Jahren hatten die in Köpfen und Beinen müden Weltmeister in den ersten drei Spielen gleich fünf Punkte liegen lassen. "Diesmal wollen wir von Beginn an vorneweg gehen. Die Qualifikationsrunden kann man nicht einfach so wegspielen, ein guter Auftakt ist also wichtig", sagte der frisch in den Mannschaftsrat aufgenommene Kroos.
Einschneidende taktische Veränderungen erwartet er nicht. "Viel wird sich an unserer Philosophie nicht ändern, weil die gut ist. Ich hoffe, dass das morgen wieder zackiger zugeht", sagte er.

Löw machte nochmals klar, dass gegen einen der stärkeren Kontrahenten in der Gruppe C die Konzentration da sein muss. "Norwegen verteidigt gut, wie an der Schnur gezogen. Die werden schon einen heißen Kampf abliefern." Das 0:1 gegen Weißrussland am Mittwoch sei kein Indikator für einen leichten Sieg. "Morgen wird eine andere Mannschaft spielen.
Wir können uns darauf einstellen, dass richtig Rambazamba sein wird."

16 Feldspieler im Kader

Nach dem Ausfall von Kevin Volland und Emre Can, der geplanten Heimreise von Nachwuchsmann Niklas Süle sowie dem Rücktritt von Bastian Schweinsteiger hat Löw nur noch 16 Feldspieler und drei Torhüter in seinem Kader. Immerhin: Alle sind einsatzbereit, verkündete Löw, bevor er seinen kompletten Kader zum Abschlusstraining bat. Julian Draxler konnte nach leichter Grippe mitwirken. Auch die Jungstars Julian Brandt und Max Meyer bekamen wegen der Personalknappheit noch ein Oslo-Ticket ausgestellt und trainierten nach ihrer schöpferischen Pause vom Vortag am Samstagabend im Ullevaal-Stadion wieder mit.

Sorgen um seine Fitness müsse man sich nicht machen, meinte der wie sein Rio-Kollege Meyer im August hoch belastete Brandt: "Wenn der Bundestrainer zu dir kommt und dich bittet auszuhelfen, weil sich Spieler verletzt haben, dann muss man nicht lange überlegen. Dann ist es eine Selbstverständlichkeit."

Erstmals muss Deutschland als Weltmeister in eine Qualifikation für das nächste Turnier. Nach dem letzten Triumph vor Rio 2014, noch unter Teamchef Franz Beckenbauer 1990, war der amtierende Champion noch automatisch qualifiziert. Diese Regel wurde erst vor der Heim-WM 2006 von der Fifa geändert. Weitere Qualifikations-Gegner sind Tschechien, Nordirland, Aserbaidschan und San Marino. Den Auftakt in Oslo bewerteten Löw und Kroos als eine der schwersten Aufgaben.

Zum Auftakt einer WM-Qualifikation hat ein DFB-Team noch nie verloren. In Oslo ist das DFB-Team bislang ebenfalls unbesiegt. Vor 63 Jahren startete die DFB-Elf schon einmal gegen Norwegen in eine WM-Ausscheidung. Damals reichte es für Torschütze Fritz Walter und Co. nur zu einem 1:1, im folgenden Jahr gelang mit dem Wunder von Bern allerdings der erste WM-Titel.

(ems/dpa)
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