Union hakt Aufstieg nach Pleite in Braunschweig ab "Fangen nicht an zu spinnen"

Beste Saison der Vereinsgeschichte, und doch sitzt der Frust tief: Beim Tabellenvierten Union Berlin hat man nach der 1:3-Niederlage gegen Eintracht Braunschweig den ersten Bundesliga-Aufstieg abgehakt.

 Der Frust nach der Niederlage in Braunschweig saß bei Union Berlin tief.

Der Frust nach der Niederlage in Braunschweig saß bei Union Berlin tief.

Foto: dpa, pst

Umtost von der blau-gelb getönten Braunschweiger Aufstiegseuphorie schleppten sich die abgekämpften Profis von Union Berlin in die rot gefärbte Stadionecke zu ihren mitgereisten Fans. Die 1:3 (0:1)-Niederlage bei den Niedersachsen war das gefühlte Ende aller Hoffnungen auf den erstmaligen Sprung in die Erstklassigkeit, doch die Anhänger der Gäste beantworteten den fast schüchternen Applaus der Spieler trotzdem mit aufmunternden Sprechchören und Gesängen.

Praktisch sicher ist: Am Ende der erfolgreichsten Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte dürfte der Tabellenvierte mit leeren Händen dastehen. "Wir schenken die letzten beiden Spiele bestimmt nicht her, aber die Tabelle sagt alles. Wir fangen jetzt nicht an zu spinnen", sagte Trainer Jens Keller. Sechs Punkte und mindestens sechs Tore müsste man aufholen, um noch den dritten oder gar den zweiten Platz zu erklimmen.

Auch Mannschaftskapitän Felix Kroos hatte nach nur einem Punkt aus den letzten vier Auswärtsspielen überhaupt keine Lust auf theoretische Rechnereien: "Da muss man doch realistisch sein! Mag sein, dass wir eine gute Saison gespielt haben, aber das ist mir erst einmal egal."

Bei diesen Worten schaute der 26-Jährige schon ein wenig neidisch auf seine Braunschweiger Berufskollegen, die euphorisch ein Interview nach dem anderen abspulten — und dabei die Zuversicht verbreiteten, Rang zwei vor dem punktgleichen niedersächsischen Erzrivalen Hannover 96 verteidigen und damit direkt aufsteigen zu können.

"Wir haben jetzt eine schöne Ausgangslage. Die wollen wir nicht mehr aus der Hand geben", sagte Spielführer Ken Reichel, dessen Tore in der 6. und 64. Minute den Grundstein zum verdienten Erfolg legten. Den wichtigen Sieg sicherte Domi Kumbela mit seinem zwölften Saisontreffer (75.), für Union traf zwischenzeitlich Maximilian Thiel (65.)

Die kleine Leistungsdelle der Norddeutschen zu Beginn der Rückserie ist längst Geschichte, nach nur einer Niederlage aus den letzten 13 Partien sind die Chancen auf eine Rückkehr in Liga eins exakt 50 Jahre nach dem einzigen deutschen Meistertitel prächtig. Es geht "nur" noch zum Tabellenvorletzten Arminia Bielefeld, am letzten Spieltag muss dann Absteiger Karlsruher SC in der Löwenstadt antreten. Spitzenreiter Stuttgart und Hannover nehmen sich derweil am Sonntag im direkten Vergleich gegenseitig die Punkte weg.

"Die Mannschaft ist bereit, ihren Traum zu leben", sagte Trainer Torsten Lieberknecht fast poetisch, er warnte aber auch vor allzu großem Optimismus: "Wir wollen unser Navi erst mal auf Bielefeld einstellen. Und noch nicht auf München oder Dortmund."

(sid)
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