WM-Skandal Sommermärchen-Affäre - eine Spur führt zu Leo Kirch

Hamburg · In der Sommermärchen-Affäre um die Vergabe der WM 2006 führt eine Spur offenbar zum mitterweile verstorbenen Medienmogul Leo Kirch.

Medienmogul Leo Kirch.

Medienmogul Leo Kirch.

Foto: dpa, leo pzi lof

Wie Quellen beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" bestätigten, soll der Anwalt Alexander Liegl jenen dubiosen Vertrag des deutschen Bewerbungskomitees für die WM 2006 mit dem Fifa-Funktionär Jack Warner aufgesetzt haben, der in den Archiven des DFB gefunden worden war.

Liegl stand kurz vor der WM-Vergabe im Sommer 2000, als das Schriftstück entstand, nicht in Diensten des DFB, sondern beriet die Firma KirchMedia bei der Akquisition von Sportrechten, von Januar 2001 an agierte er dort als Geschäftsführer.

Das deutsche WM-Bewerbungskomitee hatte für den unter massivem Korruptionsverdacht stehenden damaligen Fifa-Vizepräsidenten Jack Warner, einem der Wahlmänner bei der WM-Vergabe, vier Tage vor der Abstimmung, am 2. Juli 2000, einen Kontrakt konzipiert. Demnach sicherten die Deutschen dem von Warner geführten amerikanisch-karibischen Verband Concacaf umfangreiche Unterstützung zu und Warner selbst Ticketkontingente für das Turnier. Franz Beckenbauer, damals Chef des WM-Bewerbungskomitees, hatte den Vertrag unterschrieben.

Die DFB-Interimspräsidenten Reinhard Rauball und Rainer Koch bewerteten den Vertrag, der offenbar nicht in Kraft getreten ist, unlängst als Bestechungsversuch der deutschen WM-Bewerber. Wenn der frühere Kirch-Anwalt Liegl der Autor dieses Vertrags ist, wäre das ein bemerkenswerter Umstand: Die Unternehmensgruppe des damals noch mächtigen Leo Kirch hatte 1997 für 1,7 Milliarden Mark von der Fifa die Europarechte für die Übertragungen der Weltmeisterschaften 2002 und 2006 gekauft und ein großes geschäftliches Interesse daran, dass das Turnier 2006 in Deutschland stattfand.

Liegl wollte gegenüber dem "Spiegel" den Vorgang mit Hinweis auf seine Verschwiegenheitspflicht nicht kommentieren.

Derweil wird die Fifa-Ethikkommission in dem Verfahren gegen den Präsidenten Joseph Blatter und Uefa-Chef Michel Platini voraussichtlich zwischen dem 15. und 24. Dezember ihr Urteil fällen. Dies erfuhr der "Spiegel" aus dem Umfeld der rechtsprechenden Kammer des Welt-Fußballverbandes.

Demnach wird der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert in diesem Zeitraum Blatter und Platini noch einmal anhören, ehe er den Fall entscheidet. "Aufgrund der anstehenden Wahl des Fifa-Präsidenten am 26. Februar in Zürich muss das alles sehr zeitnah passieren", sagt ein Fifa-Insider. Dort will Platini zum Nachfolger Blatters gekürt werden.

(areh/sid)
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