WM 2018 Russlands Sportminister verteidigt Haushaltskürzungen für WM

Weniger Sitzplätze, weniger Hotels: Drei Jahre vor der Heim-WM zwingt eine Krise Gastgeber Russland zum Sparen. Die Führung in Moskau verspricht aber, dass Fußballfans und Stimmung nicht darunter leiden werden. Allerdings stehen immer noch Boykottforderungen im Raum.

Gastgeber Russland präsentiert offizielles Emblem
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Die Wirtschaftskrise zwingt Gastgeber Russland zu massiven Sparmaßnahmen bei der Fußball-WM 2018. Nachdem die Regierung in Moskau aus Kostengründen bereits Tausende geplante Sitzplätze in WM-Stadien gestrichen hatte, reduzierte sie nun die Zahl der Hotels drastisch. Sportminister Witali Mutko verteidigte die Kürzungen. In Absprache mit dem Weltverband Fifa gehe es besonders um Luxushotels in kleineren Städten, sagte er am Dienstag der Agentur Tass. Solche Unterkünfte seien nach Weltmeisterschaften oft nicht ausgelastet.

25 Projekte seien gestrichen worden, bei 23 weiteren gebe es teils erhebliche Änderungen, meinte Mutko. Allein beim Hotelbau sollen damit 27 Milliarden Rubel (etwa 435,5 Millionen Euro) gespart werden. Analysten lobten den Schritt. Die Gefahr sei groß gewesen, dass Hotels nach dem Turnier leer stehen würden, sagten Experten in einem Gespräch der Moskauer Tageszeitung "Kommersant".

"Unterkünfte für normale Fans sind nicht betroffen", versprach Mutko. Jedoch würden auch hier in den kommenden Jahren "Kosten optimiert". "Jede der elf russischen WM-Städte hat ihre Pläne zur Unterbringung von Fans schon vorgelegt. Außer Hotels werden Studentenwohnheime angeboten, die aber erst renoviert werden müssen", sagte der Politiker, der auch Mitglied des Fifa-Exekutivkomitees ist.

Das Sportministerium veröffentlichte im Internet eine Liste der Streichungen. Besonders betroffen sei die Stadt Nischni Nowgorod. Auch Kaliningrad, Wolgograd und Rostow am Don sowie Saransk müssen Kürzungen hinnehmen. Die Gesamtkosten der WM sollen demnach auf 637,6 Milliarden Rubel (rund elf Mrd Euro) reduziert werden. Beobachter rechnen mit erheblich höheren Kosten. Die Olympischen Winterspiele in Sotschi 2012 hatten Russland etwa 38,5 Milliarden Euro gekostet.

Beim jetzigen WM-Sparkurs hätten positive Erfahrungen in Sotschi eine Rolle gespielt, hieß es. Damals sei die Zahl der Gästezimmer für die Spiele im Schwarzmeer-Kurort von 50.000 auf 25.000 gekürzt worden.

Die Fußball-WM findet vom 14. Juni bis 15. Juli 2018 in elf russischen Städten statt. Mutko hatte im Januar bereits angekündigt, dass die Zahl der fest installierten Sitzplätze in einigen Stadien aus Kostengründen von 45.000 auf 35.000 gesenkt werde. Der russischen Wirtschaft machen derzeit eine Rubel-Schwäche sowie der niedrige Ölpreis und westliche Sanktionen in der Ukraine-Krise zu schaffen.

Wegen des blutigen Konflikts in der Ostukraine hatten westliche Politiker immer wieder einen möglichen Boykott der WM ins Spiel gebracht. Russland unterstützt die Separatisten im Unruhegebiet Donbass. Moskau fordert aber, "Sport und Politik zu trennen". Auch die FIFA hält nicht von einem Boykott. Die Qualifikationsgruppen für die WM 2018 werden am 25. Juli in St. Petersburg ausgelost.

(dpa)
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