Werder Bremen Bremen huldigt Erfolgstrainer Nouri

Bremen/Düsseldorf · Alexander Nouri hat den SV Werder in der Rückrunde aus dem Tabellenkeller weit nach oben geführt, dabei galt sein Rauswurf zwischenzeitlich bereits als beschlossen. Was macht ihn derzeit so erfolgreich und wie geht es mit Nouri weiter?

Alexander Nouri: Immer wieder Werder Bremen
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Das ist Alexander Nouri

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Foto: dpa, crj nic

Frank Baumann fühlt sich an die guten alten Zeiten erinnert. Diese Erkenntnis teilt er gerne auf der Mitgliederversammlung des SV Werder Bremen vom Rednerpult mit. Es ist Ende November. Der Verein ist finanziell gut aufgestellt, sportlich dagegen liegt so einiges im Argen. Die Hanseaten dümpeln auf dem Relegationsplatz der Fußball-Bundesliga, und es gibt wenig Hoffnung auf bessere Zeiten. Bremen hat die meisten Gegentore (36) in der Hinrunde kassiert.

Baumann, Geschäftsführer für den Bereich Sport, verteidigt den eingeschlagenen Weg - und damit vor allem die Verpflichtung des unerfahrenen Alexander Nouri als Cheftrainer, den er von der U23 in den Profibetrieb beförderte. Vieles, sagt Baumann, erinnert ihn an 1999. Damals gab es auch einen großen Umbruch im Verein. Und Thomas Schaaf, zuvor für das Nachwuchsteam verantwortlich, begann als Cheftrainer. Es folgten die Deutsche Meisterschaft 2004 und Erfolge im DFB-Pokal 1999, 2004 und 2009.

Nun also Nouri. Der 37-Jährige stand schnell unter Beschuss. Sein Rauswurf galt Mitte Februar für viele bereits als beschlossene Sache. Bruno Labbadia soll bereitgestanden haben. Doch der Deutsch-Iraner hat seine Kritiker verstummen lassen. In Bremen spricht nach zuletzt elf Spielen ohne Niederlage (neun Siege) längst niemand mehr von Abstiegskampf, es geht um hohe Ziele. Aktuell steht Werder auf Rang sechs - drei Zähler vor dem "Effzeh". "Ich habe nichts gegen das Wort Europa, ich bin ja nicht die AfD", sagte Nouri vor dem Spiel heute (20.30 Uhr) beim 1. FC Köln.

Ein flotter Spruch, für den er in den Sozialen Medien rasant bejubelt wurde. Nouri zeigt öffentlich Haltung - politisch und sportlich. Er inszeniert sich als Trainer mit deutlicher Bodenhaftung. Beim Kurznachrichtendienst Twitter gibt es unter #nouriliebezählt zahlreiche Huldigungen. Für Fotoaufnahmen mit einem Sportmagazin ging er in die Bremer Szenekneipe Eisen und machte auch für seinen Instagram-Account einige Schnappschüsse. Man kauft es ihm als authentisch ab und nicht als Teil einer Vermarktungsstrategie.

Was macht Nouri so erfolgreich? Er hat wieder eine stabile Grundordnung eingeführt. Dabei soll er sich vor allem an der taktischen Ausrichtung der italienischen Nationalmannschaft und von Juventus Turin orientiert haben. Das italienische 3-5-2/5-3-2 von der EM 2016 gilt als Vorbild. Dazu schwärmt er vom Passspiel spanischer Topklubs. Er hat seine Veränderungen indes nicht von Anfang an durchgedrückt, sondern ging behutsam vor. Erst nach der Winterpause war seine Handschrift zu erkennen. Nouri hat sich auch in Krisenzeiten nicht beirren lassen.

Dazu kommt, dass Nouri personell wieder aus dem Vollen schöpfen kann. Er hat in Max Kruse einen echten Knipser zur Verfügung, in Fin Bartels, Thomas Delaney und Serge Gnabry weitere herausragende Offensivkräfte. Nouri hat es zudem geschafft, Spieler besser zu machen. Unter anderem Towart Felix Wiedwald spielt unter ihm eine starke Saison.

Wie geht es jetzt weiter mit Nouri? Derzeit laufen die Verhandlungen. "Wir haben uns über grundsätzliche Dinge ausgetauscht", sagt Baumann. "Wir sind sehr, sehr optimistisch, dass wir es im Laufe der kommenden Woche hinkriegen."

(gic)
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