Interview zum Videobeweis "Die Prozesse müssen eingespielter werden"

Düsseldorf · Kai Brockhoff ist 36 Jahre alt und seit 1997 als Schiedsrichter und Schiedsrichter-Assistent aktiv. Zum eingesetzten Videobeweis beim Confed Cup hat er eine klare Meinung.

 Der Video-Schiedsrichter steht beim Confed Cup im Blickpunkt.

Der Video-Schiedsrichter steht beim Confed Cup im Blickpunkt.

Foto: dpa, zeus hpl

Trauen Sie sich in Zukunft noch als TV-Zuschauer, nach einem Tor zu jubeln? Oder warten Sie erst einmal ab, ob da nicht noch ein Videobeweis kommt?

Kai Brockhoff: "Als Fan im Stadion war mein Blick meist eh auf die Schiedsrichter gerichtet, bevor ich im Jubel hochgegangen bin. Und als häufiger Besucher von Eishockey-Spielen bin ich mit der Situation bestens vertraut. Erster Blick zum Schiedsrichter-Gespann, zweitens jubeln, drittens gegebenfalls zittern."

Befürworten Sie den Videobeweis?

Brockhoff: "Klare Antwort: ja! Hier muss der amerikanische Sport als Vorbild dienen. Dort ist der Videobeweis in allen Sportarten etabliert. Der Videobeweis wird dann zu Rate gezogen, wenn es bereits eine Entscheidung des Schiedsrichters gab und nur diese Entscheidung wird dann geprüft. Kann die Entscheidung eindeutig widerlegt werden, wird sie geändert. Bestehen Zweifel, bleibt es bei der Schiedsrichter-Entscheidung und wird von allen akzeptiert."

Ist es nicht kritisch zu sehen, dass es bei den Profis dieses Hilfsmittel gibt, im Amateurfußball aber nicht?

Brockhoff: "Bisher war es das wirklich schöne, egal ob in der Kreisliga, Mexiko oder bei einer Weltmeisterschaft: Überall war es gleich. Aber bei den Summen und Existenzen — sogar Arbeitsplätze bei Abstiegen —, die dort hinterstecken, bin ich Befürworter, dass es im Profi-Fußball den Videobeweis gibt. Ich denke nicht, dass es den Amateurfußball benachteiligt."

Glauben Sie, dass der Videoschiedsrichter bei seinen Kollegen auf dem Platz beliebt ist?

Brockhoff: "Zu 100 Prozent ja, weil keiner von uns Schiedsrichtern absichtlich falsch entscheidet. Wenn das System erst etabliert ist, ist es eine große Hilfe."

Was muss in Zukunft besser werden, damit der Einsatz des Videobeweises für weniger Verwirrung sorgt?

Brockhoff: "Die Prozesse müssen eingespielter werden. Es gibt eine Entscheidung und es muss dann möglich sein, zu hören, was eine Mannschaft oder der Schiedsrichter selbst geklärt haben möchte. Dann weiß im Stadion und vor dem TV jeder Bescheid."

Christian Kurth führte das Gespräch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort