Wegen Gaucho-Tanzeinlage Journalist nennt deutsche Spieler "ekelhafte Nazis"

Düsseldorf · Die Tanzeinlage einger deutscher Spieler bei der WM-Party in Berlin kam nicht überall gut an. Ein Journalist aus Argentinien ist mit seiner Kritik aber deutlich über das Ziel hinausgeschossen.

Deutsche WM-Stars machen sich auf Fanmeile über Argentinien lustig
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Der bekannte Sportjournalist Victor Hugo Morales, der ursprünglich aus Uruguay stammt, nannte die sechs Gaucho-Tänzer in seiner Sendung beim Radiosender Continental de Buenos Aires in ihrem Verhalten und ihrer Denkweise "ekelhafte Nazis". "Mit dieser Denkweise haben sie sechs Millionen getötet", sagte er. "Mit diesem Gefühl von Überlegenheit und mit dieser Schwachsinnigkeit."

Morales ist einer der bekanntesten Sport-Kommentatoren des Landes. Seine Live-Reportage von Diego Maradonas Jahrhundert-Tor gegen England bei der WM 1986 gilt als stilprägend. Gemeinsam mit Maradona hatte er auch während der WM eine Sendung im venezolanischen Fernsehen moderiert. Während Maradona mit seinen merkwürdigen Auftritten in eben dieser Sendung eher für mitleidige Belustigung gesorgt hattte, hat sich Morales nun komplett ins Abseits geschossen. Viele Argentinier reagierten geschockt auf die Aussagen.

Miroslav Klose, Andre Schürrle, Shkodran Mustafi, Mario Götze, Roman Weidenfeller und Toni Kroos waren am Dienstag tief gebückt auf die Bühne gekommen und hatten in Anspielung auf den Finalgegner Argentinien gesungen: "So gehen die Gauchos, die Gauchos gehen so." Dann gingen sie in aufrechter Haltung weiter und sangen "So gehen die Deutschen, die Deutschen gehen so."

Twitter-Reaktionen zum "Gauchogate"
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Foto: dpa, ag kno

Die Kritik einiger Medien stieß bei vielen deutschen Fans auf Unverständnis. Unter dem Hashtag "#gauchogate" verteidigen viele Twitter-Nutzer die Tanzeinlage und regen sich über die öffentliche Entrüstung auf. "Unsportlich aber kein neuer Nationalismus", meinte der Grünen-Politiker Jürgen Trittin in dem sozialen Netzwerk.

Niersbach: "Absolut anständige und faire Sportsleute"

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hat den umstrittenen "Gaucho-Tanz" verteidigt. "Es tut uns leid, wenn dies bei einigen falsch und missverständlich rübergekommen ist", wurde Niersbach in einer Mitteilung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Mittwoch zitiert.

Niersbach will Argentiniens Verbandschef Julio Grondona "einen Brief schreiben und nochmal deutlich machen, dass die Aktion in keinster Weise despektierlich gemeint war. Wir haben größten Respekt vor Argentinien, beste Beziehungen zum dortigen Verband und freuen uns auf das baldige Wiedersehen beim Länderspiel in Düsseldorf." Die Neuauflage des WM-Endspiels von Rio de Janeiro (1:0 n.V.) findet am 3. September statt.

Er wisse von Teammanager Oliver Bierhoff, "dass die Idee der Spieler spontan aus der Emotion und Freude heraus entstanden ist", sagte Niersbach: "Sie sind alle absolut anständige und faire Sportsleute, die sich über niemanden lustig machen, sondern einfach nur ausgelassen mit den Fans feiern wollten."

(areh)
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