3:1 gegen Kamerun DFB-Elf holt Gruppensieg — Schiedsrichter stiftet Verwirrung

Sotschi · Joachim Löw ließ nach seinem Jubiläumssieg die rechte Faust hervorschnellen, dann eilte der Bundestrainer zu Timo Werner und tätschelte ihm beinahe väterlich die Wange. Das 3:1 gegen Kamerun war Löws 100. Sieg im 150. Spiel. Im Halbfinale am Donnerstag wartet Mexiko.

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"Hochachtung und Riesenrespekt! Das ist etwas sehr Außergewöhnliches hier mit dieser Mannschaft", schwärmte der Trainer im ZDF, "auch der 100. Sieg ist etwas besonders Schönes. Das spricht für viele Erfolge, auch für einige Tränen bei oder nach den Turnieren."

Für Tränen gibt es in Russland keinen Anlass. Die Aussicht auf ein spannendes Halbfinal-Duell mit Mexiko am Donnerstag (20 Uhr/ARD) ebenfalls in Sotschi kann das deutsche Perspektivteam nicht schrecken. "Wir sind eine richtig gute Mannschaft. Wir haben richtig viel drauf und werden immer besser", sagte Werner, der gegen den Afrikameister seine ersten beiden Länderspieltore erzielt hatte. Er fügte selbstbewusst hinzu: "Wir wollten diesen Gruppensieg — und jetzt wollen wir auch das Finale!"

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Bei der abendlichen Ankunft im Teamhotel unweit des Schwarzmeerstrandes ließ sich Löws Studiengruppe vom Personal und einigen Fans gebührend feiern. Der Bundestrainer verteilte selig Küsschen.

Die deutsche Mannschaft ersparte sich durch den Gruppensieg eine kraftraubende Reise nach Kasan und ein verfrühtes Spiel gegen Portugal. Der Europameister tritt am Mittwoch gegen Chile an und könnte der Gegner im Finale am Sonntag sein. "Ein Endspiel gegen Portugal - das wollte ich schon bei der EM gerne haben", witzelte Löw. Kapitän Julian Draxler, der das 1:0 wunderbar mit einem Hackentrick vorbereitet hatte, sagte: "Es ist ein Vorteil, in Sotschi bleiben zu dürfen."

Der sehr schwache Beginn gegen Kamerun war nach einer deutlich besseren zweiten Halbzeit vergessen. "So etwas muss man einer solch jungen Mannschaft zugestehen", sagte Löw. Ein Traumtor von Kerem Demirbay (48.) leitete den Sieg ein und weckte die lange lethargischen Teamkollegen. Werner legte vor 30.230 Zuschauern nach (66./81.), für Kamerun traf Benjamin Moukandjo (78.).

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Kurz vor dem 2:0 hatte es erhebliche Verwirrung gegeben. Schiedsrichter Wilmar Roldán aus Kolumbien wollte nach einem groben Foul an Emre Can Kameruns Sebastien Siani auch nach Ansicht des Videobeweises vom Platz stellen — jedoch fälschlicherweise. Erst spät erkannte er, dass die Rote Karte Ernest Mabouka (65.) gezeigt werden musste.

"An den Videobeweis müssen wir uns erst mal gewöhnen", sagte Löw. "In einigen Fällen hat er sich bewährt, aber man kann das noch optimieren. Wenn schnelle Entscheidungen getroffen werden können, finde ich das schon gut."

Kritischer war sein Gegnüber. "Alle waren verwirrt. Auch ich", sagte Kameruns Trainer Hugo Broos: "Wir wussten nicht, was da passiert. Erst hat er eine Gelbe Karte gezeigt, dann eine Rote, dann ist er vom Platz runter, dann hat er den Videoassistenten gefragt, dann kam er wieder und hat einen anderen Spieler vom Platz gestellt. Fragen Sie den Schiedsrichter, was da passiert ist, nicht mich. Ich habe es nicht verstanden, und ich verstehe es immer noch nicht."

Das Spiel war lange äußerst zäh. Die Neuformierung der deutschen Startelf war ein Hemmnis, Lauf- und Passwege stimmten nicht — Löw schimpfte früh und heftig. Die Spieler waren ihm zu wenig engagiert, mögliche schnelle Angriffe wurden immer wieder verschleppt.

Das deutsche Mittelfeld wirkte ideenarm, erste Torchance war ein 18-Meter-Schuss Cans in der 21. Minute. Er war ein Weckruf, fortan hatte Deutschland mehr Lust, Räume in der gegnerischen Defensive aufzureißen. Joshua Kimmich verpasste den Ball nach einer Plattenhardt-Flanke knapp (24.).

Von Kamerun kam offensiv nichts, bis Christian Bassogog (35.) mit in den Strafraum stürmte. Er blieb kurz vor dem Abschluss an Marvin Plattenhardt hängen. Kurz vor dem Halbzeitpfiff musste Torhüter Marc-André ter Stegen, der auch gegen Mexiko spielen wird, glänzend gegen André-Frank Zambo Anguissa (45.) retten — Löw fasste sich entsetzt an den Kopf.

Kurz nach der Pause gab es allerdings Grund zum Jubel. Nach perfekter Vorlage Draxlers per Hacke durch die Beine von Siani zog Demirbay aus 18 Metern ab und traf in den oberen rechten Winkel. Es gab nun doch noch Fußballzauber: Werner und Kimmich scheiterten an Torhüter Fabrice Ondoa (54.) - dann fielen die Tore.

(sid)
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