Hecking spricht über Tod von Malanda "Es hat uns alle den Boden unter den Füßen weggezogen"

Wolfsburg · Dieter Hecking hat durch seinen Sohn vom Tode Junior Malandas erfahren. "Ich war mit meinem Sohn im Auto auf dem Weg zum Treffpunkt, und kurz vor der Ankunft am Flughafen las er auf dem Handy eine Online-Meldung vor", so der Coach vom VfL Wolfsburg.

Junior Malanda - das viel zu kurze Leben des belgischen Hoffnungsträgers
7 Bilder

Bilder aus dem Leben von Junior Malanda

7 Bilder
Foto: dpa, pst jhe nic

"'Fußball-Profi Junior Malanda tödlich verunglückt.' Das konnte ich nicht glauben", sagte der Coach des VfL Wolfsburg der "Sport Bild". Am Sonntag jährt sich der Todestag des im Alter von 20 Jahren verstorbenen VfL-Profis.

Hecking informierte seine Spieler damals am Treffpunkt vor dem Abflug ins Trainingslager nach Südafrika über die Schreckensmeldung. "Dann kam Klaus Allofs und hatte für uns alle die traurige Gewissheit. Diese Nachricht hat uns alle den Boden unter den Füßen weggezogen", sagte der Coach.

Der Klub hatte die Abreise ins Trainingslager verschoben, es herrschte große Unsicherheit. "Es war eine Extremsituation", berichtete Hecking. Viele seiner jungen Spieler seien erstmals mit einem Todesfall konfrontiert worden: "Heute wissen wir, dass es das Beste war, ins Trainingslager zu fahren."

In Südafrika erhielt die Mannschaft Unterstützung durch den Psychologen Andreas Marlovits. Die Trauerfeier kurz nach der Rückkehr in Brüssel mit 1000 Menschen war für Spieler und Trainer eine Herausforderung. "Für mich war es hilfreich, dass viel in französischer Sprache stattfand, sodass ich nicht alles verstanden habe", erinnerte sich der 51-Jährige.

Für Hecking waren die Tage und Wochen nach dem tödlichen Unfall auf der A2 bei Porta Westfalica die schwierigste Zeit als Trainer. Es stand in der Verantwortung, "in kürzester Zeit wichtige Entscheidungen zu treffen". Der gute Rückrunden-Start mit dem 4:1 gegen die Bayern überraschte auch den Coach: "Es hat sich alles entladen, auch die ganze Stimmung im Stadion, was sich in drei Wochen aufgestaut hat."

Der Tod des Mitspielers, dessen Wagen wohl wegen deutlich überschrittener Geschwindigkeit von der Autobahn abgekommen war, begleitete die "Wölfe" in der gesamten Rückrunde, die mit dem Gewinn des DFB-Pokals und der Qualifikation für die Champions League äußerst erfolgreich endete. "Im Pokalfinale gegen Dortmund habe ich in der Halbzeit zum Beispiel gesagt: Wenn die Kraft nicht reicht, dann ist noch Junior da. Er ist unser zwölfter Mann."

Bei dem Unfall saß Malanda auf der Rückbank seines Geländewagens und war nach Angaben der Polizei nicht angeschnallt. Ein Freund, ebenfalls Profi-Fußballer, fuhr. Wie ein Sprecher des Amtsgerichts Minden dem SID bestätigte, droht dem Fahrer weiter ein Verfahren wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung. Derzeit warte man noch auf die Überarbeitung eines Gutachtens, hieß es.

Der zentrale Mittelfeldspieler Malanda galt als eines der größten Talente des belgischen Fußballs, sein Trikot mit der Nummer 19 ist auf den Rängen in der VfL-Arena weiter präsent.

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort