Länderspiel gegen Argentinien Die große Diego-Maradona-Show

München (RPO). Er hatte kaum den Bus verlassen, da war er auch schon wieder verschwunden: Die Ankunft des argentinischen Fußball-Idols Diego Maradona in München am Sonntagabend fiel für seine Verhältnisse überraschend unspektakulär aus.

Maradonas irrer Regen-Jubel
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Drei Tage vor dem Länderspiel der argentinischen Nationalmannschaft gegen die deutsche Auswahl am Mittwoch (20.45 Uhr/Live-Ticker) hatten sich abgesehen vom obligatorischen Pulk von Kamerateams nur knapp 20 Schaulustige zum Quartier der Seleccion verirrt. Ihr Engagement wurde nicht belohnt - Dieguito huschte wortlos ins Hotel, Zutritt nur noch für angemeldete argentinische Journalisten.

Mit Zigarre auf dem Platz

Am Montag war er dann da - und wie. Erst wurde er auf dem Rasen gesichtet, als er mit einer Zigarre im Mund das Training der Torhüter beobachtete. Dann trat er mit 57-minütiger Verspätung am Abend vor die 100 Medienvertreter und meinte mit Blick auf Südafrika: "Ich möchte, dass Argentinien neue WM-Helden bekommt."

Auch am Mittwoch darf man getrost von einer großen Diego-Show ausgehen. Denn der Trainer Maradona ist keineswegs ruhiger als der Spieler, der Argentinien beim WM-Sieg 1986 durch ein Hand-Tor ins Halbfinale gebracht hatte und 1994 positiv auf Ephedrin getestet worden war. Ganz im Gegenteil, Argentiniens Nationalmannschaft pendelt seit dem Amtsantritt des 49-Jährigen im Oktober 2008 zwischen den Extremen. "Ich bin weiß und schwarz, grau werde ich in meinem Leben nie", sagt Maradona über sich selbst.

102 Spieler getestet

Die direkte Qualifikation für die WM in Südafrika sicherte sich die Albiceleste erst in letzter Minute mit einem 1:0 in Uruguay, vorausgegangen waren der späten Erlösung wiederholte Rücktrittsdrohungen Maradonas. In der Heimat warf und wirft man ihm Konzept- und Ahnungslosigkeit vor, immerhin lud er innerhalb von 16 Monaten die stolze Zahl von 102 Spieler ein. Er nominierte dabei schon mal Spieler, die gerade frisch an der Nase operiert worden waren oder gleich wieder ausgeladen wurden, weil sie mit ihren Klubs unterwegs waren. Oder er vergaß, einen Rechtsverteidiger zu berufen.

Bayern-Profi Martin Demichelis teilt diese Ansicht nicht. Maradona schaue jedes Spiel der Bayern im Fernsehen und sei top informiert. "Er bietet den Spielern Hilfestellungen an und ist sehr kommunikativ", beteuert Demichelis, räumt allerdings ein, dass es "nach außen oft anders" wirke.

Extrem kommunikativ zeigte sich Maradona nach der erzitterten WM-Qualifikation, als er sich für die einheimische Negativ-Presse mit einem verbalen Rundumschlag unter der Gürtellinie revanchierte und vom Weltverband prompt für zwei Monate gesperrt wurde. Zwar versichert "El Diez", er habe seit fünf Jahren keine Drogen angerührt, doch es bleibt dabei: Wo Maradona ist, ist großes Drama.

Krach mit dem Verband

Die WM-Gruppenauslosung in Südafrika verpasste er gesperrt, beim Spiel gegen die DFB-Elf darf er nach Ablauf seiner Sperre erstmals wieder auf der Bank Platz nehmen. Doch er hat in Argentinien bereits den nächsten Kleinkrieg angezettelt. Weil ihm der vom Verband festgelegte Termin für ein Freundschaftsspiel gegen Kanada am 24. Mai nicht passt, legte er sein Veto ein. Die Spieler bräuchten eine Pause, ließ er ausrichten. Dass es sich bei dem Spiel um einen Staatsakt handelt, der die 200-Jahr-Feierlichkeiten zum Ende der Kolonialzeit einläuten soll, kümmert ihn wenig.

Das einzige, was sich für Mittwoch deshalb ziemlich sicher voraussagen lässt, ist ein Spektakel. Und auch ein Unentschieden ist eher unwahrscheinlich: Zehn Siege, sechs Niederlagen, kein Unentschieden lautet Maradonas bisherige Bilanz als Argentinien-Coach - Grau ist einfach nicht sein Ding.

(SID/can)
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