Italien - Spanien 2:0 Italien im Viertelfinale gegen Deutschland — "man erschaudert"

Paris · Der unbezwingbare Gianluigi Buffon nahm den Kopf von Giorgio Chiellini zärtlich in seine riesigen Hände, die beiden Helden schrien sich an vor Freude. Dann schwang sich der italienische Torhüter mit seinen 38 Jahren wie ein junger Hüpfer an die Latte seines Tores und riss die rechte Faust hoch. Der alte deutsche Angstgegner Italien hat dem Europameister Spanien beim 2:0 (1:0) den letzten Nerv geraubt – er fordert im EM-Viertelfinale nun die Weltmeister heraus.

Chiellini staubt zum 1:0 ab
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Chiellini staubt zum 1:0 ab

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Der unbezwingbare Gianluigi Buffon nahm den Kopf von Giorgio Chiellini zärtlich in seine riesigen Hände, die beiden Helden schrien sich an vor Freude. Dann schwang sich der italienische Torhüter mit seinen 38 Jahren wie ein junger Hüpfer an die Latte seines Tores und riss die rechte Faust hoch. Der alte deutsche Angstgegner Italien hat dem Europameister Spanien beim 2:0 (1:0) den letzten Nerv geraubt — er fordert im EM-Viertelfinale nun die Weltmeister heraus.

"Italien gegen Deutschland: Man erschaudert davor, es wird äußerst schwierig werden", sagte Nationaltrainer Antonio Conte, der nach dem zweiten Tor vor Begeisterung halb auf das Dach der Ersatzbank sprang, voller Respekt. Er sendete aber auch gleich eine Botschaft an die DFB-Auswahl nach Evian: "Meine Spieler haben etwas ganz Besonderes in sich! Wir haben gezeigt, dass Italien mehr als nur Catenaccio ist."

EM 2016: Italien-Trainer Antonio Conte flippt völlig aus
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Italien-Trainer Conte flippt völlig aus

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Foto: dpa, kne nic

In der Tat. Die deutsche Mannschaft sah in ihrem Quartier am Genfer See live, wie die "Squadra Azzurra" überraschend mutig und offensiv das gefürchtete Passspiel der spanischen Titelverteidiger ausschaltete - sie gewann das Achtelfinale der Giganten dank einer taktischen Meisterleistung verdient. Dennoch: "Wir werden mehr als heute Abend leisten müssen, ansonsten werden wir es gegen Deutschland nicht schaffen", mahnte Torschütze Chiellini.

Der Traum der hilflosen Spanier vom EM-Hattrick platzte zwei Jahre nach dem WM-Debakel brutal. Mit hängenden Köpfen verließen sie das Stadion.

Italien wird am Samstagabend in Bordeaux (21 Uhr/Live-Ticker) gegen Deutschland kaum weniger selbstbewusst auftreten als in St. Denis: Der viermalige Weltmeister hat von acht Turnierspielen gegen die DFB-Auswahl keines verloren, zuletzt siegte er im EM-Halbfinale 2012 2:1.

Die nächste Chance, den Deutschen eins auszuwischen, bietet sich durch die Tore von Chiellini (33.) nach einem Torwartfehler von David De Gea und Graziano Pellè (90.+1). Italien nahm dadurch auch Revanche für das ohne jede Chance verlorene EM-Finale 2012 (0:4) - entsprechend stand auf einem Fanplakat: "Spexit". "Das haben wir gebraucht!", sagte Chiellini.

EM 2016: Gianluigi Buffon jubelt auf der Latte
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Buffon jubelt auf der Latte

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Allerdings konnten sich die Italiener in der Schlussphase auch bei ihrem Torhüter Buffon bedanken. Er parierte gegen die anstürmenden Spanier vor 76.125 Zuschauern mehrfach großartig.

Auch Spanien und Italien hatten sich schon häufiger zu wegweisenden Spielen bei großen Turnieren getroffen. Bei der EM 2008 gewann die noch von Luis Aragones trainierte La Roja ein denkwürdiges Viertelfinale (4:2 i.E.) — es machte nach Jahrzehnten des frühen Scheiterns den Weg frei zum EM-Titel 2008, zum WM-Titel 2010 und zum EM-Titel 2012.

Spanien agiert planlos

Deutschland - Italien: Die größten Duelle
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Deutschland - Italien: die größten Duelle

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Nun aber wirkten die Spanier planlos, die Italiener dagegen taten, was sie am Besten können: humorlos verteidigen und schnörkellos angreifen. Das sah äußerst souverän aus und wurde nach einer halben Stunde belohnt. Fünf Minuten, nachdem Sergio Ramos fast ein Eigentor fabriziert hätte, konnte De Gea einen Freistoß von Eder nicht festhalten. Emanuele Giaccherini blieb beim Nachschussversuch noch hängen, Chiellini schob ein.

Was für ein Schock für Spanien: Der erste Gegentreffer in einem K.o.-Spiel seit der Achtelfinal-Niederlage bei der WM 2006 gegen Frankreich (1:3) schien die Mannschaft zu lähmen. Die Italiener, älteste Mannschaft dieser EM, wirkten frischer, spritziger und entschlossener.

Spanien bäumte sich erst nach der Pause auf. Alvaro Morata (49.) bekam eine gute Chance, der Angreifer von Juventus Turin köpfte den Ball hart, aber direkt in die Arme seines Vereinskollegen Buffon. Kurz danach wäre es fast aus gewesen, als De Gea im Eins-gegen-Eins gegen den heranstürmenden Eder retten musste (55.). Dann warf Spanien noch einmal alles nach vorne - vergeblich.

(seeg/sid)
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