Confed Cup Russland entspannt, Europameister Portugal unter Druck

Es ist das bislang bedeutendste Spiel beim Confed Cup: Gastgeber Russland spielt in Moskau gegen Europameister Portugal – und hat dabei die deutlich komfortabelere Ausgangslage.

Cristiano Ronaldo: Erstes Spiel nach der Steueraffäre
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Ronaldos erster Auftritt nach dem Steuerskandal

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Es ist das bislang bedeutendste Spiel beim Confed Cup: Gastgeber Russland spielt in Moskau gegen Europameister Portugal — und hat dabei die deutlich komfortabelere Ausgangslage.

Auf eine solche Gelegenheit hat der darbende und ziemlich problemzerfressene russische Fußball lange gewartet. "Ronaldo auszuschalten, wird eine hervorragende Aufgabe für uns", sagte der Verbands-Vize Nikita Simonjan vor dem bislang bedeutendsten Spiel beim Confederations Cup in seinem Land. Denn am Mittwoch (17 Uhr/ZDF) heißt es in Moskau: Russland gegen Portugal, Gastgeber gegen Europameister. Es sind die Russen, die sich mit einem zweiten Sieg vorzeitig für das Halbfinale qualifizieren können. Und es sind Ronaldo und Co., die nach ihrem enttäuschenden Auftakt-Spiel gegen Mexiko (2:2) deutlich mehr unter Erfolgsdruck stehen.

Russland will Zuschauer begeistern

Russlands Trainer Stanislaw Tschertschessow und seine Spieler können gut einschätzen, was sie bei diesem Turnier wohl nicht schaffen werden: Den Pokal zu gewinnen. Sie wissen aber genau, was sie ein Jahr vor der weitaus wichtigeren Weltmeisterschaft im eigenen Land trotzdem erreichen können: "Die Stimmung beeinflussen, die Zuschauer hinter uns bringen", wie Tschertschessow immer sagt. Das Spiel gegen Portugal und Ronaldo bietet dafür eine gute Chance.

"Es wird sehr schwierig, aber wir haben einen großen Vorteil: Wir spielen zu Hause. Für uns ist es das wichtigste und anspruchsvollste Spiel der Gruppe. Da werden uns die Fans unterstützen", sagte Torwart Guilherme von Lokomotive Moskau. Der 31-Jährige kann sich mit jedem portugiesischen Spieler bestens verständigen, da er in Brasilien geboren wurde und erst seit 2015 russischer Staatsbürger ist.

Guilherme kennt auch die Probleme des russischen Fußballs sehr genau. 2012 wehrte er sich in einem Video zusammen mit anderen brasilianischen und afrikanischen Spielern gegen weit verbreiteten Hooliganismus und Rassismus in den Stadien. Er weiß auch, dass immer weniger wirklich gute Spieler aus solchen Ländern, aus West- oder Südeuropa in die "Premier Liga" wechseln und darunter auch zusehends das Niveau des gesamten russischen Fußballs leidet.

Beim Spiel gegen Portugal in der neuen Arena von Spartak Moskau soll das aber zumindest für einen Abend keine Rolle spielen. "Das Stadion wird voll sein. Das wird uns helfen, es gibt uns Kraft, und wir können gewinnen", sagte Stürmer Fjodor Smolow.

Portugals Europameister wissen um die Schwere ihrer Aufgabe. "Das Turnier ist sehr kurz. Also ist hier jedes Spiel ein Finale", sagte Trainer Fernando Santos am Dienstag. Der EM-Titel vor einem Jahr hat seinem Team aber auch ein großes Selbstvertrauen und eine gewisse Gelassenheit im Umgang mit solchen Situationen gegeben.

Erinnerungen an die EM

Bei der Euro spielten die Portugiesen in der Vorrunde gleich dreimal Unentschieden und erreichten nur mit Mühe die K.o.-Runde. Am Ende gewannen sie den Pokal. "Die meisten Spieler in meinem Kader waren dabei, als Portugal im vergangenen Jahr den größten Erfolg in unserer Geschichte erreicht hat. Also vertrauen wir ihnen", so Santos.

Nach großer Anspannung oder gar Unruhe klingt das nicht. Selbst die Dauer-Schlagzeilen über ihren Kapitän Cristiano Ronaldo sind seine Mitspieler längst gewohnt. "Wir sind Profis. Wir denken nur daran, unser Bestes beim Confed Cup zu erreichen", sagte sein Freund und Real-Madrid-Kollege Pepe.

Am Dienstag verkündete der Präsident von Real, dass Ronaldo bei seinem Verein bleiben werde. Eine unmissverständliche Unterstützung oder gar Solidarität in der Steueraffäre gab Florentino Perez dem Weltfußballer des Jahres jedoch nicht.

Ronaldo dürften die Interviews deshalb mehr verärgert als beruhigt haben. Ebenso wie die Medienberichte, dass er am 31. Juli vor einem Richter in Madrid aussagen soll. Einen Tag vor dem Spiel am Mittwoch gönnte sich dann auch noch Russlands Stürmer Fjodor Smolow eine kleine Spitze gegen den Superstar. "Wir haben niemanden im Team, der mit Cristiano Ronaldo um den Goldenen Ball konkurrieren könnte", sagte der 27-Jährige. "Aber ich bin überzeugt, dass wir so jemanden auch nicht brauchen, weil es sehr schwer ist, ein Kollektiv zu bilden, wenn es in der Mannschaft so jemanden gibt. Es ist schwierig, wenn sich in einer Mannschaft alles um einen Menschen dreht."

(dpa)
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