Skandal um WM-Vergabe 2006 Frymuth: "Wir werden aufklären — egal welche Namen eine Rolle spielen"

Düsseldorf · Peter Frymuth ist seit zwei Jahren einer der Vizepräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes. Die Funktionärskarriere des 58-Jährigen begann beim Fußballverband Niederrhein, für seine ehrenamtlichen Verdienste im Amateur- und Jugendfußball erhielt er das Bundesverdienstkreuz.

DFB-Vizepräsident Peter Frymuth im Portrait
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Das ist Peter Frymuth

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Foto: Endermann, Andreas (end)

Zehn Jahre lang führte er den Verein Fortuna Düsseldorf. In dieser Zeit entschuldete er den Klub und erlebte den Wiederaufstieg in die Bundesliga 2012. Im DFB ist er für die Aufgabenbereiche "Spielbetrieb und Fußballentwicklung" zuständig. Der Rücktritt seines Freunds Wolfgang Niersbach hat den Düsseldorfer sehr getroffen, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion sagt.

Herr Frymuth, Wolfgang Niersbach hat die "politische Verantwortung" rund um die Ungereimtheiten der WM 2006 als Präsident des DFB zurückgetreten. Seine Ämter bei der Uefa und Fifa behält er aber. Wie passt das zusammen?

Die Zuständigkeiten im Organisationskomitee der WM 2006
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Die Zuständigkeiten im deutschen OK bei der WM 2006

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Foto: dpa

Peter Frymuth Das muss man aus meiner Sicht völlig voneinander trennen. Es ist die übereinstimmende Meinung des Präsidiums gewesen, dass Wolfgang Niersbach den Verband international weiter vertreten soll. Er ist ja schonden Verbänden. Es geht nicht darum, Posten zu verteilen, sondern um die qualitative Vertretung in internationalen Gremien.

Ist Wolfgang Niersbach Ihr Freund?

Frymuth Natürlich. Wolfgang ist mein Freund.

Korruption bei WM-Vergaben: ein Überblick
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Korruption bei WM-Vergaben

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Verstehen Sie, dass es an der Basis Zweifel gibt, dass ein Verband wie der DFB, wo es viele gute Freunde gibt, überhaupt imstande ist, Versäumnisse im großen Stil aufzuklären?

Frymuth Die Menschen haben ein gutes Recht enttäuscht zu sein. Es wird immer deutlicher, dass da einiges falsch gelaufen ist. Wir als Verband sind nun in der Pflicht Antworten zu liefern. Wir werden aufklären — egal welche Namen eine Rolle spielen.

So oder ähnlich heißt es auch immer, wenn etwas bei der Uefa oder Fifa schiefgelaufen ist.

Frymuth Jetzt wird leider alles in einen Topf geschmissen. Bei uns wird gewiss nichts verschleiert. Wir werden nichts unter den Teppich kehren und für Transparenz sorgen. Dass setzt voraus, dass alle Verantwortlichen des WM-Organisationskomitees aktiv mitwirken.

Franz Beckenbauer rückt immer mehr in den Mittelpunkt der Affäre. Sind Sie vom ihm enttäuscht?

Frymuth Meine Gefühle spielen dabei nicht die entscheidende Rolle. Für mich ist einzig und alleine wichtig: Was kann Beckenbauer zur Aufklärung dieser Affäre beitragen. Man musste bislang den Eindruck gewinnen, dass er hätte mehr sagen können, als er getan hat.

Beckenbauer ist Ehrenspielführer der deutschen Fußballnationalmannschaft. Müsste man ihm dieses Amt entziehen, sollte sich herausstellen, dass er aktiv an Korruption beteiligt gewesen ist?

Frymuth Jetzt sollten wir uns zunächst auf das Wesentliche konzentrieren und uns um Aufklärung bemühen. Ob und was sich dann alles noch ergibt, wird man dann sehen.

Muss sich der DFB strukturell an der Spitze neu aufstellen?

Frymuth Es hat den DFB schon immer ausgezeichnet, dass er sich besonders inhaltlich immer wieder selbst neu aufgestellt hat. Gerade im Hinblick auf die Entstehung der DFB-Akademie sind auch in dem Bereich weitere Optimierungen vorgesehen. Was die Strukturen angeht: Gravierendes Fehlverhalten ist im WM-Organisationskomitee festzustellen, wo wenige Personen viel entschieden haben.

Sie sitzen als Vertreter der Amateure im Präsidium. Wie vermitteln Sie denen, was da im Verband passiert?

Frymuth Genau das ist der Punkt. Die Basis ist der DFB. In mehr als 25.000 Vereinen spielen unsere Mitglieder Fußball. Ihnen sind wir besonders verpflichtet, ihnen schulden wir Antworten. Sehen Sie, es gibt ein paar Leute, die in den Schlagzeilen stehen. Aber der Fußball wird an der Basis gemacht. Und einige wenige werden es nicht durch ihr Fehlverhalten schaffen, daran etwas zu ändern.

(gic)
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