Abgas-Krise bei Autobauer Was wird aus der VW-Liga?

Düsseldorf/Wolfsburg · Klaus Allofs ist vorsichtshalber ganz gelassen. Er glaube nicht, dass der Rücktritt von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn (68) Auswirkungen auf das Engagement des Konzerns beim VfL Wolfsburg habe, sagte der Geschäftsführer der Unternehmenssparte Fußballklub VfL.

VW Chef: Das ist Martin Winterkorn
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Das ist Martin Winterkorn

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Foto: dpa, ude arc lof

Jährlich steckt VW 100 Millionen Euro in das Produkt VfL. Die Zuwendungen haben sich in Winterkorns Amtszeit kontinuierlich nach oben entwickelt. Allofs aber ist "sicher, dass das nicht personenbezogen ist".

Letzte Sicherheit hat der Top-Funktionär allerdings nicht. Das hat er unfreiwillig verraten. Er sagte nicht: "Ich bin überzeugt, dass ein personeller Wechsel an der Konzernspitze keine Auswirkungen auf die Förderung des Fußballklubs haben wird." Stattdessen sagte er: "Ich bin ziemlich überzeugt."

Nicht alle im großen VW-Unternehmen teilen diese Überzeugung. Es hat immer auch einflussreiche Personen im Konzern gegeben, die nicht ganz so fußballbegeistert sind wie Winterkorn. Sie halten es nicht unbedingt für nötig, über den VfL dem Markennamen VW Weltgeltung zu verschaffen. Weltgeltung habe VW ohnehin, ist ihr Argument. Deshalb ist nicht abschließend geklärt, ob nach Winterkorn beim VfL weiter im ganz großen Umfang investiert wird.

Auch andere Investitionen in den Fußball könnten auf den Prüfstand kommen. Unter anderem beim Bundesliga-Neuling FC Ingolstadt, an dem Audi 20 Prozent der Anteile hält und dem der Autobauer schon zu Zweitligazeiten jährlich 8,5 Millionen Euro überwies.

Winterkorn bleibt im Bayern-Aufsichtsrat

So verbindet Ingolstadt mit Wolfsburg und dem Branchenführer Bayern München weit mehr als die Tatsache, neuerdings in einer Liga zu spielen. Am FC Bayern München hält das Unternehmen VW ebenfalls über Audi 8,3 Prozent der Anteile. Winterkorn und Audi-Chef Rupert Stadler sitzen beim Rekordmeister im Aufsichtsrat.

Winterkorn behält diesen Posten, wie die Bayern gestern mitteilten. Er sei "ein persönliches Mitglied des Aufsichtsrats" und sein Sitz im Gremium entspreche "nicht dem Entsendungsrecht unseres Aktionärs Audi". Elf weitere Klubs werden von VW durch ein nennenswertes finanzielles Engagement unterstützt. Die Konkurrenz hat bereits vernehmlich vor einem drohenden VW-Fußball-Kartell gewarnt.

Solche Bedenken hat der Konzern in der Vergangenheit immer zurückgewiesen. Von der Deutschen Fußball Liga wird er in seiner Haltung bestärkt. Im März hatte die DFL noch beschlossen, Mehrfachbeteiligungen auf drei Klubs zu beschränken, von denen nur bei einem mehr als zehn Prozent der Anteile gehalten werden dürfen. Volkswagen aber wurde von der Regelung ausdrücklich ausgenommen. Das Unternehmen genieße "Bestandsschutz", erklärte die DFL.

VW ist auch Sponsor des DFB-Pokalwettbewerbs, die Klubs tragen in den Spielen das Logo des Wolfsburger Konzerns auf dem Ärmel. Die DFL ist ein Mitglied des DFB. Deshalb wird der DFL natürlich gern unterstellt, sie handle bei der Sonderregelung für VW im Interesse eines eigenen Sponsors. Die Deutsche Fußball Liga verweist aber darauf, die Vertretung aller Profiklubs zu sein.

Wolfsburg bekam im Frühjahr dennoch Besuch einer Abordnung der Europäischen Fußball-Union Uefa. Der Dachverband wollte sich das besondere Wolfsburger Modell ansehen und unter den Kriterien des "Financial Fair Play" bewerten. Die Uefa ging unter anderem der Frage nach, ob der finanzielle Aufwand, den VW beim VfL betreibt, in einem angemessenen Verhältnis zum Werbewert des Vereins stehen.

Die Zuversicht, mit der Wolfsburgs Geschäftsführer Klaus Allofs die Uefa-Delegation empfing, trog nicht. Es gab offenbar keinen Anlass zur Klage, die Uefa billigte das Modell Wolfsburg, zehn europäische Klubs wurden im Mai wegen erwiesener Verstöße gegen die Gesetze des "Financial Fair Play" mit Geldstrafen bedacht. Ob der Konzern aber an seinem besonderen Modell nach Winterkorn festhält, ist ebenfalls nicht heraus.

Sicher ist, dass Winterkorn auch nach dem Abschied von VW ein glühender Fußball-Fan bleibt. In seiner Jugend stand er beim TSV Münchingen in der Nähe von Stuttgart im Tor. Die große Karriere machte er jedoch als Manager. Und er hat dem "Handelsblatt" mal gesagt, er halte die Beteiligung an Fußball-Klubs für ein "sehr profitables Geschäftsmodell".

Nicht nur hierzulande. Deshalb ist eine VW-Tochter Sponsor von Atletico Madrid, deswegen fuhren und fahren Stars von Real Madrid und FC Barcelona mit Audi-Dienstwagen zum Training. Dem Manager Winterkorn gefiel das natürlich. Der Fußball-Fan Winterkorn wird nun vornehmlich in München die Nähe zu seinem Lieblingssport suchen. Zumindest können ihm nun keine Interessenkonflikte mehr unterstellt werden.

(pet)
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