WM- Löw trotz Last-Minute-Sieg in Prag unzufrieden

Der Bundestrainer hadert nach dem 2:1 im WM-Qualifikationsspiel in Tschechien mit der fehlenden Konsequenz der Nationalmannschaft. Dem Siegtorschützen Mats Hummels verleiht er jedoch das Prädikat "überragend".

 Bundestrainer Jogi Löw gibt im Spiel gegen Tschechien Anweisungen.

Bundestrainer Jogi Löw gibt im Spiel gegen Tschechien Anweisungen.

Foto: dpa, woi lof

Es ist dieser unglaubliche Siegeswille, fast schon ein Sieger-Gen, das die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auch an durchwachsenen Abenden so unwiderstehlich macht. Da hat sie schon mal einen Sieg scheinbar leichtfertig hergeschenkt — und dann kommt sie in den letzten Minuten doch noch zum entscheidenden Schlag. Mats Hummels war es, der kurz vor dem Abpfiff den glücklichen, unterm Strich aber verdienten 2:1-Sieg im WM-Qualifikationsspiel in der Tschechischen Republik sicherstellte.

Durch die überragenden Erfolge in der Ära Joachim Löws sind die Ansprüche allerdings so weit gestiegen, dass ein Sieg allein den Bundestrainer längst nicht mehr zufriedenstellt. "Das Ergebnis stimmt, klar", fasst er hinterher zusammen. "Aber in der Offensive haben wir es nicht so gemacht, wie wir eigentlich wollten. Uns hat einfach die Konsequenz gefehlt. Wir hatten zwar gefühlt viel Ballbesitz, aber ganz, ganz wenig Torchancen." Viel zu oft habe sein Team den Ball verloren, sei dadurch in der Rückwärtsbewegung zu offen gewesen.

Löw nimmt Werner in Schutz

Löws Hauptvorwurf betrifft alle Offensivkräfte mit Ausnahme des Torschützen zum 0:1, Leipzigs Timo Werner. "Timo war der Einzige, der immer wieder tief gestartet ist", meint der Bundestrainer. "Dabei sollten das alle vorn tun, Mesut Özil, Thomas Müller, die Außenspieler. Aber dann sind sie doch immer wieder entgegengekommen." Das wäre ja noch zu verschmerzen gewesen, wenn der Ball wenigstens in den eigenen Reihen geblieben wäre — so aber lud man die Tschechen mit zunehmender Spieldauer immer mehr zu Kontern ein. "Es gab Phasen, wo wir fast schon um ein Gegentor gebettelt haben", meckert Löw.

Dass seine eigene Aufstellung mit zwei echten Spitzen (Werner und Gladbachs Lars Stindl) sowie drei Offensiven dahinter mit Toni Kroos als einziger Absicherung an der Entwicklung schuld war, glaubt der Lörracher nicht. "Ich mag das hin und wieder gern, mit zwei Stürmern und zwei Zehnern wie Mesut und Thomas dahinter", sagt Löw. "Auch am Montag in Stuttgart gegen Norwegen will ich wieder offensiv aufstellen. Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, gegen nur einen Stürmer eine Doppel-Sechs aufzubieten. Aber man muss dann eben Ballverluste vermeiden."

Zum Glück gab es ja Mats Hummels und seinen traumhaften Kopfball, der die DFB-Auswahl dem vorzeitigen Gruppensieg und damit der direkten Qualifikation für Russland wieder ein Stück näherbrachte. "Mats hat schon eine Vorbildfunktion für die jüngeren Spieler", lobt sein Chef. "Er hat überragend gespielt, fast jeden Zweikampf gewonnen, in der Defensive sehr gut gestanden und dann auch noch das Tor gemacht." Viel mehr geht nicht, womit der Münchner sich nach seiner Sommerpause im Nationalteam — beim Confed-Cup hatte der Innenverteidiger ja gefehlt — ein ideales Comeback verschaffte.

(jol)
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