DFB Präsidium einig: Erst aufklären, dann wählen

Frankfurt/Main · Als das Ergebnis der viereinhalbstündigen Sondersitzung des DFB-Präsidiums bekannt wurde, mag sich mancher gefragt haben, warum die Vertreter der Amateure das Klima vergiftet hatten. Die Dissonanzen mit den Profis sind - zumindest öffentlich - beigelegt.

Reinhard Grindel - ehemaliger DFB-Präsident
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Das ist Reinhard Grindel

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Foto: dpa, fis jhe

DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel war am vergangenen Dienstag von den 21 Landes- und fünf Regionalpräsidenten einstimmig zum Kandidaten des Amateurlagers für den Posten des DFB-Präsidenten gekürt worden.

"Wir sind zu der gemeinsamen Auffassung gelangt, dass die Aufarbeitung der Vorgänge rund um die WM 2006 Vorrang hat", erklärte nun Liga-Boss und DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball. Die Suche nach einem Nachfolger für den zurückgetretenen Wolfgang Niersbach wird erst einmal auf Eis gelegt. Es gibt derzeit weder einen Termin für einen außerordentlichen Wahl-Bundestag (der ordentliche soll am 3./4. November 2016 in Erfurt stattfinden) noch für eine dringend gebotene Strukturreform beim weltweit größten Sportverband. "Wir sind uns einig, dass es nicht um einen Kopf, sondern die Aufarbeitung einer sehr bedrückenden Affäre geht", betonte Grindel. "Wir werden gemeinsam Konsequenzen ziehen und den DFB zukunftssicher machen. Wir reden miteinander und nicht übereinander."

Weiter unklar ist, wohin die 6,7 Millionen Euro geflossen sind, die der DFB an den Weltverband (Fifa) überwies. All diese Fragen will man klären, bevor man sich neu aufstellt. Das Profilager wird daher vorerst keinen eigenen Kandidaten benennen. "Es wäre nicht im Sinne der Sache und inkonsequent, wenn wir einerseits erst die Untersuchungsergebnisse zur WM-Affäre abwarten wollen und andererseits gleichzeitig einen eigenen Kandidaten aufstellen", betonte Christian Seifert, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), die die Interessen des Profifußballs vertritt.

Doch das Thema wird den Deutschen Fußball-Bund wahrscheinlich noch einmal einholen. Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des Bundesligisten Borussia Dortmund, kann sich zumindest mittelfristig eine Doppelspitze vorstellen. "Es war Wolfgang Niersbachs große Stärke, dass er für den Amateur- und den Profibereich wie eine Klammer gewirkt und beide Seiten geeint hat", sagte er bei "kicker.de". Wenn man aus dem Stand niemanden finde, der eine solche Klammer bilden kann, "sollten wir aus meiner Sicht zumindest für einen Zeitraum von drei Jahren über eine DFB-Doppelspitze nachdenken. Vielleicht mit Reinhard Grindel und einem Vertreter der Liga", sagte Watzke.

"Ich muss sagen, dass er als Person völlig integer ist", sagte Rauball, der zurzeit mit Rainer Koch gemeinsam an der Spitze des DFB steht, über Grindel. Der will den Profivereinen am 2. Dezember auf der DFL-Mitgliederversammlung seine Vorstellungen präsentieren.

Erst wenn das Ergebnis der Wirtschaftskanzlei Freshfields, die versucht, Licht ins Dunkel der Vorgänge im Vorfeld der Fußball-WM 2006 zu bringen, vorliegt, wird man weitere Schritte unternehmen.

(DPA)
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