WM-Affäre Bahn und Postbank hatten keine Verträge mit OK-Chef Beckenbauer

Berlin · Die WM-Sponsoren Deutsche Bahn und Deutsche Postbank haben mit Franz Beckenbauer in seiner Eigenschaft als ehrenamtlicher Organisationschef für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 keine Verträge abgeschlossen.

Der Geldfluss vor der WM 2006
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Foto: ap

Das teilten die beiden Unternehmen am Donnerstag auf dpa-Anfrage mit. Die Deutsche Bahn "hatte damals einen Vertrag mit der Fifa und dem DFB WM-OK (Organisationskomitee). Nicht mit Herrn Beckenbauer", erklärte Reinhard Boeckh, der Leiter Konzernpressestelle, am Donnerstag auf Anfrage. Das Gesamtvolumen der vertraglichen Vereinbarung betrug nach Bahn-Angaben zwölf Millionen Euro. "Davon flossen sechs Millionen Euro cash an die Fifa", hieß es. Die anderen sechs Millionen seien Sachleistungen gewesen.

Beckenbauer sei lediglich im Rahmen von gemeinsamen PR-Terminen in seiner Funktion als Präsident des FIFA WM OK des DFB tätig gewesen. Über den oben genannten Vertrag habe es keinerlei Vereinbarungen mit Franz Beckenbauer gegeben. "Wir haben und hatten keine Kenntnis darüber, ob Herr Beckenbauer aus der Vereinbarung Leistungen von der Fifa oder dem OK erhalten hat", hieß es von Bahn-Seite.

Beckenbauer habe bereits seit 2002 einen Werbevertrag bei der Postbank gehabt, "durch den er für Produkte und andere Themen als sogenannter Testimonial geworben hat", teilte Joachim Strunk, der Bereichsleiter Konzernkommunikation, der Post mit. Unabhängig davon habe die Postbank, beziehungsweise die damalige Konzernmutter Deutsche Post, 2003 den Fifa-Vertrag abgeschlossen, durch den die Postbank zum "Nationalen Förderer" wurde.

"In diesem Zusammenhang sind keine weiteren Gelder an Herrn Beckenbauer geflossen", sagte Strunk. "Damit unterscheidet sich unsere Partnerschaft diametral sowohl inhaltlich wie auch auf der Zeitachse von den Fällen, die derzeit in der Öffentlichkeit diskutiert werden", sagte Strunk.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass Beckenbauer die Summe von 5,5 Millionen aus dem für die WM-Organisation gedachten Sponsorengeld von Oddset erhalten haben soll. Nach Auskunft von Beckenbauers Anwälten hat dieser das Geld für "seine werblichen Aktivitäten für den von ihm geworbenen Sponsor Oddset" erhalten. Es handle sich um eine prozentuale Beteiligung an den Einnahmen des DFB aus diesem Geschäft.
Die Höhe sei nach dem Ende der WM 2006 vom DFB ermittelt worden, hatten die Beckenbauer-Anwälte in einem Statement erklärt.

Der neue DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass der Fußball-Verband davon nichts gewusst habe.

Der DFB veröffentlichte einen Protokollauszug aus einer Sitzung des Aufsichtsrats-Präsidialausschusses des WM-OK, in der im Juli 2003 über mögliche Vergütungen des ansonsten ehrenamtlich arbeitenden Franz Beckenbauer gesprochen worden war.

Demnach hat der damalige Vize-Präsident des Organisationskomitees, Horst R. Schmidt, bei dem Treffen zwei Bereiche dargestellt, "in denen ein unentgeltliches Tätigwerden von Franz Beckenbauer nicht erwartet werden kann".

(dpa)
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