WM-Qualifikation Wagner meldet nur auf dem Platz Ansprüche an

Belfast · Sandro Wagner hat seine Ansprüche auf einen Platz im WM-Kader im Team von Joachim Löw eindrucksvoll untermauert. Danach gibt sich der Hoffenheimer Stürmer aber ganz bescheiden.

Nordirland - Deutschland: Einzelkritik
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Sandro Wagners gute Laune wurde nur kurz getrübt. Nach seiner starken Leistung beim letzten Schritt nach Russland wurde der Torjäger auf seine stockende Entwicklung nach dem EM-Triumph mit der U21 2009 angesprochen. Sein Lächeln gefror, und er machte unmissverständlich deutlich, dass er über die Vergangenheit nicht mehr reden möchte. Wagner lebt im Hier und Jetzt - und da könnte es besser nicht laufen.

Mit seinem vierten Tor im vierten Länderspiel, seiner körperlichen Präsenz und Spielintelligenz betrieb der Hoffenheimer beim 3:1 (2:0) in Nordirland reichlich Eigenwerbung für einen Platz im WM-Kader. Forderungen stellte der 29-Jährige trotz seiner beeindruckenden Vorstellung aber nicht - im Gegenteil. "Ich bin nicht in einem riesigen Verein und kann nicht riesige Ansprüche stellen", sagte Wagner bescheiden.

Seine Leistung auf dem Platz gegen die beinharten nordirischen Abwehrspieler reichte als Bewerbung aber vollkommen aus. Der 29-Jährige war ein ständiger Unruheherd und warf sich in jeden Zweikampf. Wagners starker Treffer mit seinem schwachen linken Fuß hinterließ auch bei seinen Mitspielern Eindruck. "Er hat sein Spiel ein wenig verändert. Er setzt gut den Körper ein und ist ruhiger vor dem Tor geworden", sagte Jerome Boateng und unterstrich Wagners Stellenwert im Team des Weltmeisters: "Er ist ein sehr guter Typ für die Mannschaft."

Daher scheint eine WM-Nominierung zumindest nicht ausgeschlossen, auch wenn die Konkurrenz im Angriff der DFB-Auswahl in Timo Werner, Mario Gomez und Lars Stindl groß ist. Wagner bleibt gelassen. "Ich habe keinen Druck, das ist ein Vorteil für mich", sagte er und ergänzte mit Blick auf seine Mitstreiter in vorderster Front: "Timo ist ein ganz anderer Spieler als ich. Mario und ich sind ähnliche Typen, aber von der Spielweise ganz unterschiedlich."

Wagner ist ein echter Mittelstürmer

Wagner verkörpert den Typ Mittelstürmer, der für einige Zeit schon abgeschrieben schien: eine echte Neun. Den Diskussionen über die Besetzung der Sturmzentrale begegnet er mit seiner lockeren Art. Er habe sich zu Hause nie hingesetzt und mit seiner Frau über die falsche Neun geredet, sagte Wagner schon vor seinem beeindruckenden Auftritt in Belfast.

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Foto: dpa/Uwe Anspach

Auch nach dem neunten Sieg im neunten Qualifikationsspiel hatte er lockere Sprüche auf den Lippen, als er mit einer Saftschorle in der Hand und seinem Kulturbeutel unter dem Arm den Windsor Park verließ. "Eine ordentliche Quote würde ich sagen", meinte Wagner angesichts seiner Trefferausbeute im Nationaltrikot: "Oliver Bierhoff hat vorher gesagt, dass ich die Quote halten muss. Daran habe ich mich gehalten."

Vollkommen zufrieden war Wagner aber nicht. "Der Kopfball an den Pfosten", sagte Wagner, ärgere ihn schon: "Weil ich immer das Maximum erreichen will." Eine WM-Nominierung inklusive.

(sid)
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