VfB Stuttgart siegt im Abstiegskampf "Chancentod" Harnik bedankt sich bei "Matchwinner" Ginczek

Stuttgart · Als Daniel Ginczek die rote Laterne nach quälend langen 64 Tagen endlich ausgeschossen hatte, gab es für Martin Harnik kein Halten mehr. "Ich habe das Stadion ausrasten hören und bin sofort rausgestürmt", sagte der Angreifer des VfB Stuttgart über den 3:2 (1:0)-Siegtreffer seines Kollegen in der Nachspielzeit gegen Werder Bremen.

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Harnik hatte das Tor nach zwei von ihm slapstickartig vergebenen Großchancen und seiner Gelb-Roten Karte (84.) in der Kabine am Fernseher verfolgt. Sofort rannte er zum Spielfeld, wenige Sekunden später stürzte er sich auf den auf dem Rasen kauernden Ginczek und brüllte diesem ins Ohr. "Ich habe mich bei ihm bedankt und ihn angeschrien, wie geil das ist", gab Harnik seine Worte wieder.

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Stuttgart - Bremen

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Geil — so fanden alle Stuttgarter diesen turbulenten zweiten Heimsieg nacheinander. Der VfB verließ damit erstmals seit dem 19. Spieltag den letzten Tabellenplatz und hat nur noch einen Punkt Rückstand auf Relegationsrang 16. "Es war ein unfassbarer Abend", sagte Ginczek.

Das galt vor allem für Harnik. Nach der Führung durch VfB-Kapitän Christian Gentner (15.) und dem zwischenzeitlichen Ausgleich von Davie Selke (50.) hätte Harnik alles klarmachen müssen (61., 62.). "Jeder Bundesliga-Profi sollte den Anspruch haben, diese Dinger zu machen", sagte er. Doch Harnik vergab stümperhaft — und wurde vom eigenen Publikum ausgepfiffen. "Jeder einzelne Pfiff hat weh getan", sagte er später.

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Doch Harnik gab sich wie der gesamte VfB nicht auf, "weil ich es der Mannschaft schuldig bin, alles zu geben". Seine Flanke nutzte Ginczek zum 2:1 (70.), es war der vierte Treffer des lange verletzten Angreifers in den jüngsten drei Spielen. Dann sollte Harnik ausgewechselt werden; doch bevor es eine Spielunterbrechung gab, flog er nach einem "dummen Foul" (Trainer Huub Stevens) vom Platz — und Jannik Vestergaard glich keine zwei Minuten später erneut aus (86.). "Da hätte ich mich am liebsten vergraben", sagte Harnik, "das war ein ganz, ganz bitterer Moment, weil ich dachte, dass ich der Mannschaft einen Bärendienst erwiesen hatte."

Doch Stuttgart kam zurück — und Harnik sowie mit ihm das Gros der 51.330 Zuschauer in der Mercedes-Benz Arena rastete aus. "Fußball ist einfach brutal", fasste der Österreicher dieses verrückte Spiel zusammen. Coach Stevens meinte sichtlich gezeichnet: "Ich habe schon viel erlebt, aber was sie mir heute wieder angetan haben — unglaublich." Doch Stevens betonte auch: "Das ist nicht gefestigt, wir haben noch sechs Endspiele und dürfen uns nicht reich lächeln." Angesichts der gezeigten Form und des Restprogramms mit Heimspielen gegen Freiburg und Hamburg sowie dem Abschluss in Paderborn ist die Hoffnung auf den Klassenerhalt aber groß.

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Bremen dagegen fürchtet, noch einmal zittern zu müssen. "Ich habe mich in meiner Zeit bei Werder noch nie so aufgeregt", schimpfte Geschäftsführer Thomas Eichin und erteilte den Spielern Redeverbot: "Die sollen den Kopf in den Sand stecken und sich mal überlegen, was sie in dieser Saison wollen."

Der Sprung auf den möglichen Europa-League-Startplatz sieben war drin, doch Werder stellte sich beim 2:3 "amateurhaft" an, wie Trainer Viktor Skripnik meinte, der für Montag klärende Gespräche ankündigte. "Die Einstellung fehlt momentan", kritisierte Eichin angesichts von vier Spielen ohne Sieg weiter, "das müssen wir schleunigst zurückgewinnen."

(sid)
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