Kein Schadenersatz Weitere Niederlage für Zwanziger vor Gericht

Frankfurt/Main · Als Spitzenfunktionär ist Theo Zwanziger längst raus aus dem Fußballgeschäft, als Anwalt kämpft er im WM-Skandal vor Gericht um seinen Ruf. Allerdings nicht sehr erfolgreich.

Theo Zwanziger – DFB-Präsident, Gladbach-Sympathisant, Sportfunktionär
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Foto: AFP

Der frühere DFB-Präsident Theo Zwanziger hat im Zusammenhang mit dem WM-Skandal erneut eine Niederlage vor Gericht erlitten. Das Oberlandesgericht Frankfurt bestätigte am Montag ein Urteil des Landgerichts, wonach Zwanziger keinen Schadenersatz bekommt, weil ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung gegen ihn läuft. Die Einleitung und Fortführung des Ermittlungsverfahrens stelle keine Amtspflichtverletzung dar, hieß es in einer Presseerklärung des Oberlandesgerichts vom Montag.

Zwanziger wollte vom Land Hessen 25.000 Euro Schmerzensgeld erstreiten, weil die Staatsanwaltschaft seiner Überzeugung nach ständig Informationen aus den Steuerermittlungen gegen ihn sowie die früheren DFB-Funktionäre Wolfgang Niersbach und Horst R. Schmidt an die Medien weitergibt. Den Beweggrund Zwanzigers hatte der Vorsitzende Richter bei der Verhandlung im März so erklärt: "Die eigentliche Sache, um die es dem Kläger geht, ist, dass er den Makel der Ermittlungen weghaben will."

Das Oberlandesgericht erklärte nun, der Funktionär könne keinen Schadenersatz verlangen, "soweit Informationen aus dem Ermittlungsverfahren an die Presse gelangt seien". Es fehle "an einer schwerwiegenden Verletzung seines Persönlichkeitsrechts." Auch die Wohnungsdurchsuchung sei angesichts des Vorwurfs der schweren Steuerhinterziehung "nicht außer Verhältnis". Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Hintergrund der Affäre rund um den Deutschen Fußball-Bund (DFB) ist die Rückzahlung von 6,7 Millionen Euro an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus im April 2005. Der Franzose hatte Franz Beckenbauer als Chef des WM-Organisationskomitees drei Jahre zuvor zehn Millionen Schweizer Franken geliehen, die kurz darauf an eine Firma des damaligen Fifa-Funktionärs Mohamed Bin Hammam weiterflossen. 2005 zahlte der DFB das Geld über ein Konto des Weltverbandes Fifa an Louis-Dreyfus zurück und tarnte es als Kostenbeitrag zu einer WM-Gala - die aber nie stattfand.

In seiner Steuererklärung machte der DFB diese 6,7 Millionen Euro als steuerlich absetzbare Betriebsausgabe geltend. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deshalb bereits seit November 2015 gegen Zwanziger, Niersbach und Schmidt.

Der inzwischen 72 Jahre alte Zwanziger, von 2004 bis 2012 DFB-Präsident, war bereits im Oktober mit einer anderen Klage vor dem Landgericht gescheitert. Er war gegen einzelne Passagen des sogenannten Freshfield-Reports vorgegangen, der den Skandal um die Weltmeisterschaft 2006 im Auftrag des DFB untersucht hat. Zwanziger werden hier mehrere Ungenauigkeiten und Widersprüchlichkeiten vorgeworfen.

(dpa)
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