Stuttgart droht der Abstieg VfB plant kompletten Neuanfang — ohne Dutt

Stuttgart · Der VfB Stuttgart hofft noch auf ein Wunder. Doch schon jetzt werden die Weichen für die 2. Liga gestellt. Ob Robin Dutt und Bernd Wahler dann noch dabei sind, ist fraglich. Auch Trainer Jürgen Kramny wackelt.

VfB Stuttgart plant kompletten Neuanfang — ohne Robin Dutt
Foto: dpa

Es sah nach einem ganz normalen Arbeitstag beim VfB Stuttgart aus, als Jürgen Kramny am Montagvormittag seine Profis zum Training bat. Dabei ist bei den Schwaben nichts mehr normal. Zwar hofft der VfB beim Saisonfinale am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) beim VfL Wolfsburg noch auf ein Wunder. Im Hintergrund laufen aber schon längst die Planungen für den "worst case", wie Sportvorstand Robin Dutt den Absturz in die 2. Liga bezeichnet.

Und da steht der fünfmalige deutsche Meister nach Jahren der Fehlplanung und Misswirtschaft vor umfassenden Veränderungen. Präsident Bernd Wahler, Dutt selbst und Trainer Kramny wackeln bei einem Bundesliga-Abstieg, dem zweiten der Vereinsgeschichte nach 1975, bedenklich. Darüber reden mag derzeit aber noch niemand.

"Es ist jetzt noch nicht der Zeitpunkt. Es besteht noch diese Restchance - und wir sollten ein anständiges, mit Siegeswillen versehenes Spiel abliefern", sagte der angeschlagene Dutt, der noch Rückendeckung spüren will.

Doch damit ist es offenbar nicht allzu weit her. Der Aufsichtsrat der Schwaben plant einen Neuanfang. Als Nachfolger von Dutt, der vor knapp eineinhalb Jahren mit großen Plänen angetreten war, längst aber als gescheitert gilt, nennt der "kicker" bereits Ex-Nationalspieler und VfB-Ikone Karl Allgöwer. Den hatte der Aufsichtsrat zuletzt bereits als externen Berater des Vorstands installiert. Der 59-Jährige signalisierte bei Sky durchaus Interesse, "aber eine Alibi-Funktion werde ich nicht übernehmen".

Wahler, bei den Fans ohnehin umstritten, könnte bei einer Mitgliederversammlung im Juli scheitern. Und Kramny? Dass die Stuttgarter mit dem 44-Jährigen in die 2. Liga gehen, erscheint eher unwahrscheinlich.

"Es ist klar, dass man die Kritik an bestimmten Personen aufhängt. Wir haben uns für einen Weg die nächsten Jahre entschieden. Dieser Weg hat auch vorgesehen, dass der worst case eintreten kann. Aber auch darauf werden wir sehr gut vorbereitet sein", meinte Dutt.

Natürlich habe man sich "gewünscht, dass unsere Maßnahmen schneller zum Erfolg geführt hätten", so der Sportvorstand weiter, "aber das sind alles Dinge, die wir nach der Saison deutlich benennen müssen." Dies würde auch heißen, "auf sich selber zu zeigen, aber auch auf sein Personal. Wir arbeiten aber noch eine Woche zusammen. Da sollten wir mit der Aufarbeitung warten."

Nichts soll die Konzentration stören, um die minimale Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Auch der Platzsturm aufgebrachter Anhänger am Samstag soll abgehakt sein. Der VfB ist jedoch selbst bei einem Sieg in Wolfsburg auf ein passendes Ergebnis beim direkten Duell zwischen Bremen und Frankfurt angewiesen, um sich vielleicht doch noch in die Relegation zu retten.

Fünf Pleiten in Serie

Für Kramny gilt es nun, die Mannschaft von der fast unmöglichen Mission zu überzeugen. Ein schwieriges Unterfangen. "Die Ansprache ist immer eine große Herausforderung. Es ist insgesamt ein emotionaler Zustand. Du merkst, dass der Kopf entscheidend ist", sagte Dutt.

Zuletzt hatte Kramny den Kopf seiner Spieler nicht mehr erreicht. Fünf Niederlagen in Serie, acht Spiele ohne Sieg sprechen eine allzu deutliche Sprache. Das 1:3 gegen Mainz am Samstag war einem sportlichen Offenbarungseid gleichgekommen.

Trotzdem: Bereits am Sonntag hatten die Verantwortlichen dem Team um Kapitän Christian Gentner eindringlich klar gemacht, dass es jetzt auch "um Anstand und Ehre geht. Für uns ist ganz wichtig", so Dutt, "dass wir als Einheit mit Jürgen zusammen diesen Schritt gehen". Den Schritt in den Abgrund.

(sid)
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