Erster Nationalspieler ergreift Partei Friedrich fordert Gnade für Kuranyi

Frankfurt/Main (RPO). Bundestrainer Joachim Löw schweigt beharrlich, dafür mischt sich der erste Nationalspieler in die K-Frage ein: Arne Friedrich von Hertha BSC Berlin sprach sich am Mittwoch deutlich für die WM-Teilnahme des Bundesliga-Toptorjägers Kevin Kuranyi aus und heizte die Diskussion damit zusätzlich an.

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Foto: AP

"Meine Meinung ist, dass Kevin vom Fußballerischen her dabei sein sollte. Ich denke, Löw wird sich das sicher noch mal überlegen. Und ich glaube, bei den Leistungen, die Kuranyi zuletzt gebracht hat, stehen die Chancen gut", sagte Friedrich der Bild-Zeitung.

Die Diskussionen um eine Begnadigung Kuranyis schlagen seit dem Doppelpack des Angreifers von Schalke 04 bei Bayer Leverkusen am Samstag hohe Wellen. Die Fußball-Prominenz um Franz Beckenbauer und Rekordweltmeister Lothar Matthäus forderte zuletzt unisono, dass der mit 17 Bundesliga-Treffern derzeit beste deutsche Torjäger mit zur WM nach Südafrika (11. Juni bis 11. Juli) mitfährt.

Löw äußert sich derzeit nicht zu der Personalie Kuranyi. Der 50-Jährige hat theoretisch auch Zeit bis zum 6. Mai - dann wird er seinen vorläufigen WM-Kader nominieren. Interessant wird für den Bundestrainer sein, wie sich der 28-Jährige am Samstag beim Spitzenspiel gegen Rekordmeister Bayern München und damit im direkten Duell mit den Nationalspielern Mario Gomez und Miroslav Klose präsentiert.

Zumindest scheint Löw zu überlegen, ob er über seinen Schatten springt und Kuranyi doch noch mit zur WM nimmt. Während Löw bis Ende des vergangenen Jahres ein Comeback Kuranyis im Nationalteam unter seiner Führung kategorisch ausgeschlossen hatte, positionierte er sich zuletzt nicht mehr ganz so eindeutig. "Ich kann und will mich dazu derzeit nicht äußern", sagte Löw, dem die Tribünenflucht des Stürmers beim WM-Qualifikationsspiel gegen Russland im Oktober 2008 noch immer schwer im Magen liegt.

Deshalb kann sich auch Nationaltorhüter Tim Wiese von Werder Bremen nicht vorstellen, dass Löw den 52-maligen Nationalspieler Kuranyi doch noch begnadigt. "Kevin ist super drauf, hat einen Lauf. Er sollte bei der WM dabei sein. Aber ich glaube nicht, dass Löw ihn begnadigt. Wenn er einmal Nein sagt, bleibt er dabei", sagte Wiese.

Doch nicht nur in Deutschland ist der Multi-Kulti-Stürmer ein großes Thema. Auch in der italienischen Serie A wird Kuranyi derzeit heiß gehandelt. Nachdem bereits Juventus Turin dem Stürmer einen Dreijahresvertrag angeboten haben soll, steigt nun Erstligist FC Genua in den Poker um Kuranyi ein. "Kuranyi ist ein Topspieler, der an Drogba und van Basten erinnert. Er ist ein absolut großartiger Stürmer. Und unser Ziel ist es, zwei Stürmer auf hohem Niveau zu haben", sagte Genuas Präsident Enrico Preziosi der Sporttageszeitung Tuttosport.

Der Vertrag des 28-Jährigen bei den Königsblauen läuft am Ende der Saison aus. Zwar ist auch ein Verbleib auf Schalke wegen der wahrscheinlichen Teilnahme an der Champions League in der kommenden Spielzeit nicht ausgeschlossen, bei einem Wechsel könnte Kuranyi aber seinen voraussichtlich letzten großen Vertrag unterschreiben und ein hohes Handgeld kassieren.

(SID/can)
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