Gerüchte um gekaufte WM WDR-Rundfunkrat stellt Verträge mit Fußballverbänden infrage

Düsseldorf · Oliver Keymis, WDR-Rundfunkrat und kulturpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, fordert als Reaktion auf den mutmaßlichen Bestechungsskandal um die Vergabe der WM 2006 eine sofortige Überprüfung aller Verträge von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Deutschland mit den Fußballverbänden.

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Foto: dpa, Arne Dedert

"Mit den hohen Millionensummen, die wir für die Übertragungsrechte bezahlen, haben wir die Organisationen offenbar zu stark aufgebläht", sagte Keymis. Er plädiert für eine Kappung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkausgaben für die Übertragungsrechte von Fußballturnieren. "Die öffentlich-rechtlichen Sender zahlen für die Übertragungsrechte von Fußballweltmeisterschaften regelmäßig dreistellige Millionensummen. Das ist zu viel. Wir müssen verhindern, dass wir neben dem Fußball auch noch schwarze Kassen von Fußballfunktionären finanzieren."

Die ARD und ZDF hatten für die Übertragungsrechte der WM 2006 179 Millionen Euro bezahlt. Für die WM 2018 in Russland und 2022 in Katar sollen nach Informationen unserer Redaktion jeweils rund 220 Millionen Euro fließen.

Die an dem mutmaßlichen Skandal beteiligten deutschen Funktionäre selbst haben indes keine persönlichen Konsequenzen zu befürchten. "Es stehen hier die Vorwürfe der Untreue, der Bestechung und der Bestechlichkeit im Raum. Das wäre alles verjährt", sagt der renommierte Strafrechtler Simon Zeidler aus Düsseldorf.

Damit haben die deutschen Fußballfunktionäre offenbar Glück gehabt. Denn ohne Verjährung wären sie beim Nachweis der vom "Spiegel" berichteten Straftaten "mit Sicherheit ins Gefängnis gekommen", so Zeidler, "bei dieser Größenordnung kommt niemand mehr mit einer Geldstrafe davon, und Bewährung gibt es dann auch nicht mehr."

(RP)
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