Sanfte Revolution Regelhüter entscheiden über Testphase für Videobeweis

Frankfurt/Main · Offiziell muss der International Football Association Board (IFAB) am Samstag in Cardiff zunächst die Testphase für den Videobeweis im Profi-Fußball beschließen. Die dafür erforderliche Dreiviertel-Mehrheit gilt aber als sicher.

Bundesliga 15/16: Pierre-Emerick Aubameyang trifft aus Abseitsposition
11 Bilder

Aubameyang trifft aus Abseitsposition

11 Bilder
Foto: Screenshot Sky

Die Bundesliga ist gerüstet für die sanfte Revolution in Sachen Videobeweis. Doch bevor alles noch konkreter wird, geht der Blick am Samstag erst einmal nach Cardiff. In Wales muss der International Football Association Board (IFAB) bei seiner Sitzung zunächst offiziell die Testphase für das Schiedsrichter-Hilfsmittel im Profi-Fußball beschließen.

Die dafür erforderliche Dreiviertel-Mehrheit (mindestens sechs der acht Stimmen) gilt als nahezu sicher. Auch der neue Fifa-Präsident Gianni Infantino hatte sich bereits für den Video-Testlauf ausgesprochen. "Wir befinden uns im Jahr 2016, wir dürfen unsere Augen vor neuer Technologie nicht verschließen", sagte der Schweizer, warnte aber vor Schnellschüssen: "Wir müssen reale Tests machen und uns die Angelegenheiten anschauen."

Herbert Fandel jedenfalls würde eine Zustimmung begrüßen. Der Vorsitzende des DFB-Schiedsrichter-Ausschusses glaubt, dass sich dadurch auch das zuweilen angespannte Verhältnis der Referees zu Trainern und Profis entspannen könnte. "Das nimmt den Druck", sagte der ehemalige Spitzen-Schiri Fandel.

Dreifachbestrafung auf der Tagesordnung

In Cardiff wird auch die vieldiskutierte Dreifachbestrafung (Rote Karte, Elfmeter, Sperre) auf der Tagesordnung stehen. "Drei Strafen für ein Vergehen sind zu viel", sagte Ansgar Schwenken. Der DFL-Direktor Fußball-Angelegenheiten und Fans hält die Sperre für unnötig.

Die geplanten Videobeweis-Tests in den Bundesliga-Stadien werden indes auf Wunsch der Fifa zunächst unsichtbar bleiben. "Es wird in der Saison 2016/17 erst eine Testphase im Offline-Modus geben, in der die Erfahrungen protokolliert werden. In der Spielzeit 2017/18 ist dann ein direkter Eingriff möglich", kündigte Schwenken an.

Er wünscht sich aber trotzdem auch im ersten Jahr schon eine "gewisse Transparenz". Allerdings wird auch der "direkte Eingriff" im zweiten Jahr noch innerhalb der Checkphase und ohne Auswirkungen durchgeführt werden.

Erst danach, also frühstens zur Runde 2018/19, könnte es bei einem abschließenden "Ja" zur Einführung der neuen Technologie offiziell werden. Innerhalb von 12 bis 15 Sekunden sollen dann strittige Szenen geklärt werden.

Fest steht, dass in der Bundesliga lediglich der Referee die Aufnahmen anfordern kann. In einigen anderen Ligen - insgesamt hatten sich neun beim Weltverband FIFA für die Testphase beworben - sollen dagegen sogenannte Challenges der Mannschaften möglich sein. Das kommt hierzulande nicht infrage. "Es geht nicht, dass sich die Assistenten einmischen", sagte Fandel: "Die Spielleitung muss in einer Hand liegen."

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) und der Deutsche Fußball-Bund (DFB) machten bereits deutlich, dass Videoaufzeichnungen lediglich bei drei "spielentscheidenden" und umstrittenenen Situationen angefordert werden sollen: bei Toren, Elfmetersituationen und Platzverweisen.

"Erfahrung spielt hier eine wichtige Rolle"

Fandel schwebt vor, dass altgediente Schiedsrichter und Ex-Referees künftig als sogenannter Video-Assistent eingesetzt werden sollen. "Sie haben die notwendige Ruhe. Erfahrung spielt hier eine wichtige Rolle", merkte der 51-Jährige an.

Der "Video-Überwacher" soll an einem zentralen Ort oder im Stadion sitzen und kann die TV-Bilder als Basis nutzen. Die Kostenübernahme müsse allerdings noch mit der FIFA geklärt werden.

DFB und DFL möchten bei den Tests eine Vorreiterrolle einnehmen. "Wir wollen nicht nur zugucken, sondern die Entwicklung mitgestalten", sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann, der im Verband für den Bereich Schiedsrichter und Qualifizierung zuständig ist.

DFL-Boss Christian Seifert hält die Bundesliga als Versuchsobjekt für prädestiniert. "Wenn die Tests zugelassen werden, können wir sie mit am schnellsten umsetzen, da wir eine eigene Produktionsfirma besitzen", meinte Seifert.

(old/sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort