DFB-Elf bezwingt Australien 3:2 Start-Sieg mit Schönheitsfehlern

Sotschi · Der Kapitän ging auch bei der Selbstkritik voran. "In der zweiten Halbzeit", sagte Julian Draxler, "haben wir den Faden verloren. Das darf uns nicht passieren, das müssen wir analysieren."

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Foto: dpa, fdt

Größeren Schaden richtete der kleine Einbruch nicht an, den die deutsche Nationalmannschaft bei ihrem Auftaktspiel im Confed-Cup erlebte.

Am Ende des ersten Spiels stand ein 3:2-Erfolg über Australien, das eine Halbzeit lang geradezu ein Spielball des sogenannten Perspektivteams aus Deutschland war, aber nach der Pause deutlich mehr Gefahr für das Tor der DFB-Auswahl heraufbeschwor.

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Das hatte auch damit zu tun, dass Bayer Leverkusens Torwart Bernd Leno bei den Gegentreffern nicht die beste Figur abgab und seine Vorderleute vor allem nach dem Anschlusstor zum 2:3 offenbar mächtig ins Grübeln brachte. Die Mannschaft von Bundestrainer Joachim Löw verlor ihre Linie, fand ihren Rhythmus nicht mehr und verstand es auch nicht, den knappen Vorsprung anständig zu verwalten.

Dadurch verwischte sie den positiven Eindruck der ersten Hälfte. Da hatte sie Australiens Team gekonnt auseinander gespielt, intelligente und druckvolle Angriffe vorgetragen und allein im Abschluss nicht gerade überzeugt. Die Tore von Lars Stindl zum 1:0 und Julian Draxler mit einem verwandelten Foulelfmeter zum 2:1 waren kein Ausdruck der deutschen Überlegenheit. "Wir haben zu wenig draus gemacht", räumte Draxler ein.

Als sein Mittelfeld-Kollege Leon Goretzka kurz nach dem Seitenwechsel ein großartiges Zuspiel von Joshua Kimmich in den vielzitierten freien Raum gekonnt zum 3:1-Zwischenstand verwertete, schien die junge DFB-Elf einem eher geruhsamen frühen Abend in Sotschi zuzusteuern. Doch Leno ließ den Ball nach einem Freistoß-Nachschuss abprallen. Der australische Angreifer Tomi Juric drückte den Ball ohne Mühe über die Linie. Danach taten sich erstaunliche Lücken in der deutschen Verteidigung auf. Löw reagierte darauf, indem er in Niklas Süle einen dritten Innenverteidiger aufs Feld schickte und später den defensiv orientierten Emre Can für Stindl brachte. Das beruhigte die deutsche Abwehr ein wenig, kontrolliertes Spiel aus der Deckung gab es freilich kaum noch.

Dennoch hätte der für den bei mehreren guten Chancen glücklosen Mittelstürmer Sandro Wagner eingewechselte Timo Werner die Begegnung entscheiden können. Es hatte sich bei den australischen Abwehrspielern offenbar noch nicht herumgesprochen, dass der Leipziger Stürmer Werner ein sehr antrittsschnelles Kerlchen ist. So luchste er seinen Gegenspielern den Ball ab, traf beim Schuss aber nur den Pfosten. Deshalb musste seine Mannschaft bis zum Schluss zumindest leise zittern, obwohl den Australiern kein zwingender Angriff mehr gelang.

Löw war natürlich erleichtert über den Auftaktsieg. Und er hob gern das Positive heraus. "Mit einem Sieg können wir gut leben", sagte er, "in der ersten Halbzeit haben wir sehr, sehr gut gespielt, sehr gute Möglichkeiten rausgespielt, haben viel in Laufwege investiert. Schade, dass wir nur 2:1 geführt haben." Die Tatsache, dass sein Team ein wenig von der Rolle geriet, hatte er selbstverständlich nicht übersehen. Er wies zur Erklärung auf die mangelnde Erfahrung seiner Truppe hin. "Für viele war es das erste Spiel in so einem Turnier", erklärte der Bundestrainer. Und seine Absicht ist es ja, gerade der zweiten Reihe die nötige Turniererfahrung zu verpassen.

Draxler dachte derweil bereits an die nächste Aufgabe im Turnier am Donnerstag (20 Uhr) gegen die Chilenen. "Es ist klar, dass wir uns da steigern müssen", stellte der Kapitän fest, "aber wir werden uns auch steigern." Da mochte niemand zur Gegenrede ansetzen.

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