Von Fastfood-Fan zum Vollprofi "Lebemann" Süle spielt sich ins Rampenlicht

Sotschi · Niklas Süle ist nicht nur ein echter Typ. Beim Confed Cup empfiehlt er sich auch als Verteidiger mit Zukunft.

 Niklas Süle in der Partie gegen Chile.

Niklas Süle in der Partie gegen Chile.

Foto: dpa, hak

Georg Süle hatte es mit seinem Niklas nicht immer leicht. Das außergewöhnliche fußballerische Talent seines Sohnes hat er zwar früh erkannt, aber da war stets auch ein Hang zur Bequemlichkeit. "Auf dem Platz wechselte er schon mal die Seite, weil da Schatten war", sagte Georg Süle mal über den Filius, "auch gegessen hat er gerne, ab und zu auch Fastfood."

Das führte irgendwann so weit, dass Markus Gisdol, damals Trainer bei 1899 Hoffenheim, eigens für den Jungprofi die "Trainingsgruppe 3" gründete. Das bedeutete: Einzeleinheiten mit dem Athletikcoach. Gisdols Begründung: "Mit 100 Kilo kann man nicht Fußball spielen." Inzwischen wiegt Süle bei 1,95 m Körpergröße "nur" noch 95 kg, "pure Muskelmasse", wie er augenzwinkernd sagt. Gisdols scherzhafte Bemerkung hat er längst widerlegt.

Ersatz für Boateng und Hummels

Der Jung-Nationalspieler überzeugt beim Confed Cup als adäquater Ersatz für die Abwehr-"Ochsen" Jerome Boateng und Mats Hummels, stand in allen drei Gruppenspielen auf dem Platz. Mehr Einsatzminuten als Süle (207) hatten nur Joshua Kimmich (270), Kapitän Julian Draxler (261) und Sebastian Rudy (254). "Das ist eine schöne Sache", sagt er, "wenn wir jetzt noch das Finale erreichen, war das eine super Zeit hier."

Neben starken Leistungen bringt Süle in Russland auch seine Qualitäten als Typ ein. Der 21-Jährige redet immer frei von der Leber weg, auch wenn ihm dabei mal was rausrutscht, was er gar nicht sagen wollte. Als "Lebemann" hat er sich kürzlich in Sotschi bezeichnet - und den Begriff danach im Internet gesucht. "Reicher Protz", habe da etwa gestanden, "das bin ich auf keinen Fall." Aber, räumt er ein, "das Leben genießen, mal was schönes essen oder trinken gehen, das bin ich definitiv".

Keine Kampfansagen

Allerdings ist Süle längst professioneller geworden, "sonst wäre ich jetzt nicht hier bei der Nationalmannschaft oder würde zu Bayern München wechseln". An der Isar bekommt er es mit seinen Vorbildern Boateng und Hummels zu tun. "Ich werde dort sehr, sehr viel dazulernen und jeden Tag mit den besten Spielern der Welt trainieren können", sagt er. Kampfansagen verkneift sich der sonst so selbstbewusste Verteidiger mit den Maori-Tattoos, "das steht mir nicht zu".

Zumindest zu Boateng hat er bereits jetzt ein gutes Verhältnis. Als er im Dezember 2014 mit Kreuzbandriss im Krankenhaus lag, schrieb ihm der Weltmeister eine Nachricht, "obwohl wir uns da noch gar nicht kannten. Das war echt riesig." Experten sehen auf dem Platz gewisse Parallelen zwischen beiden, auch, was die Gabe zur Spielverlagerung angeht. "Ich bin Niklas Süle", sagt der Herausforderer, "ich kann aber auch einen Diagonalball spielen."

Im Halbfinale am Donnerstag (20.00 Uhr MESZ/ARD) gegen Mexiko werde es aber zunächst auf gute defensive Organisation ankommen. Süle könnte es mit Stürmerstar Chicharito zu tun bekommen, einem "unglaublich schnellen Spieler, da muss man eng dran sein". Das Finale aber sei das erklärte Ziel.

Und danach? Will Süle "bestmöglich vorbereitet zu Bayern München kommen, dass die sagen: Ein fitter Süle, der kann uns gleich helfen."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort