Wirbel um Confed-Cup-Nominierung von Demirbay "Ich bin ausschließlich deutscher Staatsbürger"

Frankfurt/Main · Kerem Demirbay hat sich in letzter Sekunde für eine Karriere in der DFB-Auswahl entschieden. Nach seiner Nominierung für den Confed Cup ist ein Schreiben aufgetaucht, in dem er eigentlich der Türkei schon seine Zusage gegeben hat.

Kerem Demirbay: Mittelfeld-Talent mit türkischen Wurzeln
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Das ist Kerem Demirbay

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Foto: dpa, mjh fpt

Als der Anruf von Bundestrainer Joachim Löw kam, konnte Kerem Demirbay sein Glück zwar kaum fassen. Vor allem aber musste der Edeltechniker des Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim plötzlich selbst ein paar Telefonate führen. Vor seiner ersten Nominierung für die deutsche Nationalmannschaft und den Confed Cup hatte der 23-Jährige nämlich offensichtlich erklärt, für die Türkei, das Heimatland seiner Eltern, spielen zu wollen - das zumindest verbreitete der türkische Verband TFF am Mittwoch.

"Nicht für die türkische Nationalelf spielberechtigt"

Was folgte, war ein Verwirrspiel, das Demirbay am Abend versuchte zu beenden. "Ich bin ausschließlich deutscher Staatsbürger und somit überhaupt nicht für die türkische Nationalelf spielberechtigt", ließ Demirbay über seine Berateragentur ausrichten. Im Brief des TTF klang das noch ganz anders.

"Meine Familie kommt aus der Türkei, und ich fühle mich türkisch", steht in dem Schreiben, das Demirbays Unterschrift trägt und an den Weltverband Fifa adressiert ist: "Deshalb will ich statt für die deutsche künftig für die türkische Nationalmannschaft spielen. Ich verstehe die Konsequenzen dieses Wechsels und weiß, dass er endgültig ist."

Demirbay sagte nun, er wollte nur "prüfen, ob für mich überhaupt die Möglichkeit bestand, für die Türkei zu spielen". Er habe "das Schreiben dann leichtsinnigerweise ohne inhaltliche Prüfung unterschrieben. Der Inhalt des Schreibens entspricht im Übrigen nicht den Tatsachen".

Der türkische Nationaltrainer Fatih Terim schien davon auszugehen, dass Demirbay im WM-Qualifikationsspiel im Kosovo (11. Juni) auflaufen werde. Stattdessen reist der Mittelfeldspieler im DFB-Dress zum Länderspiel in Kopenhagen gegen Dänemark (6. Juni). Vier Tage später will er in der WM-Qualifikation in Nürnberg gegen San Marino spielen, ehe der Confed Cup in Russland (17. Juni bis 2. Juli) beginnt.

"Er hätte auch für die Türkei spielen können", sagte Löw am Mittwoch in der Frankfurter Zentrale des Deutschen Fußball-Bundes (DFB): "Ich bin froh, dass er sich für uns entschieden hat."

Zu seiner Nominierung teilte Demirbay im Internet mit: "Für mich ist klar, dass ich der Einladung folge und für mich ein Traum in Erfüllung geht. Ich habe mich entschieden, für Deutschland zu spielen, da ich hier geboren wurde und aufgewachsen bin und mich auch mit der deutschen Nationalmannschaft identifiziere."

Für die (deutsche) Nationalmannschaft nominiert zu werden, sei "außergewöhnlich", sagte der in Herten geborene Mittelfeldspieler, der in der laufenden Saison zu den absoluten Leistungsträgern der Kraichgauer gehört.

"Kerem hat sich in seinem ersten kompletten Jahr in der Bundesliga weiterentwickelt und die Erwartungen, die wir an ihn hatten, übertroffen", sagte TSG-Sportdirektor Alexander Rosen: "Wir glauben, dass noch größeres Potenzial in ihm steckt. Dass er nun erstmalig für die deutsche Nationalmannschaft berufen wurde, ist eine Auszeichnung seiner und unserer Arbeit."

Der türkische Verband verschickte nach der DFB-PK eine weitere, knappe Pressemitteilung und sprach von einer "Last-Minute-Entscheidung" des Hoffenheim-Profis. "Wir wünschen im Erfolg", hieß es am Ende.

(sid)
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