Rückkehr in die Bundesliga Stuttgart wird zum Neuanfang für Großkreutz

Stuttgart/München · Nach einem halben Jahr ohne Spielpraxis kehrt der von Heimweh geplagte Kevin Großkreutz zurück in die Bundesliga. Der Weltmeister heuert beim VfB Stuttgart an.

Ein bisschen kurios ist es schon: Die erste Dienstreise mit seinem neuen Klub wird Kevin Großkreutz ausgerechnet dorthin führen, wo er nicht mehr sein wollte. Am Dienstag fliegt der VfB Stuttgart zu einem Trainingslager nach Belek in der Türkei, von dort, genau genommen von Galatasaray Istanbul, ist der Weltmeister erst vor einem Monat geflohen, geplagt von Heimweh.

Heimat ist für Großkreutz bekanntlich Dortmund, aber er wird, danach sieht es aus, bis Sommer 2018 seinen Lebensmittelpunkt nach Stuttgart verlegen. "Wir haben mit den Vereinen Einigung erzielt", sagte ein Sprecher des schwäbischen Bundesligisten am Montag. "Wir hoffen, dass wir bald Vollzug melden können." Sportvorstand Robin Dutt sagte: "Nach der unglücklichen Zeit in Istanbul brennt Kevin darauf, endlich wieder Fußball zu spielen." Die Rede ist von 2 bis 2,5 Millionen Euro Ablöse.

"Er war Feuer und Flamme für den VfB. Es war für ihn von vornherein die beste Adresse", versicherte Trainer Jürgen Kramny, vor der Winterpause von der Zwischenlösung zum Chef befördert, am Montag beim Trainingsauftakt der Stuttgarter. Er hat sich erkundigt über Großkreutz, wohl auch bei Kumpel Jürgen Klopp, unter dem der Allrounder einst bei Borussia Dortmund zu einem "Top-Spieler" (Kramny) reifte.

Großkreutz und der VfB Stuttgart: Da haben sich zwei gesucht und gefunden. Großkreutz braucht ja dringend einen Neuanfang, sein neuer Verein ebenso. Für 1,5 Millionen Euro war der 27 Jahre alte Allrounder vergangenen Sommer am letzten Tag der Wechselzeit zu Galatasaray gewechselt. Doch weil sich die Türken 48 Sekunden zu lang Zeit ließen, den Wechsel beim Weltverband Fifa zu melden, wurde Großkreutz gesperrt.

Nach der Winterpause hätte Großkreutz für Galatasaray spielen können, doch da hatte er längst beschlossen, dass das Ausland für ihn nichts ist. Jetzt also folgt in Stuttgart sein zweiter Versuch, seine Karriere wiederzubeleben. Im Sommer vergangenen Jahres war er bei Borussia Dortmund schon auf dem Abstellgleis gelandet, Verletzungen hatten ihn zurückgeworfen, und der neue Trainer Thomas Tuchel wollte ihn nicht mehr.

Stuttgart heißt nun die Ersatzheimat, beim VfB können sie ihn gut brauchen im Abstiegskampf, als defensiven wie offensiven, als links wie rechts einsetzbaren Dauerläufer. Vorausgesetzt freilich, Großkreutz findet zurück zu der alten Dynamik. Dem VfB ist er das Risiko jedenfalls wert, und er muss schließlich auch etwas tun: Derzeit trennen die Schwaben auf Tabellenrang 15 nur zwei Punkte von Schlusslicht 1899 Hoffenheim.

"Ich hoffe, dass er Mentalität in die Mannschaft bringt", sagt Kramny - weil ein Großkreutz alleine aber nicht reicht, sucht der VfB nach wie vor einen Innenverteidiger. Die Suche jedoch erweist sich als schwierig. Immerhin ist die Suche nach einem neuen Stürmer vorerst abgeschlossen. Der Verein bestätigte am Montagnachmittag, dass Artem Krawez bis zum Saisonende von Dynamo Kiew ausgeliehen wird.

Es dauert übrigens nur gut einen Monat, ehe es für Großkreutz zu einem Wiedersehen mit seiner großen Liebe Borussia Dortmund kommt: Am 9. Februar empfängt der VfB den BVB im Viertelfinale des DFB-Pokals.

(ems/sid)
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